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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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gefällt dieser Ausdruck über die ‚großen Titten’ und die Gleichstellung mit ‚Dummheit’ überhaupt nicht“ – gab sie mir sofort Recht und entschuldigte sich überschwänglich, obwohl ich den Eindruck hatte, dass sie nicht wirklich verstanden hatte, worum es mir ging – dass ihre Entschuldigung wohl ehrlich, aber auch etwas ratlos war.
    Das soll nicht heißen, Jane irgendeinen Mangel an politischer Korrektheit unterzuschieben oder sie wegen sexueller Schlagfertigkeit, die für die meisten Leute zu Recht reizvoll ist, anzuklagen. Jane besaß eine innere Großzügigkeit, die niemals urteilte oder verurteilte, ganz zu schweigen von einem völlig schamlosen, erdhaften Sinn für Humor. Alle von uns haben zudem übernommene Ausdrucksarten, und den Reaktionen anderer darauf zu begegnen ist eine natürliche Lernmethode, die an sich selbst harmlos ist. Später wies Jane mich darauf hin, wie abwertend mein ebenso sorgloser wie häufiger Gebrauch des Ausdrucks „dünn und mitgenommen“ war, und der Gedanke einer persönlichen Beleidigung war für mich ebenso unverständlich wie er es anscheinend früher für sie gewesen war.
    Tatsache ist, dass diese beiden Bemerkungen die uns einschränkenden Glaubenssätze und die entsprechenden Resultate ganz wunderbar illustrieren. Für Jane: dick = dumm; für mich: dünn = kränklich. Aber keine von uns beiden sah diese Übereinstimmung. Sie war immer nur gerade am Rande unserer bewussten Wahrnehmung - da, aber doch nicht ganz da, bereit, uns eine riesige Quelle von Verbindungen, die uns nie so genau klar waren, zu eröffnen.
    So offensichtlich – und so voller Tricks. Aber damals erschien uns beiden (privat und größtenteils unbewusst) die ganze „Frauen-Sache“, wie wir sie nannten, wie die Klippen der Loreley, die nur darauf warteten, dass unsere wirklichen, für uns selbst gemachten Pläne daran zerschellten. Obwohl sie sich selbst nie als „Feministin“ betrachtete – „Ich betrachtete mich nie in diesem Sinne. Ich betrachtete mich als Schriftstellerin,“ sagte sie einmal – schäumte Jane vor Wut über jegliche Andeutung, dass ihre Arbeit nur deshalb gefördert werden könnte, weil sie eine Frau war; das war auch einer der Gründe, weshalb sie so dünn (ähnlich wie ein Mann) bleiben wollte. Für sie bedeutete „kurvenreich und sexy“ (oder in anderen Worten: mit großen Titten) „frivol“, wie sie es in ihrem Tagebuch nannte. Damit wollte sie nichts zu tun haben. (Sie fragt sich sogar in ihrem Tagebuch und in ihren Notizen, ob sich das Erscheinen von Seth als männliche Stimme aus diesen Glaubenssätzen ergab.)
    Erinnern wir uns, dass wir hier über die Sechziger- und Siebzigerjahre sprechen, als es für eine Frau noch schwierig war, ihre eigene Autoversicherung abzuschließen, ganz zu schweigen davon, ihren eigenen Erfolg bestätigt zu erhalten oder ihren eigenen Namen beibehalten zu können. Noch 1974 wollte die Zeitung von Elmira mich in einem Artikel über einen von mir gewonnen Journalismuspreis als „Mrs. Ned Watkins“ bezeichnen; vier Jahre, nachdem Ned und ich geschieden worden waren. Das war bei den meisten Zeitungen das Standardvorgehen. Es gab keine Nachrichten über Frauen mit ihrem eigenen Namen (die gleiche Zeitung nannte Jane stets „Mrs. Butts“, wenn ein Artikel über ihr neuestes Buch erschien.) Ich wandte mich deswegen voller Zorn an Maggie Granger, die zu meiner Überraschung alles andere als verständnisvoll war und nur sagte: „Vorschrift ist Vorschrift“, obwohl Jane sich für mich einsetzte (Maggie und ich hatten eine ziemliche Auseinandersetzung darüber). Komischerweise erinnere ich mich nicht mehr daran, ob der betreffende Artikel dann auch wirklich in der Zeitung von Elmira erschien oder nicht.
    Für Jane und mich war unsere Identität aufs Heftigste, vielleicht sogar mit einer gewissen Angst, mit dem Bild der Schriftstellerin verknüpft, und so war es denn auch kein Wunder, dass ich dieses Themas wegen völlig aus dem Häuschen geriet. Wie Jane betrachtete auch ich mich nicht als Feministin (obwohl ich mich, genau wie sie, über ähnliche Punkte wie diese aufregte); zuerst einmal war ich eine Schriftstellerin und das schloss alles andere ein. Und wie Jane war auch ich davon überzeugt, dass es das Frausein war, das mich in Schwierigkeiten gebracht hatte (und das trotz der wirklichen Schwierigkeiten, in die mich mein Schreiben, vor allem bei der Nachrichtenberichterstattung, manchmal gebracht hatte). Irgendwann einmal in

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