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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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nicht … Sie wollte eine Geschichte, etwas Gefälliges, etwas Ergötzliches, etwas voll Hoffnung. Etwas, worüber er sprechen konnte, ohne Dinge zu streifen, an die man besser nicht rührte.
    Beinahe aufs Geratewohl fing er an. »Als ich noch ein Junge war, haben mich die Gänge in der Burg des ae’Magi fasziniert.« Das war gut, er konnte spüren, wie er etwas zur Ruhe kam. »Ich schweifte oft stunden-, manchmal tagelang in ihnen umher.« Wann immer er konnte. Wenn der ae’Magi auf Reisen war oder sich um andere kümmern musste, die nicht wissen konnten, was er tat. »Es gibt Orte in den Gängen, die seit Generationen kein Mensch mehr betreten hat.« Die Entdeckung dieser sicheren, geheimen Wege hatte ihn gerettet, dachte er. »Ungefähr ein Jahr bevor ich die Burg verließ, stieß ich auf eine verwaiste Bibliothek. Eine Bibliothek, in der seit ewigen Zeiten niemand mehr gewesen war.« Eine Privatbibliothek, vermutete er später. Irgendein ae’Magi hatte seine Lieblingsbücher aussortiert und dort versteckt, wo er sie für sich allein haben konnte.
    »Sie zog mich völlig in ihren Bann. Bevor ich die Bibliothek fand, hatte ich fast nur Zauberbücher und Dinge gelesen, die ich für meine Ausbildung brauchte.« Endlose Aufstellungen, nutzlos, haltlos, oder vergleichsweise dürftige Zauber, wie er später herausgefunden hatte. Dinge, um ihn zu beschäftigten, ohne ihn wirklich weiterzubringen. »In dem kleinen Zimmer aber waren Bücher ganz anderer Art. Dort hatte jemand alles Schriftliche über die Menschen zusammengetragen – Chroniken, Biographien, Sagen und Legenden. Ich lernte von dem, was ich las.« Er zögerte, begriff in diesem Moment erst, dass er tatsächlich dabei war, ihre Frage zu beantworten – wie war es nur dazu gekommen? Er schaute sie an, doch ihre Züge waren unbewegt, spiegelten nur die ungeteilte Aufmerksamkeit wider, mit der sie seinen Ausführungen folgte. Unmöglich zu sagen, was sie dachte; sie hörte einfach bloß zu.
    »Was ich erfuhr, machte mir meine damalige Beschäftigung … unerträglich. Also bin ich gegangen.« Das waren genau Aralorns Worte, wenn sie den Leuten erklärte, wieso sie nicht mehr die Rolle der Tochter eines der meistgeliebten Helden von Reth hatte spielen wollen. Er fragte sich, ob diese Aussage für sie wohl genauso viel bemäntelte wie für ihn.
    Sie lächelte ihn an und legte nach Soldatenart ihre Finger an die Schläfen. Sie hatte das Echo wohl vernommen.
    Ihr Lächeln ließ ihn seine Geschichte ebenso leichthin beenden, wie er sie versucht hatte zu beginnen. »Aus der Burg herauszukommen war nicht allzu schwer. Aber zu ändern, was ich bin, hat sich als weit größere Herausforderung erwiesen.«
    »Falls du dich irgendwann in einen von diesen Spinnern verwandelst, die alles, was sie besitzen, den Armen geben, und jedem in den Ohren liegen, doch das Gleiche zu tun, verfüttere ich dich persönlich an die Uriah.«
    Sie schaffte es tatsächlich, dass er lachte und in gespieltem Tadel den Kopf schüttelte. » Du solltest lieber aufpassen, was du in meiner Anwesenheit äußerst. Ich könnte möglicherweise vergessen, dass ich meine Irrwege bedauere, und mich in etwas wirklich Hässliches verwandeln.«

5
    Myr besaß, wie Aralorn anerkennen musste, dort, wo das Herz eines Königs hätte schlagen sollen, die Seele eines Stabsoffiziers. Irgendwann in der Nacht war er offenbar zu der Entscheidung gelangt, dass das Feldlager einer Verbesserung wesentlich dringender bedurfte, als die Waffenfertigkeit der Flüchtlinge es tat.
    Und so wurde nach dem Frühstück jeder, der auch nur halbwegs mit Ahle und Faden umzugehen verstand, dazu verdonnert, meterlange Stoffbahnen in ein Zelt zu verwandeln. Die Machart war Myrs eigener Entwurf und den Zelten nachempfunden, wie sie die Pelzjäger des Nordens benutzten.
    Am Ende des Unternehmens sollten drei große Zelte stehen, die den Bewohnern des Feldlagers im Winter eine bessere Unterkunft böten. Die Stoffe wurden über stabile Gestelle gespannt, stark genug, um das Gewicht des Schnees auszuhalten. Die Seitenflächen waren doppelwandig genäht, sodass sie im Winter zur Isolierung mit trockenem Gras ausgefüttert werden konnten. Eine einfache, gleichwohl erfinderische Zeltklappenkonstruktion würde es ermöglichen, im Zeltinneren ein Feuer am Brennen zu halten.
    Diejenigen, die nicht nähen konnten oder nicht schnell genug waren, sich die Ahlen zu schnappen, die Myr beschafft hatte, wurden zur Errichtung von etwas herangezogen, das

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