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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Magie, die er einsetzte, sein musste.
    Niemand sah ihn, als er in dem Gang zwischen den Zellen auftauchte. Die Nachtwachen hockten in dem Raum, der den einzigen Durchgang vom Hauptverlies darstellte, abgesehen von den Geheimgängen natürlich. Es gab für ihre Anwesenheit in diesem speziellen Kerker zu dieser Nachtzeit keinen Grund, außer sie eskortierten einen Gefangenen hinein oder hinaus – oder jemand wurde gefoltert.
    Er stand in seiner menschlichen Gestalt in einem breiten Steingang. Auf der einen Seite waren sieben Zellen, nach altem Stil tief versenkt im Boden wie Grüfte. Auf der anderen befand sich die Folterkammer. Im Augenblick war sie leer. Der einzige Hinweis auf Leben kam von den glimmenden Kohlen in der erhöhten Feuerstelle in der Mitte der Zelle.
    Die einzige Lichtquelle in dem Verlies war Wolfs Stab, doch sie reichte völlig aus. Der Schlüsselring hing immer noch an seiner Halterung neben der Wachstubentür – der Bequemlichkeit halber.
    Leise öffnete er die nächstgelegene Tür und stieg die steile, schmale Treppe hinab. Die an die Wand geketteten Gefangenen waren viel zu apathisch, um ihn zu bemerken. Wegen der schärferen Sinne des Wolfs nahm er seine Tiergestalt an und bereute es augenblicklich. Die Gerüche eines Kerkers waren für menschliche Nasen schon schlimm genug, aber dem Wolf tränten, als er sich aus der Zelle zurückzog, buchstäblich die Augen. Er nahm erneut seine menschliche Form an und schloss die Zelle wieder zu. Aralorn war nicht dort. Und auch nicht in der zweiten Zelle, die er untersuchte.
    In der dritten Zelle übersäten angekettete Körper den Boden und hingen am Gemäuer wie zerbrochene Puppen, doch sie ächzten und atmeten mit der gleichen Scheinlebendigkeit, wie sie die Uriah beseelte. Mit fiebrig glänzenden Augen beobachteten sie ihn, als er wieder Wolfsgestalt annahm, um die Luft zu prüfen. Sie waren jedoch zu frisch, zu sehr von dem Bann des ae’Magi beherrscht, als dass sie Alarm schlagen würden.
    In der vierten Zelle befanden sich noch mehr Menschen. Zu seiner Zeit, als er hier gelebt hatte, waren selten mehr als ein oder zwei Personen im Verlies gefangen gewesen. Er verwandelte sich in den Wolf, sog die Luft ein – und hörte gänzlich auf zu atmen.
    Sie ist hier.
    Die stürmische Freude, die ihn überkam, schob er beiseite. Später, wenn er sie in Sicherheit gebracht hatte, war noch genug Zeit zum Feiern.
    Er fand sie in der Ecke der Zelle. Ihr Gesicht war verändert, aber sie murmelte zu sich selbst, und es war ihre Stimme, ihr Geruch unter all dem Schmutz. Ihr Atem ging unregelmäßig und heiser, brach in ein schweres Husten aus, als er sie gegen sich lehnte, um ihr die Eisen abzunehmen – im Verlies hing so viel, fast schon den Stein zum Schmelzen bringende Magie, dass der ae’Magi nichts von seinen Aktivitäten mitbekommen würde, solange er sich nicht direkt im Nebenraum aufhielt. Was allerdings nicht hieß, dass er es sich erlauben konnte, lange hier zu verweilen. Wolf fluchte angesichts der Wunden, die die Fesseln an ihren Fuß- und Handgelenken hinterlassen hatten.
    Er hatte keine Zeit, nach weiteren Verletzungen zu suchen. Er musste hier raus.
    Sachte hob er sie vom Boden auf und ignorierte den ihr anhaftenden Kerkergestank. Stieg mit nicht mehr Vorsicht, als er sie einigen Bündeln Stroh hätte zuteil werden lassen, über die kreuz und quer daliegenden Körper ihrer Mitgefangenen hinweg. Obwohl er keine Hand frei hatte, ihn mitzunehmen, folgte ihm der Stab wie ein gehorsamer Hund.
    Erst als er aus der Zelle heraus war, merkte er, dass er ein Problem hatte. Der Geheimzugang, durch den er hereingekommen war, war mehr ein Kriechkeller und entschieden zu eng, um das Verlies mit Aralorn, die sich nicht aus eigener Kraft bewegen konnte, wieder zu verlassen.
    Er hatte keine Zeit zum Herumtrödeln.
    Eine leichte Berührung mit dem Stab an seiner Maske, und beide verschwanden. Ein kurzer Augenblick der Konzentration, und die Narben folgten. Er war kein Gestaltwandler. Das Gesicht unter den Narben war das, mit dem er geboren worden war: Es war seines, so wie auch die Narben die seinen waren.
    So behutsam wie möglich, um ihr nicht noch zusätzlich wehzutun, legte er sich Aralorn über die Schulter, hielt sie mit einer Hand fest und ließ die andere nachlässig herabbaumeln. Ein Lichtball bildete sich oberhalb seiner linken Schulter und begleitete ihn zur Wachstubentür.
    Als er die Tür aufstieß, griffen die Wachen hektisch nach ihren Waffen. Bis sie

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