ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)
scheint hier nicht behindert zu werden, doch kompliziertere lassen sich nur schwer kontrollieren. Einige Leute behindert es mehr, andere weniger – der ae’Magi jedenfalls würde sich nicht mal bis in die nördlichen Gebiete von Reth hinauftrauen. Auf meine Magie scheint es sich nicht sonderlich auszuwirken« – er nickte in Richtung des Feuers, das daraufhin hell aufflackerte und wild in purpurn und golden tanzenden Flammen loderte –, »aber ich hätte nicht mal das Leben des Händlers darauf verwettet. Also sind wir zur Sicherheit nach Süden gereist.«
»Die Geschichten über diesen Aspekt der Nordlande sind bekannt genug, sogar im südlichen Reth«, stimmte Aralorn zu. Sie sah ihn aufmerksam an. »Ich nehme mal an, diese Gegend wäre ein guter Fluchtort, wenn man versucht, sich vor einem Menschenmagier zu verstecken.«
»Ich …« – er zögerte einen Moment, und Aralorn hatte das Gefühl, dass er eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen – »hatte dieses Tal schon früher als einen möglichen Zufluchtsort ausgemacht, obwohl ich nie die Absicht hatte, hier ein Feldlager von dieser Größe zu errichten.«
Er wirkte fast ein wenig ratlos, als er seinen Blick über das Feldlager wandern ließ. »Ich weiß nicht, wie diese Menschen im Einzelnen dieses Tal gefunden haben. Du kannst sie fragen, aber jeder erzählt eine andere Geschichte. Es ergibt keinen Sinn, dass fünfzig Menschen, von denen sich die meisten nie weiter als ein paar Schritte vom eigenen Haus entfernt haben, sich mit einem Mal in ein Tal aufmachen, das selbst für einen Forstmann oder Fallensteller nur schwer zu finden sein dürfte.«
Nach einer kleinen Pause fuhr er fort. »Wie du schon vermutet hast, flohen sie alle vor dem ae’Magi – ganz so, wie du aus Sianim geflohen wärst, wenn du noch ein paar weitere abfällige Bemerkungen über den ae’Magi gemacht hättest. Die meisten wurden von den Leuten aus ihren Heimatorten vertrieben.
Abgesehen von Myr beherrscht jeder im Lager ein wenig Magie. Die Erwachsenen besitzen nicht genug Talent, um als Magier geschult zu werden und sind auf diese Weise der Kontrolle des ae’Magi entgangen. Die Kinder wiederum sind noch zu jung, um zur Ausbildung fortgeschickt zu werden.«
»Wie weit geht diese Kontrolle?«, fragte sie ihn. »Sind sie seine Marionetten?«
»Nicht mehr als Ren oder jeder andere Nichtmagier auch, der tut, was der Erzmagier will. Er beraubt sie nur ihres Vorteils, den ihre Magie ihnen gibt, und so sehen sie nur, was er sie sehen lassen will.«
Aralorn drehte sich zu ihm und sah ihm in die Augen. »Warum stehst du nicht unter seiner Kontrolle?« Sie rechnete schon damit, dass er einer Antwort ausweichen würde, so wie er es immer tat, wenn sie gezielte Fragen stellte.
Doch stattdessen machte Wolf eine Bewegung, die wohl die wölfische Version eines Schulterzuckens war. »Entweder habe ich die Bande der Bindung durchbrochen, oder ich bin nicht lange genug in der Ausbildung gewesen. Ich bin mir nicht sicher.«
Eine Zeitlang saßen Aralorn und Wolf schweigend da, sahen zu, wie unter ihnen das Lager erwachte. Aralorn streckte ihre Beine zum Feuer aus, das immer noch unruhig flackerte, als wartete es auf einen neuen Befehl.
Während sie in dem schummrigen Licht das rötliche Spiel der Flammen auf ihren Füßen betrachtete, wagte sie einen weiteren Vorstoß: »Wie lange hilfst du Myr schon?«
Nicht ohne eine gewisse Belustigung stellte sie fest, dass ihre Stimme völlig unbeteiligt klang und nichts von der Eifersucht offenbarte, die sie auf den König empfand. Es hatte sie selbst überrascht, wie wütend sie auf Myr war – Wolf gehörte doch ihr. Als sie hatte feststellen müssen, dass es nicht nur noch jemanden gab, der ihm nahestand, sondern dass Wolf sich demjenigen auch noch als Menschenmagier zu erkennen gegeben hatte – hatte ihr das einen gehörigen Stich versetzt.
Wolf sprach langsam, als er antwortete. »Ich habe schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, gegen den ae’Magi vorzugehen. Mir fiel auf, dass Myr den ae’Magi nicht in gleicher Weise wertschätzte, wie es die meisten Menschen tun: Offenbar ist Myr für Magie nicht empfänglich. Ich bin mir zwar immer noch nicht sicher, welchen Nutzen er gegen den ae’Magi letztendlich haben wird, aber es erschien mir klug, ihn im Auge zu behalten. Zuerst hab ich ihn lediglich beobachtet, doch nachdem Myrs Eltern umgebracht worden waren, hab ich mich ihm vorgestellt und meine Hilfe angeboten. Im Großen und Ganzen
Weitere Kostenlose Bücher