Arabellas Geheimnis
Cotehardie, welche die Prinzessin Arabella für die Zeremonie geschenkt hatte.
Der Ausschnitt war mit goldenen Perlen verziert und erlesene Stickerei schmückte den Rücken und verdeckte die vielen winzigen Verschlüsse. Das Gewand lag bis zu den Hüften eng an. Sie trug auch einen mit Smaragden und Rubinen besetzten Gürtel, ein weiteres Geschenk von Prinzessin Anne zu diesem Ereignis.
„Ich heirate einen Mann, der mich nicht liebt, und im Austausch werde ich für immer meinem Heimatland entrissen.“ Das Kleid wie auch die Lösung, die der König wegen des unguten Geredes gefunden hatte, lasteten schwer auf Arabellas Schultern. „Ich glaube, das ist die richtige Zeit, um aufgeregt zu sein.“
„Ich hoffe, von der Prinzessin die Erlaubnis erbitten zu können, mit dir nach Northumbria zu reisen. Dann bist du vielleicht nicht so allein, wie du es befürchtest.“ Maria richtete mit geschickten Fingern Arabellas Haar, das Hilda mit einem Kranz aus getrockneten Blüten geschmückt hatte.
„Wirklich?“ Arabellas Herz machte einen Sprung, als sie Marias Vorhaben vernahm, mit dem diese ihre Freundschaft zeigte. „Du würdest mit mir bis ans Ende dieser kalten Insel ziehen, um an meiner Seite zu sein?“
Maria führte sie weiter ins Mittelschiff der kleinen Kapelle hinein, während sich eine Handvoll von Prinzessin Annes Hofdamen versammelte, um der Zeremonie beizuwohnen.
„Es würde mich freuen, wenn die Prinzessin sich von mir trennen könnte.“
„Wie kann sie das?“ Arabellas Hoffnung sank ein wenig. „Du bist die ranghöchste Edeldame in ihrem Gefolge. Sie wird dich brauchen, wenn sie in London versuchen wird, die Herzen des Volkes zu gewinnen.
Marias Wangen erröteten. „Ich werde sie daran erinnern, dass ich hoffe, das Herz eines bestimmten Mannes zu gewinnen, der ebenfalls nach Northumbria reisen wird.“
Dieses neue Problem ließ Arabellas Angst vor ihrer eigenen Hochzeit verschwinden.
„Doch nicht …“
„Ich weiß, dass du Simon Percival nicht magst, Arabella, aber …“
„Wir müssen miteinander sprechen.“ Arabella dachte wieder an das Gespräch zwischen Tristan und Simon, das sie damals in der Prager Burg belauscht hatte, und wusste, sie musste Maria warnen. Gut möglich, dass der Ritter mit ihren zärtlichen Gefühlen nur spielte.
Aber unterschieden sich Simons Ansichten über Frauen so sehr von denen Tristans? Es wäre klüger gewesen, sie hätte auf ihren eigenen Ratschlag gehört, anstatt Maria Angst vor einem Mann einzujagen, der letztendlich das Lieben vielleicht lernen konnte. Arabella fürchtete, dass Tristan dazu niemals fähig sein würde. Wenn sie das nur herausfinden könnte, bevor sie in diese Heirat einwilligte.
„Sie kommen“, flüsterte Maria und drehte Arabella um, damit sie die Ritter sah, die gerade das Gotteshaus betraten.
Die Ankunft von Tristan und seinen Männern ließ Arabella den Atem anhalten. Über ihren Houppelanden trugen sie Wappenröcke, deren Farben sich wie Leuchtfeuer von dem nüchternen Schwarz und Grau ihrer sonstigen Kleidung abhoben.
Aufrecht und stolz stand Tristan da, und trotz der ernsten Verletzung, die er erlitten hatte, straffte er die breiten Schultern.
Aber für einen Augenblick betrachtete Arabella ihn nicht mit den Augen einer Heilerin, sondern nur mit den Augen einer Frau.
Unter dem roten Wappenrock – es musste das Wappen von Ravenmoor sein – war auch er in Schwarz gekleidet. Seine Gewänder waren wie immer zweckmäßig und formell. Noch nie hatte Arabella ihn etwas tragen sehen, dass ihn gehindert hätte, ein Schwert zu schwingen oder sofort in den Sattel seines Pferdes zu springen.
Die Houppelande, die er heute anhatte, war schenkelkurz. Darunter trug er eine feste dunkle Hose. In der Kirche führte er sein Schwert nicht mit sich, doch Arabella vermutete, dass er sein Messer unter dem Stoff an der Taille verbarg. Das schwarze Haar war nicht im Nacken zusammengebunden und fiel ihm offen bis auf die Schultern.
Arabella versuchte, den Worten des Priesters zu lauschen, als sie zusammen mit Tristan vor den heiligen Mann trat. In Wahrheit hörte sie nur wenig von dem, was der alte Mann sagte. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was würde wohl nach der Zeremonie geschehen? Würden alle zusammen essen und feiern, oder würden sie sich einfach in Tristans Gemach zurückziehen, jetzt, da sie seine Frau war?
Unfähig, sich auf das Zeremoniell zu konzentrieren, nutzte sie die Zeit an diesem heiligen Ort und sprach
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