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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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anschloss, war überschaubar. Es war türkis gefliest, was zahlreiche Mieter direkt zu einer Mietminderung wegen optischer Beeinträchtigung verleitet hätte. Des einen Leid, des anderen Freud: Ich liebte die Farbe.
    Bevor ich mir das Geschirr vornahm, füllte ich eine Maschine mit schmutziger Wäsche.
    Danach bestückte ich den Ultraschallspüler mit den eingetrockneten Tassen, Tellern und dem Besteck. Ich öffnete alle Fenster und freute mich über das immer besser werdende Wetter und die angenehmen Temperaturen. Der Frühling bewegte sich auf seinen Zenit zu.
    Gegen dreizehn Uhr war ich mit vollen Taschen zurück vom Supermarkt. In Sandy Hills konnte man fast jede beliebige Distanz binnen dreißig bis vierzig Minuten zu Fuß zurücklegen. Für einen Einpersonenhaushalt war die Schlepperei von Einkäufen erträglich. Auf Dauer würde ich dennoch über die Anschaffung eines Autos nachdenken müssen.
    Es wurde Zeit, das Essen zuzubereiten. Die Schnippelei für die Tarte, ein Rezept von meinem Vater, erledigte ich bei guter Musik, die ich durch lautes, unmelodisches Mitsingen entweihte. Die Platte hatte ich lang nicht mehr gehört: Kid Davis’ „Going nowhere“. Eine Mischung aus Funk und Soul – sie verbreitete ungewohnt gute Laune. Als ich die Crème fraîche über Gemüse und ausgelassenen Speck gegossen und Unmengen von Käse darauf verteilt hatte, klingelte das Mob. Ich schob schnell die Form in den Ofen, schloss die Ofentür mit meinem linken Fuß, während ich mit der rechten Hand nach dem Mob angelte.
    „Petit, hallo.“ Ich würde kein Wort verstehen, wenn ich nicht die Musik leiser drehte.
    „Entschuldigung, wer ist da?“
    „Ich bin’s, Schatz, deine Mom. Ist das nicht ungewöhnlich fröhliche Musik für deinen Geschmack?“
    „Manchmal komme selbst ich aus meiner Gruft raus.“
    „Du hast dich doch nicht etwa verliebt?“
    „Niemand kann dir vorwerfen, du wärest nicht direkt. Nein, Ma. Ich bin nicht verliebt. Weder verknallt noch verschossen.“
    „Das ist gut. Ich hatte letzte Nacht einen seltsamen Traum, der mich auf diesen dummen Gedanken gebracht hat. Mütterliche Intuition nennt man so was wohl. Obwohl ich natürlich davon ausgehe, dass du es mir ohnehin nicht sagen würdest, wenn es so wäre.“
    „Ma, keine kennt mich so wie du ... Wie geht es bei euch zu Hause?“, fragte ich schnell, um das Thema zu wechseln.
    „Mir geht es blendend. Dein Vater hat sich im Garten beim Umgraben den Fuß vertreten. Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten, zum Arzt zu gehen. Wahrscheinlich hätten sie Knochenkrebs diagnostiziert und ihn binnen Wochen zu Tode therapiert. Er sitzt jetzt draußen auf der Veranda und kühlt den Fuß. Ich denke, am Montag wird er wieder voll einsatzfähig sein.“
    „Ich erspare mir einen Kommentar zu deinem paranoiden Verhalten allen Menschen gegenüber, die anderen helfen wollen. Irgendwann wirst auch du einmal zum Arzt gehen müssen, Ma.“
    „Da sei Gott vor! Ich bin bisher ohne Ärzte ausgekommen und werde das auch nicht ändern. Das Thema ist überflüssig. Dein Vater ist der gleichen Ansicht, und bisher ist uns diese Einstellung nicht schlecht bekommen.“
    „Hast du was von Neal gehört?“
    „Nein, du etwa? Ich gehe davon aus, dass er sich erst wieder meldet, wenn er entweder pleite oder Vater geworden ist. Vielleicht auch nicht in letzterem Fall. Ich versuche natürlich, mir keine Sorgen um deinen Bruder zu machen. Aber so lange hat er sich noch nie rargemacht.“ Neal hatte sich rargemacht – das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Tatsächlich hatten wir oft monatelang nichts von ihm gehört. Der bisherige Rekord war etwas über ein Jahr gewesen. Neal hatte sich einem Ashram in Wyoming angeschlossen und es nicht für nötig erachtet, irgendjemanden über diesen Schritt zu unterrichten. Schon während seiner Ausbildung zum Ernährungsberater, in seiner Zeit als Fitnesstrainer und Masseur hatten Besuche bei unseren Eltern Seltenheitswert. Als Kinder hatten wir uns geflissentlich ignoriert. Unsere geschwisterlichen Gefühle hatten nicht mal zum Streiten gereicht. Heute war ich mir unsicher, wie er überhaupt aussah. Anrufe empfand er als unnötige gegenseitige Kontrolle.
    „Keine Sorge, Ma. Bisher hat er sich immer noch gemeldet.“ Meine Stimme klang nicht sehr überzeugend.
    „Er ist erwachsen. Was soll ich tun? Warte einen Augenblick, Nia.“
    Ich hörte, wie sie den Lautsprecher abdeckte und im Hintergrund sprach.
    „Ja, ich komme. Schatz, der

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