Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
konnte; gegen Kreaturen also, die man mit einem Kampfstab nicht so leicht bezwingen konnte, und die zu groß waren, um sie schnell mit einem Dolch zu töten.
    Dankbar befreite sie sich von der verdreckten Schankmaidkluft, warf sie auf den Boden und zog die gestohlenen Sachen an. Wie sie bereits befürchtet hatte, spannte die Kleidung an den Hüften und um die Brust und war überall sonst lächerlich weit. Zu allem Überfluss waren die Stiefel riesig. Hätte der Sohn des Gastwirts die Gelegenheit gehabt, zum Erwachsenen heranzureifen, wäre wohl ein langer Lulatsch aus ihm geworden.
    Das Volk ihrer Mutter konnte so spielend das Geschlecht wechseln, wie andere Leute ihre Schuhe wechselten, Aralorn indessen war niemals imstande gewesen, die Gestalt eines Mannes anzunehmen. Möglicherweise lag es an ihrem menschlichen Blut, oder vielleicht hatte sie sich auch nie genug Mühe gegeben. Zum Glück jedoch war der Junge, dessen Kleider sie sich angeeignet hatte, schlank gewesen, und so war es nicht schwer, sich in eine große, hagere und burschikose Frau zu verwandeln – mit großen Füßen –, die gegebenenfalls auch als Mann durchgehen mochte.
    Nachdem sie sich angekleidet hatte, gab das Ergebnis ihr recht: Sie schaute ganz wie ein junger Mann aus, weder reich noch arm, ein Bauernsohn oder der eines Gastwirts. Wie jemand, der auf einem kräftigen Kaltblüter nicht fehl am Platz wirkte.
    Außer den Kupferstücken, die sie verdient hatte, und der kleinen Anzahl von Münzen, die sie immer als Notreserve dabei hatte, ließ sie alles in dem Zimmer zurück.
    Sie schloss hinter sich die Tür und vergewisserte sich, dass das Bündel, das sie trug, nicht verfänglich aussah. Als sie die Treppe hinunterschritt, traf sie auf die andere Schankmagd. Aralorn lächelte die Frau freundlich an und huschte unbehelligt an ihr vorbei.
    Im Stall angekommen, sattelte Aralorn Schimmer. Den Umhang und den Proviant verstaute sie in ihren großen Satteltaschen. Dann nahm sie sich einen leeren Getreidesack von einem Stapel, füllte ihn mit Hafer und band ihn an den Sattel. Anschließend holte sie aus den Satteltaschen ein kleines Gefäß mit einer weißen Paste hervor. Behutsam rieb sie damit weiße Flecken in die Schultern des Pferds ein, ähnlich denen, wie sie ein schweres Arbeitshalfter mit der Zeit hinterließ. Bauernklepper? Nein. Aber für das prämierte Zugpferd eines Gutsherren mochte man es wohl halten.
    Auf der Straße zögerte sie einen Moment, bevor sie sich nach Norden gen Kestral wandte. Das war die Richtung, in welche die Kuriere weitergereist waren. Wenn sie es schaffte, sie einzuholen, konnte sie sie in der Verkleidung eines jungen Bauern aushorchen, ohne dass man Verdacht schöpfen würde – als Schankmagd wäre ihr das nie möglich gewesen. Ein weiterer Grund, nach Norden zu blicken, waren die Berge, der beste Ort für jemanden, der versuchte, sich vor einem Menschenmagier zu verstecken. Menschenmagie funktionierte in den Nordlandbergen nicht so gut, wie sie es anderswo tat. Es kursierten Geschichten, nach denen Menschenmagie in einigen dortigen Regionen gänzlich wirkungslos war. Im Gegensatz dazu stellten Anwender grüner Magie fest – wie ihr der Bruder ihrer Mutter erzählt hatte –, dass sich ihre Magie im Norden leichter wirken ließ. Und es stimmte, sie hatte es selber erlebt.
    Da Myr aus Reth stammte, nahm Aralorn an, dass er um den partiellen Schutz, den die Nordlande boten, mit Sicherheit wusste. Es gab nur sehr wenige so leicht zugängliche Orte, die einen vor dem Zugriff des ae’Magi bewahrten. Es war allerdings anzunehmen, dass der ae’Magi ebenfalls darüber informiert war, weshalb er seine Kuriere auf der Suche nach Myr in die ansonsten unwichtigen Dörfer entsandte, die den Grenzbereich von Reth säumten.
    Obwohl noch immer Spätsommer war, ging ein kalter, frischer Wind. So weit nördlich behielt er das ganze Jahr über seinen Biss, und Aralorn war froh über den warmen Umhang und die weichen Lederhandschuhe, die sie trug.
    Nachdem sie einige Meilen die Straße entlanggeritten war, bog sie auf einen Pfad ab. Ein Wegelagerer hatte ihn mal erwähnt, als er völlig betrunken damit geprahlt hatte, dass er dort einem wütenden Kaufmann entkommen war. Die Abkürzung führte über den Berg anstatt um ihn herum. Mit etwas Glück und dem kräftigen Tier unter ihr holte Aralorn dadurch mehr als eine Stunde heraus.
    Schimmer prustete und machte sich brav an den Aufstieg. Mühelos schob sein muskulöses Hinterteil

Weitere Kostenlose Bücher