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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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Familienfesten (mit Verwandten, die gerne und viel mit ihm zusammen tranken), mit klirrenden Eiswürfeln in einem gut sichtbar auf dem Armaturenbrett seines Wagens stehenden Kristallglas voller Alkohol, wenn er irgendwohin fuhr. Seine Dämonen lauerten im Untergrund und zeigten sich in seiner sarkastisch-gemeinen irischen Schlagfertigkeit, die jeden traf, der ihm in solchen Momenten über den Weg lief, meistens natürlich meine Mutter und mich.
    Meine Mutter starb 1985 an einer schweren Bindegewebskrankheit (wie schon ihre Mutter), nicht ganz zwei Jahre nach meinem Vater. Beide waren noch jung, in ihren frühen Sechzigern; und doch kann ich mir nicht vorstellen, dass sie älter werden wollten.
    Mein erwachsenes Leben begann sehr plötzlich im Sommer 1967. Ich hatte die Journalismus-Ausbildung an der Universität von Syracuse abgeschlossen, wohnte zuhause und arbeitete die Nachtschicht bei der Tageszeitung von Elmira, als ich eines Nachts zufällig schwanger wurde. Ich hatte mit einem Jungen, den ich von Kind auf kannte, hinter dem Familienfriedhof viel zuviel Gras geraucht. Ich konnte mich nicht bewusst an den Akt selbst erinnern und konnte ihn erst einige Monate später, sozusagen gezwungenermaßen, wieder rekonstruieren. Ich war völlig außer mir beim Gedanken, dass ich meinen Eltern alles würde erzählen müssen (das Thema Marihuana gerade so sehr wie die anderen Umstände), denn das war im Jahr 1967, lange bevor es rechtliche Möglichkeiten oder andere bessere Lösungen gab. Mein Freund Dan Stimmerman hatte mehrere Sommermonate in Martha‘s Vineyard, Massachusetts, verbracht und mir alles über diesen für ihn so wunderbaren Ort erzählt. Und so erschien ein Bild vor meinen Augen: eine Insel. Erreichbar nur mit Boot oder Flugzeug. Abgelegen. Sicher.
    Am Neujahrstag 1968 (nach jener Party bei Jane und Rob) machte ich mich deshalb in dem mir zum Abschlussdiplom geschenkten Ford Mustang ohne Landkarte und in einem wütenden Schneesturm auf nach Martha‘s Vineyard, von Webbs Mills quasi in den allerletzten Minuten direkt auf die Fähre von Woods Hole; wie ich später herausfand, war es in jener Nacht die letzte Überfahrt zur Insel. Ich verließ mein Auto und ging auf das Aussendeck, wo ich in der zunehmenden Dunkelheit im eisigen Salzwasserwind stand, während die Fähre die Bucht durchquerte und in den Hafen einfuhr; ich sah die vorbeiziehenden Klippen und die Möwen, die über den Wellen kreisten, und hatte das Gefühl, endlich an jenem Ort angekommen zu sein, wo ich für den Rest meines Lebens hingehörte, so wie es sicher auch vielen anderen vor oder nach mir ergangen ist. Sogar jetzt, an meinem Pult, inmitten der wogenden blauen Hügel der Finger Lakes-Gegend, in einer Landschaft, die nicht nur wunderschön, sondern im Gegensatz zu Martha‘s Vineyard auch finanziell erschwinglich ist, verspüre ich das gleiche Gefühl wie in jenem ersten Moment, als ich das dunkle, kalte Meer allein oder eben doch nicht ganz allein überquerte und wusste, dass die nahe Zukunft zwar fast unerträglich schmerzhaft sein, aber nur mir gehören würde.
    Ich nahm mir im ersten Motel, das ich fand, ein Zimmer, telefonierte am nächsten Morgen der Vineyard- Gazette und bat, mit Henry Beetle Hough, dem berühmten Redaktor, Essayist und Umweltsprecher der Insel selbst sprechen zu dürfen. Er kam ans Telefon und unterhielt sich sehr liebenswürdig über meine Qualifikationen für eine Stelle und über die Tatsache, dass er keine offenen Reporterstellen hatte. Ich sagte, das sei okay, fragte aber, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ihn regelmäßig anriefe, um nachzufragen. Etwas in seiner Stimme veränderte sich darauf; ich glaube, irgendeine Art Wissen war zwischen uns geflossen, obwohl ich mich immer noch an mein gewohnheitsmäßiges Täuschungsmanöver klammerte. „Kommen sie mal vorbei und dann werden wir sehen,“ sagte er. Ich hängte den Telefonhörer auf, fuhr hinüber nach Edgartown und fand das Büro der Gazette , ohne überhaupt jemanden danach gefragt zu haben.
    Ich war damals im sechsten Monat schwanger, aber man hätte mich auch für übergewichtig halten können; zumindest zogen es meine Eltern, die nie bewusst etwas über dieses Kind wussten, vor, diesen Tatbestand anzunehmen. Als ich das Büro der Gazette betrat, musste ich zuerst über einen schlafenden Collie steigen und dann meinen beträchtlichen Umfang an einer enormen donnernden Mergenthaller-Druckpresse und an einer tatsächlich funktionierenden Setzmaschine,

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