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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ihm«, erklärte Stanis streitlustig, obwohl seine Mutter ihn eines Besseren belehrt hatte.
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie. »Warum auch?«
    Nachdem sie ungefähr die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatten, legte Aralorn dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, Stanis, wir müssen etwas langsamer gehen.«
    »Kein Problem«, entgegnete er. »Ihr könnt Euch gern auf mich stützen?«
    Sie murmelte irgendetwas, das er nicht ganz verstand, nahm sein Angebot jedoch an. Eher zurückhaltend zunächst, doch nach einer Weile schlang sie ihren Arm um seine Schultern und stützte sich mit vollem Gewicht auf ihn auf.
    »Nur gut, dass Ihr so klein seid«, sagte er. »Ihr hättet in dieser Bibliothek bleiben sollen. Was, wenn ich nicht hier wäre, um Euch zu helfen?«
    »Dann wär ich gekrochen«, erwiderte sie grimmig.
    Er blickte zu ihr auf, schaute ihr im Licht eines dieser kleinen glühenden Bälle, von denen Wolf ihm beigebracht hatte, wie man sie machte, ins Gesicht.
    »Genau«, sagte er. Sie sah in diesem Augenblick absolut nicht wie eine freundliche Lady aus, eher wie jemand, der den Uriah gehörig in den Arsch treten konnte, und noch einiges mehr. Vielleicht war sie diesem Wolf ja am Ende tatsächlich gewachsen.
    Aralorn schwang ein Bein über die Absperrung, die errichtet worden war, um die Leute davon abzuhalten, in den Tunneln herumzulaufen – abgesehen von Boten wie Stanis, dessen Magie ganz offensichtlich imstande war zu verhindern, dass sie sich hoffnungslos verirrten.
    Sie horchte, ob von irgendwoher Kampfgeräusche erklangen, aber in dem Tunnel war es verdächtig ruhig.
    »Wo waren die Uriah, als du losgelaufen bist?«, fragte sie, als der Gang eine steile Aufwärtsbiegung machte.
    »Keine Ahnung.« Stanis schüttelte den Kopf. »Irgendwer hat sie draußen erspäht und kam wie ein Irrer in die Höhlen gerannt. Sie sind ihm mit Sicherheit gefolgt.« Er machte eine Pause. »Aber ich kann nichts hören.«
    »Glaub mir, wenn sie in unserem Lager waren, als Wolf eingetroffen ist, wär da was zu hören«, versicherte sie ihm und musste im gleichen Moment zugeben, dass sie selbst nicht ganz so überzeugt davon war. Was, wenn sie ihn überrumpelt hatten? Was, wenn er keine Chance gehabt hatte?
    »Was, wenn sie ihn überrumpelt haben«, fragte Stanis, als hätte er ihre Gedanken gelesen; seine Stimme war nur mehr ein tonloses Flüstern, während sie sich näher an den Ort heranschlichen, wo ein Haufen Menschen um ihr Leben kämpfen sollten.
    Ihre Hände waren schweißnass – vor Anstrengung, redete sie sich ein. »Den überrumpelt niemand«, entgegnete sie. »Der deichselt es eher so, dass du am Ende der Dumme bist.«
    Und das war die Wahrheit. Inzwischen fiel ihr das Atmen etwas leichter, weil der Boden wieder ebener geworden war.
    Stanis blieb stehen. »Große Höhle gleich um die Ecke«, formte er mit den Lippen. »Die Haupthöhle, wo alle geschlafen haben. Wir sollten –«
    »… nicht seine Abwehrrunen?«, fragte plötzlich jemand unwirsch.
    Aralorn erkannte die Stimme. Sie straffte sich und schritt um die Ecke in die Höhle, wo das ganze Lager – soweit sie es auf den ersten Blick beurteilen konnte – bewaffnet und kampfbereit stand. Sie konnte den Besitzer der lauten Stimme nicht sehen, aber hören konnte sie ihn bestens.
    »Was meint er damit, ›nicht seine Abwehrrunen‹? Wieso habt Ihr nicht genauer nachgefragt? Rechnen wir damit, dass sie die Höhle stürmen?«
    Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge – was nicht schwer war, nachdem die Leute erst einmal gemerkt hatten, wohin sie wollte.
    »Es bedeutet, dass es nicht seine Abwehrrunen sind«, erwiderte Myr ruhig.
    Der dicke Adelige, der vor ihm stand, machte den Eindruck, als wäre er es gewohnt, seinen Kopf durchzusetzen – mittels Geld oder durch Einschüchterung. »Bursche«, donnerte er. »Ihr werdet doch diesen liederlichen Scheißkerl nicht mit halbherzigen Antworten davonkommen lassen. Er hat hier nicht das Sagen.«
    Sie kam nicht schneller hin, ohne zu riskieren, auf die Nase zu fallen, aber … Myr verpasste ihm eine. Einen schnellen, entschlossenen Haken, der den Ochsen wie einen Stein zu Boden stürzen ließ.
    Aralorn zückte ihr Schwert und hielt es dem niedergeschlagenen Mann an die Kehle, wobei sie darauf achtete, dass er die scharfe Seite fühlte. Ein Fuß ruhte auf seiner Schulter.
    Die schlimmen Befürchtungen, die sie gequält hatten, seit sie sich der verdächtigen Stille bewusst geworden war, hatten sie

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