Arabellas Geheimnis
Stellung verlangte eine Ehefrau. Wenn man an Arabellas störrisches Wesen dachte, so war sie vielleicht keine einfache Person, aber er konnte nicht leugnen, dass er sich schon seit Langem von ihr angezogen fühlte. Er begrüßte es, dass er nun Gelegenheit haben würde, sie zu berühren und dabei zu wissen, dass sie sich keine Illusionen über Liebe machte.
„Ihr wollt mir nicht erlauben, Eure Feinde zu heilen?“ Ehrlich bestürzt sah sie zu ihm auf. Und Tristan fragte sich, wie solche Unschuld mit so einer leidenschaftlichen Natur einhergehen konnte.
„Willkommen im zivilisiertesten Königreich der Welt, Arabella.“
Jeder Ausdruck von Gefühl verschwand aus ihrem Gesicht, gerade so, als hätte sie ein Fenster geschlossen. Und Tristan trauerte um den Verlust der Frau, die er im letzten Herbst auf einer mit Laub bedeckten Lichtung angetroffen hatte.
Und während er ihr den Arm bot, um das Vorzimmer zu verlassen, freute er sich unwillkürlich über die Tatsache, dass sie ihm morgen Nacht endlich gehören würde. Und das nicht für ein paar gestohlene Augenblicke, sondern für immer.
12. KAPITEL
Rosalyn empfand es als äußerst schwierig, sich an ihrem Hochzeitstag auch nur ein einziges Mal, von ihrem Bräutigam zu entfernen.
Sie sah durchaus die Ironie der Situation. Ihr ganzes Taktieren, um sich einen Ehemann zu ergattern, hatte darin gemündet, dass sie selbst ausmanövriert worden war. Von Tristan, von Arabella und schließlich auch noch vom englischen König. Eigentlich hätte das Arrangement sie wütend machen müssen. Doch wegen der zunehmenden Erschöpfung, die eine Schwangerschaft mit sich brachte, war sie einfach nur dankbar dafür, Sicherheit in der Ehe mit einem Mann gefunden zu haben, der – oberflächlich betrachtet – es ihr nicht vorzuwerfen schien, dass sie sich in Böhmen auf einen Geliebten eingelassen hatte.
„Wo bist du gewesen?“ Ivan Litsen wartete draußen vor der Kapelle auf sie, in der sie gerade dem riesigen Schotten, der die Gunst des englischen Königs genoss, das Ehegelübde gegeben hatte.
„Es ist nicht so einfach, von der eigenen Hochzeit zu verschwinden.“ Sie schuldete Ivan viel, denn er war ihr behilflich gewesen, einen alternden böhmischen Edelmann davon zu überzeugen, dass sie sein Kind war. Aber mit der Forderung nach einem Gespräch unter vier Augen hatte Ivan die Grenzen ihrer Dankbarkeit überschritten.
Zur Tarnung stand er hinter einem Hausiererkarren, hatte eine Kapuze übers Gesicht gezogen und fiel unter den Menschen im Burghof nicht weiter auf, die mit Feilschen beschäftigt waren oder ihre Rüstungen polierten.
„Weiß die Rowan von deiner Verbindung zu mir?“ Ivan pflegte Kontakte zu abtrünnigen Splittergruppen, von denen Rosalyn noch nie etwas gehört hatte. Und seit es ihr vor drei Jahren gelungen war, am böhmischen Hof Fuß zu fassen, fragte er sie immer darüber aus, wen sie getroffen hatte. Ihre „zufällige“ Schwangerschaft war – zum Teil – ein Versuch gewesen, sich von diesen unangenehmen heimlichen Treffen zu befreien, die er immer verlangte. Doch der Plan war misslungen, als der Vater des Kindes sie schmählich hatte sitzen lassen.
„Ich glaube nicht.“ An dem Tag, als sie Arabella vom Strand in Calais fortlockte, hatte sie es eilig gehabt, dem Kampf im Wald zu entkommen. „Und wenn, dann hat sie dem Hof ihre Befürchtungen nicht mitgeteilt.“
„Mach so weiter, sonst erfährt dein neuer Ehemann, wo du deine Wurzeln hast.“ Ivan senkte die Stimme, als ein Junge einem entfleuchten Huhn durch den Burghof hinterherjagte.
„Seit drei Jahren diene ich dir auf dem ganzen Kontinent, unter den wachsamen Augen von zwei Königen. Glaubst du nicht, dass ich mir meinen Platz bereits verdient habe?“ Die Verzweiflung über ihre Heirat mit einem fremden Mann und ihr Zustand ließen ihre Zunge schärfer klingen als sonst.
Ivan sah sie aus schmalen Augen an, und Rosalyn erinnerte sich daran, warum sie in seiner Gegenwart vorsichtiger sein sollte. Er mochte gealtert sein, doch er war Mitglied der privaten Garde des alten Kaisers gewesen, und er konnte sehr jähzornig sein.
„Du bist mir für den Rest deines Lebens verpflichtet, und du tätest gut daran, es nicht zu vergessen. Denke daran, du riskierst mehr als nur deinen Hals. Wenn du unsere Abmachung nicht einhältst, wird dein Kind ein leichtes Ziel sein.“
Sein Blick ließ ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen, sodass sie fürchtete, selbst das Brautbett würde sie
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