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Aprilwetter

Aprilwetter

Titel: Aprilwetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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das auch in der Schule gesungen«, fragte Christine, »beim Wandertag?«
    Eine Antwort erübrigte sich, sicher erwartete sie auch keine, denn sie sprach weiter: »Das war ein echt schöner Tag.«
    »Ja«, sagte Daniel.
    Benno schwieg, denn er spürte Christines Brust durch ihr Sweatshirt und seine feuchte Jacke. Er hörte nicht zu.
    Im Hotelzimmer ging es wieder keusch und vorsichtig zu, Christine verschwand wie immer als Erste im Bad und kam nach einiger Zeit wieder in dem Paisley-Pyjama, den sie in La Baule gekauft hatte. Dann gingen Daniel und Benno nacheinander, putzten sich brav die Zähne und legten sich in ihrer Unterwäsche ins Bett. Pyjamas besaßen sie beide nicht. Sie schliefen normalerweise nackt, aber auf dieser Reise war das nicht drin.
    Daniel schnarchte schon leise und regelmäßig, und Christine lag so still, dass Benno glaubte, sie sei ebenfalls eingeschlafen, als er noch einmal aufstand, um das Fenster zu öffnen. Draußen ging ein böiger Wind. Es schien auf ein Gewitter rauszulaufen. Die Luft roch elektrisch.
    —
    Ob ihn ein Donnerschlag aufgeweckt hatte oder etwas anderes, wusste Benno nicht, aber sein Herz klopfte wie wild, und er sah die Vorhänge im Luftzug schwingen und hörte starken Regen draußen auf die Markise prasseln. Daniels kleine Schnarcher hörte er auch, und noch etwas hörte er: ein leises, regelmäßiges Rascheln oder Schaben, so leise, dass er es eigentlich gegen den Regen nicht wahrnehmen durfte und nicht sicher sein konnte, ob es Einbildung oder wirklich Geräusch war. Er lag auf dem Rücken und drehte den Kopf zu Christine, die rechts neben ihm unter einer gemeinsamen Decke mit Daniel schlief. Er drehte den Kopf so langsam und vorsichtig, dass sie es, falls sie wach wäre, vielleicht nicht bemerken würde, jedenfalls hoffte er das, denn längst hatte er zum Geräusch eine Vorstellung, die ihn veranlasste, den Atem anzuhalten.
    Sie lag auf dem Rücken, hatte die Decke von sich geworfen, das Pyjamaoberteil unters Kinn gerafft, ihre Brüste lagen frei, ihre Augen waren geschlossen, soweit er das in der Dunkelheit beurteilen konnte, und das Geräusch kam, wie er angenommen hatte, von ihrer Hand, die sie in die Pyjamahose geschoben hatte zwischen ihre Beine, wo sie sich mit schnellen Bewegungen selbst befriedigte.
    Benno lag starr, konnte die Augen nicht von dem Anblick wenden und wusste nicht, ob sie das im Schlaf tat, ob sie träumte und ihren Traum unwissentlich in der Realität begleitete oder ob sie wach war und wissen oder ahnen konnte, dass er ebenfalls wach war und alles mitbekam, ob sie das in Kauf nahm, es vielleicht sogar wollte, ob er sie anfassen konnte oder sollte oder ob er das auf keinen Fall wagen durfte, um sie nicht zu wecken und ihrer Scham auszuliefern.
    Jetzt ließ sie ihre Beine auseinanderfallen, ihr linkes Knie lag auf Bennos Hüfte, wieder knapp daneben, und diese Berührung, in Verbindung mit dem Anblick und Geräusch, zu dem jetzt auch das Vibrieren der Matratze und ein leises, tiefes, regelmäßiges Stöhnen gekommen war, reichte, ihm einen Orgasmus zu bescheren, wie er ihn noch nicht erlebt hatte. Sein ganzer Körper zog sich zusammen vom Nasenbein bis zu den Fersen und löste sich auf, vermischte sich mit der Bettdecke, der Matratze, dem Leintuch, Christines Knie, dem Regen, dem Luftzug und Christines jetzt langsamer werdenden Bewegungen und immer tieferen Atemzügen. Und dann kam ihre Hand, die linke, zu ihm, nahm seine Hand und umschloss sie leicht, während die rechte noch immer in der Schlafanzughose lag und letzte kleine Bewegungen vollführte, die von ebenso kleinen Zuckungen ihrer Hüften begleitet waren, dann lag sie still.
    Eine Zeit lang lag auch Benno still, dann löste er vorsichtig seine Hand aus ihrer, griff über sie hinweg und zog die leichte Decke über ihren Körper. Sie schlief. Oder sie tat so. Und er würde morgen nicht mehr wissen, ob er das geträumt hatte oder ob es wirklich geschehen war.
    Er stand vorsichtig auf, holte sich eine frische Unterhose aus dem Koffer, so leise es ging, schlich ins Bad und hoffte, dass kein Donner Christine oder Daniel wecken würde, er wusch den Slip, legte ihn zum Trocknen über den Heizkörper, nahm sich vor, morgen früh als Erster aufzustehen, um diese verräterische Spur wieder zu verbergen, und stellte sich ans Fenster, sah in den Regen hinaus und konnte sich nicht vorstellen, in dieser Nacht noch einmal einzuschlafen.
    —
    Kurz vor Mitternacht, er müsste eigentlich inzwischen müde

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