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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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putzte währenddessen weiter mit dem weichen Lappen die seltsam farbene Klinge. Nachdem Wolf geendet hatte, dachte Myr einen Augenblick nach.
    »Wie habt Ihr nach ihr gesucht? Ich meine, habt Ihr einfach nur geguckt? Könnte eine Gestaltwandlerin nicht ihre Form verändern und fliehen?«
    Wolf schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn sie sich erst einmal in Gefangenschaft befindet. Dann ist eine Verwandlung nicht mehr möglich. Zu viel Eisen in den Gittern.« Außerdem würde sie angekettet sein worden.
    »Eisen unterdrückt Magie?«, sagte Myr, nur halb fragend.
    »Gestaltwandlermagie.«
    Die Nacht war ruhig, abgesehen von dem Geräusch des weichen Stoffs auf dem Schwert. Schließlich sagte Myr: »Ich war ihr schon vorher einmal begegnet, wusstet Ihr das? Zuerst wollte mir nur nicht recht einfallen, wo, weil ich zu der Zeit noch ein Kind gewesen bin. Einen aufgeblaseneren, ichbezogeneren kleinen Bengel, als ich es gewesen bin, hättet Ihr schwerlich gefunden. Auch sie war damals jünger, aber sie hatte schon die gleichen Eigenheiten wie heute. Sah sich allem und jeden gleichgestellt und befolgte das Protokoll nur, wenn es ihr dienlich war. Ich fühlte mich gekränkt, aber mein Großvater lachte und küsste ihr die Hand und meinte, er würde sich schon darauf freuen, wenn sie wieder mal ein bisschen Leben in einen langweiligen Empfang brächte.«
    Er machte eine kurze Pause, bevor er mit seiner Geschichte fortfuhr. »Wisst Ihr, mein ganzes Leben lang hab ich gelernt, in den Gesichtern von Menschen zu lesen. Und ich erkannte, dass sie den derben alten Mann wirklich respektierte und dass ihr Benehmen nur Ausdruck ihrer Abneigung gegen all die Lügen war, die das Protokoll uns abverlangte. Es war eine Lektion, die ich mir zu Herzen genommen habe.« Myr hielt inne und betrachtete prüfend das glänzende Schwert.
    Seufzend legte er es beiseite. »Worauf ich hinaus will ist: Der ae’Magi war in jenen Tagen häufig am Hof. Mein Großvater hielt große Stücke auf ihn. Wenn ich Aralorn bei Hofe kennengelernt hab, hat er es dann nicht mit einiger Wahrscheinlichkeit auch? Sie ist keine … Schönheit, aber nichtsdestotrotz jemand, der einem in Erinnerung bleibt. Und wenn er sich schon nicht mehr an sie entsinnt, dann jedoch auf jeden Fall an ihren Vater. Wenn ich vorhätte, jemandes Willen zu brechen, würde ich den Hebel als Erstes bei dessen Familie ansetzen. Vielleicht solltet Ihr Lammfeste mal einen Besuch abstatten und nachsehen, ob noch alle aus der Familie des Löwen da sind.«
    Wolf schnaubte. »Dessen dürfte sie sich bewusster sein als Ihr. Und daher nach bestem Vermögen dafür gesorgt haben, dass der Erzmagier sie nicht wiedererkennt. Wie lange ist es her, dass sie verschleppt wurde?« Er hatte jedes Zeitgefühl verloren.
    »Vier Tage.«
    Eine Weile schwiegen sie, dann sprach der Wolf erneut: »Offensichtlich befindet sie sich in einem der Verliese – oder sie ist entkommen, obwohl das höchst unwahrscheinlich ist.« Sie war einmal geflohen, aber da hatte der ae’Magi nicht damit gerechnet. »Ich nehme an, sie ist an dem Ort, wo ich zuerst nachgesehen hab – in der Burg des Erzmagiers. Ich hab die letzten Kastelle wirklich gründlich überprüft, und sie hätte sich schon sehr gut maskieren müssen, um von mir unentdeckt zu bleiben. Besser jedenfalls, als sie es zu diesem Zeitpunkt vermutlich kann. Ihr bleibt nicht viel Zeit, die Kerkermeister des ae’Magi sind nicht gerade für ihr Zartgefühl bekannt – vom ae’Magi selbst ganz zu schweigen. Obschon sie vor ihm sicher sein sollte, er hat andere, wichtigere Sorgen.« Wolf war in den letzten beiden Residenzen, in denen er gesucht hatte, nicht eben diskret vorgegangen, und der ae’Magi würde wissen, dass er dort gewesen war. Drei tote Männer ließen keinen Zweifel daran, dass jemand eingedrungen war, und die Art und Weise ihres Ablebens würde dem Erzmagier auch verraten, wer.
    Wolf dachte einen Augenblick nach, bevor er fortfuhr: »Wenn sie nicht dort ist, komme ich hierher zurück und melde mich wieder bei Euch. Falls sie entkommt, ist dies der einzige Ort, wohin sie sich wenden kann.« Mit diesen Worten verschmolz der Wolf mit den Schatten des Waldes und ließ den jungen König allein auf seinem Felsbrocken sitzend zurück.
    »In Myrs Gefolgschaft befindet sich ein Magier. Wie sieht er aus?«
    Die Stimme des ae’Magi war wirklich außergewöhnlich, dachte Aralorn. Sanft und warm, verhieß sie Trost und Zuflucht – aber sie wusste, was dahintersteckte, und

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