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Arams Sündenbabel

Arams Sündenbabel

Titel: Arams Sündenbabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sind die einzigen Gäste.«
    »Das glaube ich nicht gerade, Janine. Ich habe bereits einen Gast gesehen.«
    »Was?«
    »Einen Schatten!«
    »Wann und wo?«
    Ich berichtete ihr von meinem Erlebnis, und sie nagte an der Unterlippe. »Das ist ja interessant. Und du hast dich nicht getäuscht, John?«
    »Nein.«
    Janine schaute sich um. »Wenn das so ist, könnte ja jedes Zimmer von einem Schatten besetzt sein. Oder von einem Wesen, dass es nicht richtig schafft, den Weg ins Jenseits zu finden. Sehe ich das so richtig, John?«
    »Irgendwie schon.«
    »Dann habe ich schon von dir gelernt.«
    »Irrtum. Das wusstest du vorher.« Ich wies auf den einzigen Stuhl. »Aber setz dich doch.«
    »Und was hast du vor?«, fragte sie.
    »Nimm erst mal Platz.«
    Als sie saß, hob ich meine Arme an und führte die Hände zum Hals hin. Janine sah es und nickte. »Naja, jetzt wird wohl der große Test kommen, wenn ich mich nicht irre?«
    »Genau der.«
    Ich zog das Kreuz hervor. Von einer Erwärmung war nichts zu spüren, doch das hatte nichts zu sagen. Es konnte durchaus sein, dass ich mich an der falschen Stelle aufhielt.
    Wir hatten kein Licht eingeschaltet. Wegen des Nebels drang auch nicht viel Helligkeit durch das Fenster, und so ging ich im Halbdunkel über die Holzbohlen hinweg, die bei jedem Schritt ächzten. Janine Helder schaute mir zu. Sie sah, dass ich den rechten Arm angehoben hatte und das Kreuz vorsichtig durch die Luft führte.
    Nein, es erwärmte sich nicht. Ich war enttäuscht, als ich die letzte Ecke des Zimmers abgesucht hatte und dann in der Mitte und nahe Janine wieder stehen blieb.
    »Nichts, John?«
    »Nein.«
    »Schade. Damit habe ich nicht gerechnet.«
    »Ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll.« Auf der Bettkante ließ ich mich nieder. Die Matratze war nicht eben weich, und sie beschwerte sich auch unter meinem Gewicht. Über die Sauberkeit des Zimmers wollte ich erst gar nicht sprechen, und wenn ich mich schlafen gelegt hätte, dann bestimmt in voller Montur. So saßen Janine und ich zusammen und hingen unseren Gedanken nach.
    »Sollte sich Martina Mädel denn so geirrt haben?«, fragte sie mit leiser Stimme. »Das... das... will mir einfach nicht in den Kopf. So habe ich sie gar nicht eingeschätzt.«
    »Bestimmt nicht. Denk daran, dass sie kein normaler Mensch ist. Sie hat einen besseren Blick als wir.«
    »Da magst du Recht haben, John. Trotzdem ärgert es mich. Ich war wirklich der Ansicht, dass wir hier auf eine Horde von Geistern oder was auch immer treffen würden. Ich sah es sogar schon als einen Vorhof zur Hölle an.«
    »Jetzt übertreibst du aber.«
    »Was ist ein Sündenbabel denn anderes als ein Vorhof zur Hölle? Darin verlieren die Menschen doch den Halt, John. Sie vergessen alles. Ihre Moral, ihre familiären Verbindungen. Sie kennen dann einfach nur ein bestimmtes Ziel.«
    »Da gebe ich dir Recht. Nur hier erleben wir es nicht.«
    »Noch ist Zeit.«
    Nach dieser Bemerkung herrschte wieder Ruhe zwischen uns beiden. Ich hatte mein Kreuz nicht mehr umgehängt und hielt es noch in der Hand. Gedankenverloren strich mein Blick über die Zeichen hinweg. Ich betrachtete die Insignien der vier Erzengel, aber auch sie konnten mir in diesem Fall nicht helfen.
    Wie so oft war ich auf mich allein gestellt und würde abwarten müssen, ob etwas passierte.
    »Könnte es ein Fehler gewesen sein, das Kreuz freizulegen?«
    »Warum?«
    »Du könntest gewisse Wesen damit vertrieben haben. Sie merkten, wer da gekommen ist und was dieser Besucher bei sich trägt. Ein Kreuz. Ein Gegenstand, der ihnen Angst einjagt. Deshalb haben sie so schnell wie möglich die Flucht ergriffen.« Sie hob die Schultern. »Das ist meine Meinung.«
    »Kann sein.«
    »Aber du glaubst nicht daran?«
    »Nein. Vielleicht gebe ich dir teilweise Recht. Sie haben sich nur zurückgezogen. In Verstecke, was weiß ich. Aber sie sind nicht ganz entflohen, Janine.«
    »Ja, du bist der Experte.« Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Weißt du, John, wenn ich mich so umschaue, dann habe ich einfach das Gefühl, dass noch jemand in der Nähe ist, ohne dass wir die Person sehen.«
    »Von wem sprichst du?«
    »Ich meine Martina Mädel, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass sie uns in die Irre geleitet hat.«
    »Mal abwarten.«
    Janine Helder war unruhig. »Hier sitzen zu bleiben, dazu habe ich auch keine Lust. Ich habe nicht einmal den Mantel abgelegt. Wir könnten und doch im Hotel umschauen, bevor es richtig dunkel wird. Dann

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