ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)
bloß darum gegangen, mich umzubringen, hätte er jede Gelegenheit dazu gehabt. Und wenn das Objekt seiner Begierde meine Zaubermacht war, dann hat er bei den Versuchen, mich aufzuspüren, einen Gutteil mehr davon vergeudet, als ich ihm je eingebracht hätte. Ich verfüge über mehr Kräfte als die meisten Magier, allerdings ist Lord Kisrah ebenfalls sehr stark, und dessen Magie anzuzapfen hat der ae’Magi nicht einmal versucht. Außerdem ist bei den Kindern, die er tötet, seine Ausbeute an Magie wahrscheinlich eher größer, als es bei mir der Fall wäre, ganz einfach weil meine Abwehrkräfte stärker sind.«
»Also Rache?«, schlug Myr vor. »Weil er dachte, er hätte Euch unter Kontrolle und Ihr ihm dann durch die Lappen gegangen seid?«
»Das war auch meine Annahme«, entgegnete Wolf. »Bis Aralorn die Vermutung äußerte, ich könnte zur Hälfte Gestaltwandler und ein Teil der Magie, die ich benutze, grüne Magie sein.«
Myr starrte ihn an. »Im Ernst? Darum also könnt Ihr mit einer solchen Leichtigkeit die Gestalt eines Wolfs annehmen. Ich fand das von Anfang an etwas ungewöhnlich.«
Wolf nickte. »Die meiste Magie, die ich wirke, ist Menschenmagie. Aber seit ich weiß, dass ich auch auf sie zugreifen kann, probiere ich natürlich immer mal wieder mit grüner Magie herum. Sie unterliegt wesentlich strengeren Gesetzen, als unsereiner gewohnt ist. Mal abgesehen vom Gestaltwandeln tue ich mich mit ihr ganz schön schwer. Trotzdem könnte sie mir gegen den ae’Magi einen entscheidenden Vorteil verschaffen.«
Wolf machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort: »Bleibt nach wie vor die Frage, was der ae’Magi überhaupt von mir will. Er ist Darraner, und der in seinen Augen fast schon Animalismus, sich mit einer Gestaltwandlerin einzulassen, mochte ja durchaus einen gewissen Reiz auf ihn ausgeübt haben, aber ich verstand nicht, wieso er den aus dieser Bettgeschichte resultierenden Sprössling als seinen eigenen aufgezogen hat. Das begriff ich erst, als mir klar wurde, dass es möglicherweise die grüne Magie war, auf die er es abgesehen hatte. Grüne Magie, die ich nie angewendet hatte, bevor ich mich seiner Kontrolle entzog.«
»Aber warum grüne Magie?«, fragte Myr. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dem Gestaltwandeln so große Bedeutung beimisst.«
»Heilen«, sagte Aralorn leise – der Gedanke, der aus Wolfs Überlegungen erwuchs, war zu entsetzlich.
Wolf nickte. »Genau. Wie du mir erklärt hast, Aralorn, kann ein Gestaltwandler sich praktisch bis zur Unsterblichkeit heilen. Ich glaube, dass der ae’Magi hofft, die Verbindung, die er zu mir hatte, wieder herstellen zu können, um mithilfe grüner Magie genau das zu erlangen: Unsterblichkeit. Bis es so weit ist, kann er dem Problem des Alterns mit normaler Magie zu Leibe rücken, aber das macht ihn nicht jünger.«
»Ja. Was nützt es einem, die Welt zu beherrschen, wenn einem nicht die Zeit bleibt, die Früchte seines Strebens zu genießen.«
»Richtig«, stimmte Wolf zu. »Und es gibt noch einen weiteren Anhaltspunkt. Keiner von euch war mit den Uriah, wie sie noch vor wenigen Jahren waren, besonders gut vertraut. Ich war in der Burg des ae’Magi, als er seinen ersten eigenen Uriah erschuf. Die Uriah, die ich bis dahin kannte, waren kaum imstande zu dienen. Sie konnten nicht einmal Sprache verstehen, ein Hund hörte besser. Jetzt aber hat er, nach allem, was Aralorn sagt, sogar welche, die die Erinnerungen derjenigen Person, die sie mal waren, behalten.«
»Die Uriah in den Sumpflanden wurden während der Magierkriege erschaffen. Sie sind annähernd unsterblich«, bemerkte Aralorn.
Wolf nickte. »Solange sie von niemandem getötet werden, sterben sie nicht. Wenn er sie nur ein bisschen ansehnlicher hinbekäme, würde er sich vielleicht sogar selbst in einen verwandeln.«
»Ich glaube nicht, dass der Erzmagier jemals vorgehabt hat, sich in einen Uriah zu verwandeln«, stellte Myr nüchtern fest. »Ich kenne ihn auch nicht erst seit gestern. Völlig ausgeschlossen, dass er etwas zu werden wünscht, das von ureigenster Natur aus in solchem Maße Sklave seiner Fresslust ist – ansehnlich oder nicht. Wenn es aber stimmt, dass seine Uriah den größten Teil ihrer ursprünglichen Persönlichkeit behalten, dann behalten sie ja vielleicht auch ihre magischen Kräfte. Was, wenn er Euch töten will, Wolf, und Euch in einen seiner Uriah verwandeln – einen Uriah, der ihm zu Willen ist, nur mit der gleichen Macht ausgestattet wie
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