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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Myr »das Allerallerwichtigste in jedem ordentlichen Feldlager« nannte – den Abort.
    Die Gefahr von Erkrankungen war in jedem Winterlager stets gegenwärtig, und es gab kaum einen Soldaten, der nicht irgendwelche Geschichten von Regimentern kannte, die aufgrund mangelnder Entsorgungseinrichtungen durch Seuchen ausgelöscht worden waren. Myrs Großvater war, was dieses Thema betraf, von nahezu fanatischem Eifer gewesen. Myr war, wie Aralorn in stiller Belustigung dachte, seinem Großvater weit ähnlicher, als manch einer im Feldlager glaubte.
    Aralorn, noch ohne Werkzeug und besorgt, dass Myr es bemerkte, hielt vergeblich Ausschau nach Wolf. Dabei fiel ihr Blick auf Edom. Er versuchte gerade, ein weinendes kleines Mädchen in einem zerlumpten lila Kleid zu beruhigen und machte dabei einen reichlich entmutigt wirkenden Eindruck.
    »Ich will meine Mami. Sie weiß immer, wie man das festmacht, ohne dass der Hut wieder abgeht.« In der schmutzigen Hand und fest umklammert hielt das Kind eine nicht minder schmutzige Puppe.
    »Astrid, du weißt, dass deine Mama nicht hier ist und dir helfen kann«, sagte Edom ungeduldig. Dies also war das Kind, das in Wolfs Höhle angeblich von einem Fremden gerettet worden war. Interessiert betrachtete Aralorn die Szene. Wie hatte ein so kleines Mädchen es ohne Familie unversehrt bis in dieses Lager geschafft? Vielleicht hatte es jemand gebracht? Sie würde Wolf danach fragen. Doch bis dahin konnte sie Edom nicht sich selbst überlassen, der augenscheinlich überfordert war von der Situation.
    »Hallo, Astrid«, sagte Aralorn und erntete dafür einen argwöhnischen Blick.
    Nach einem kurzen, vorsichtigen Zögern sagte das Mädchen: »Hallo.«
    »Jungs haben keine Ahnung, wie man Puppen anzieht«, sagte Aralorn. Sie ließ sich in die Hocke herab, bis sie mit dem Kind auf Augenhöhe war.
    Astrid schaute sie abermals misstrauisch an, bevor sie Aralorn Puppe und Hut hinhielt.
    Aralorn war daheim nicht umsonst die älteste von vierzehn Töchtern gewesen; im Handumdrehen hatte sie den Hut im richtigen Winkel über den hölzernen Kopf der Puppe gestülpt und an der dafür vorgesehenen Einkerbung festgehakt. Astrid nahm die Puppe mit einer Hand wieder in Empfang und verschmierte sich mit der anderen die tränennassen Wangen.
    »Was meinst du, könntest du für mich vielleicht die anderen Kleinen herholen?«, fragte Aralorn. Astrid nickte und rannte davon.
    Sie wandte sich um zu Edom. »Ich vermute, Ihr sollt ein Auge auf die Kinder haben?«
    Edom verdrehte die Augen. »Andauernd.«
    »Ich kann Euch eine Weile ablösen, wenn Ihr wollt.«
    Er nickte und war, ehe sie es sich anders überlegen konnte, mit einem Grinsen auf und davon. Sie fragte sich, ob er sich wohl noch genauso freuen würde, wenn Myr ihn zum Latrinendienst abkommandierte.
    Nachdem Astrid die anderen Kleinen zusammengetrommelt hatte, forderte Aralorn sie auf, sich in einem Halbkreis um sie herum zu setzen. Einige von ihnen wirkten dabei so traurig, dass es ihr schier das Herz brach. Astrid war mit Abstand die Jüngste. Die meisten waren zehn oder elf, ein paar älter, ein paar mehr jünger. Die Mädchen waren in der Überzahl. Argwöhnische Blicke, erwartungsvolle Blicke, rastlose Blicke waren auf Aralorn gerichtet. Kinder waren ein weitaus schwierigeres Publikum als Erwachsene, da ihnen noch niemand beigebracht hatte, dass es manchmal besser war, höflich anstatt ehrlich zu sein.
    Bevor sie begann, betrachtete sie die Gesichter. Welche Geschichte könnte ihnen am besten gefallen? Beim Frühstück hatte ihr Stanis erzählt, dass die meisten von ihnen nicht viel länger als neun Monate hier waren. Keines von ihnen hatte in dem Lager irgendwelche Verwandten, und Astrids Tränen nach zu schließen, fühlten sie sich alle verloren.
    Sie kreuzte die Beine und schaute sie an. »Habt ihr irgendeine Lieblingsgeschichte? Ich will zwar nicht behaupten, dass ich jede Geschichte aus allen Ecken der Welt kenne, aber die meisten, denke ich, schon.«
    »›Kerns Sumpf‹?«, schlug ein Mädchen vor. »Kerns Sumpf« war eine rührende Geschichte über einen kleinen Jungen und seinen Frosch.
    »›Der Schmied‹«, sagte Tobin mit leiser, rauer Stimme. Alle sahen ihn an, sodass Aralorn vermutete, dass er nicht nur hier und jetzt so schweigsam war. »Mein Papa hat sie mir mal erzählt. Bevor ich fortmusste.«
    Es war nicht gerade eine zartfühlende oder wirklich für Kinder geeignete Geschichte. Aber manche Geschichten dienten nun mal nicht allein

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