Aqua
Miene im Bereich des Herzens auf seine Brust.
Uli stellte ein Glas Wein vor Walde auf die Theke und schenkte anschließend aus der Flasche in Jos Glas nach. »Welchen Meineid im Namen Winnetous hast du denn da wieder geleistet?«
Jo ignorierte Ulis Bemerkung und prostete seinem Sitznachbarn zu. »Kannst du mal nachsehen?«
Walde nickte. »Okay.« Der Wein schmeckte frisch, war nicht zu herb und hatte genau die richtige Temperatur.
»Was jetzt, der Wein oder meine Frage?«
»Beides okay.«
In der Wohnung war es still. Keine Gespräche, weder Radio noch Fernseher waren zu hören. Als Walde in die Küche schaute, saßen dort Doris und Marie am Esstisch. Sie schienen ihn bereits erwartet zu haben.
Wenige Minuten, nachdem Doris ihm berichtet hatte, die Kinder seien problemlos eingeschlafen und das Essen für ihn zum Aufwärmen in der Mikro stehe, verschwanden beide. Erst da fiel Walde ein, dass er nicht einmal gefragt hatte, wo sie hinwollten.
Wenig später machte es sich Walde mit einem Teller Gemüseauflauf und einem Glas Weißwein vor dem Fernseher bequem. Was hatte Uli da vorhin von Tele Mosel erzählt?
Gerade hatte die in Endlosschleife gesendete halbe Stunde mit Lokalnachrichten wieder von vorne begonnen.
Den Aufmacher bildete der Bericht von der Havarie des Schubschiffes an der Longuicher Brücke, von dem er am Morgen bereits im Radio gehört hatte. Die Kamerafahrt über den Hafenkai, an dem das geborgene Schubschiff nun vor Anker lag, schien nicht enden zu wollen. Er wunderte sich, dass mit diesen fast zweihundert Meter langen Ungetümen nicht mehr Unfälle passierten.
Beim Wetterbericht hatte sich nichts geändert. Auch für die nächsten Tage wurden ergiebige Regenfälle vorhergesagt. Der Pegel der Mosel hatte die kritische Marke von acht Metern überschritten. Für den nächsten Tag wurde das Erreichen der als sehr kritisch bezeichneten Marke von neun Metern erwartet.
Seine Aufmerksamkeit war gleich wieder hergestellt, als er sich selbst im Großformat sah, wie er in gebückter Haltung und mit missmutiger Miene über das Pflaster der Einfahrt vor Brödings Kanzlei stolperte. Wenige Sekunden später stellte Walde seinen noch halb gefüllten Teller auf den Wohnzimmertisch, drehte den Ton ab und griff zum Telefon. Grabbe meldete sich augenblicklich.
»Du bist noch bei der Arbeit?«, fragte Walde.
»Ich bin noch etwas sehr Interessantem auf der Spur. Es betrifft Holtzer.«
Walde dachte an den riesigen Stapel Material, den Grabbe bereits über den Lokalpolitiker zusammengetragen hatte. »Hast du schon gesehen, was Tele Mosel über unseren Fall bringt?«
»Du meinst wohl eher über dich. Hast du denen irgendwas getan?«
»Eher nicht getan, was die Weitergabe von Informationen angeht«, sagte Walde, der sich nun bereits an der dritten Örtlichkeit auf dem Fernsehbild sah, diesmal auf dem Bauernhof. »Können wir da nichts machen? Weiß Monika Bescheid?«
»Sie hat sich vorhin gemeldet und will gucken, dass sie schnellstmöglich eine Unterlassungserklärung erwirkt.«
»Bis dahin wird die Sache zwei Mal pro Stunde gesendet«, stellte Walde fest. »Mach’ bald mal Feierabend!«
Walde nahm den Teller wieder auf den Schoß, das Essen war inzwischen kalt und schmeckte nicht mehr. Nun flimmerten verwackelte Bilder über den Schirm. Zuerst eine Sequenz, in der Klaus Holtzer den Kameramann oder die Kamerafrau vom Hof weist, dann ein Auto, das in den Hof des Polizeipräsidiums einfährt. Im Fond sind Holtzer und Roth zu erkennen.
Es folgten Berichte von Moseldörfern, in denen mobile Schutzvorrichtungen gegen Hochwasser errichtet wurden, und Bilder von ufernahen Straßen, die bereits von der Mosel überflutet waren.
Nebenan im Sessel lag zusammengerollt die Katze. Sie öffnete kurz ein Auge, als Walde sich erhob und zur Terrassentür ging. Quintus schlief auf der überdachten Terrasse auf einem Stück Kunstrasen. Während er das dicke Fell des Malamuts kraulte, ließ Walde sich vorsichtig auf Mathildas Bobbycar nieder und schaute hinaus auf die dunkle Wiese. Der Regen hörte sich an, als würden Zwiebeln in der Pfanne brutzeln.
Nachdem er den Teller abgeräumt hatte, begann die Nachrichtensendung von Neuem. Er stellte den Ton lauter und hörte zu, wie auf Tele Mosel berichtet und durch angebliche Beweisbilder belegt wurde, dass Kommissar Waldemar Bock heute Vormittag im Beisein einer wahrscheinlich überrumpelten oder sonst wie eingeschüchterten Angestellten eine unbefugte Durchsuchung in der Kanzlei
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