Arabische Nächte
Leben zu bieten und ihm auf Jahre hinaus als sichtbaren Beweis zu einer vollen Kinderstube zu verhelfen?«
Devlyn lächelte. »So besehen, kann ich mir gratulieren.«
Sie beugte sich vor und legte die Wange auf seinen amputierten Arm. »Dann, mein lieber Dev, hast du alles, um glücklich zu werden.« Sie richtete sich auf und widmete sich wieder ihren Tafelfreuden. »Wenn es denn stimmt, dass du die Erinnerung an Jahre deines Lebens verloren hast, könnte es sich sogar als Vorteil erweisen. Denk an die Damen, die gewillt, nein, begierig wären, deine Erinnerung an sie aufzufrischen. Und es wird nicht dieser Haken sein«, sie deutete mit dem Messer auf seine Prothese, »von dem sie sich mit Wonne aufspießen ließen.«
»Tante, du bist ja eine Kupplerin!«
Lady Simms lachte verschmitzt. »Das kommt davon, wenn man die Frau eines Politikers ist. Leigh verzweifelt an mir und erzählt mir dennoch die tollsten Geschichten. Weißt du schon, was der Prinzregent über die enorme Größe des Penis seines Bruders herumposaunt?«
»Tante!«
»Schon gut.« Sie griff nach ihrem Wein. »Zurück zu Lady Abbott. Sie riecht geradezu nach Mittelklasse, was ein schlechtes Licht auf mich werfen könnte. Que faire? Ach, ich weiß schon! Ich werde ihr meine Zofe schicken, bis ich eine anständige für sie finde.« Sie runzelte die Stirn. »Verwandtschaft, die mauvais ist, kann in unserer Position sehr peinlich sein. Ich nehme an, es ist zu spät, sich der Shrewsbury-Blümchen zu entledigen?«
Zum ersten Mal lachte Devlyn. »Leider.«
»Ein Jammer. Aber wenn wir dem Klatsch um Lady Abbott etwas entgegensetzen wollen, muss sie sich in London sehen lassen, und zwar sofort. Wohin führst du sie zuerst aus?«
»Wir dinieren morgen Abend mit dem Mirza.«
Lady Simms' Augen leuchteten auf. »Aber das ist ja wundervoll! Den haben bis jetzt nur wenige zu Gesicht bekommen. Die Gastgeberinnen verzweifeln an ihm, da er jede Einladung ablehnt. Wenn Lady Abbott eine der Ersten ist, die Neuigkeiten aus erster Hand über ihn in Umlauf bringen kann ...«
Sie unterbrach sich und streckte die Hand aus, um knapp über dem Herzen an Devlyns Brust zu klopfen. »Aber das hat Zeit. Ich bin ja so froh, dich zu sehen, mein Junge. Natürlich glaubte ich keine Sekunde, dass du tot bist.« Sie kämpfte gegen die Tränen, die ihr in die Augen stiegen. »Kein Soldat mehr, aber dafür Viscount, wie lustig! Du hast Anspruch auf ein bisschen Glück - versprich mir, dass du es suchen wirst. Besser noch, lass dir von Lady Abbott helfen!« Sie rückte ab und widmete sich ihrem Dinner. »Sie ist in dich verliebt - schon gemerkt?«
»Ich glaube, du liest zu viele Romane«, gab er gleichmütig zurück. »Lady Abbotts Gefühle für mich sind von ganz anderer Natur.«
»Für einen Mann von Erfahrung und Verstand fehlt es dir dennoch an Urteilsvermögen. Lady Japonica - Himmel, was für ein schrecklicher Name! - heiratet einen älteren Mann, der praktisch im Sterben liegt. Zweifellos sind all ihre hochfliegenden Träume von Romantik noch intakt. Tatsächlich könnte ich mir denken, dass sie noch intakt ist, falls du nicht für das Gegenteil gesorgt hast.«
Die Vorstellung hätte ihn nicht schockieren sollen. Devlyn kannte jedes einzelne Teil des Puzzles. Doch hatte er es zu einem völlig anderen Bild geordnet. Verheiratet, aber unberührt. Das würde ihr Misstrauen erklären, das trotz ihrer gegenseitigen Anziehung bestand. »Bist du sicher? Ich hätte geschworen ...«
»Wunschdenken! Männer begehen diesen Fehler fast immer. Sie nehmen an, die Dame wüsste zu wenig oder zu viel, je nachdem, wie es dem betreffenden Herrn und seiner Meinung von sich in den Kram passt.« Sie schnitt eine nachdenkliche Grimasse - was bei ihr selten vorkam. »Dann warst du also nicht mit ihr im Bett. Sie machte mir nicht den Eindruck, eine Sirene zu sein. Ihr Aussehen ist nicht so, dass es Männer anlocken würde, die eine flüchtige Liaison suchen.«
»Du hast Recht.« Devlyn seufzte. »Sie ist mehr Zaunkönig als Paradiesvogel.«
»Sagte ich etwas von Unscheinbarkeit? Unsinn! Sie hat Mumm. Hast du gehört, wie sie mir widersprach, als ich gegen die Shrewsbury-Brut wetterte? Es steckt Leidenschaft in ihr. Allein, wie sie dich anschaut, Devlyn! Wenn du sie nicht ruinieren willst, verlasse sofort dieses Haus.«
Lady Simms' persönliche Zofe versicherte Japonica, dass der Friseur, den sie engagiert hatte, sehr erfahren sei und mit allen Arten von Haaren zurechtkäme. Trotzdem schwankte
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