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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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ein recht weitgehender Schutz vor Entlassung und Lohnkürzung.
     
    Eine Sonderstellung nehmen die Beamten ein. Weil ihr Arbeitgeber der Staat ist, nennt der Volksmund sie Staatsdiener. Von ihnen wird eine ganz besondere Treue gegenüber dem Staat erwartet und sie genießen mehr Schutz als andere Arbeitnehmer. Außer bei schweren Vergehen sind sie unkündbar und ihre Stellung ist   – anders als auf dem restlichen Arbeitsmarkt   – als Lebensstellung gedacht. Auch die Angestellten des öffentlichen Dienstes sind nach einigen Dienstjahren so gut wie unkündbar.
     
    Für viele Arbeitnehmer ist ein sicherer Arbeitsplatz nach wie vor erstrebenswert. Er ist durch einen unbefristeten Arbeitsvertrag geregelt, der das Startgehalt, die Arbeitszeit und die Aufgaben des Arbeitnehmers festschreibt. Von dieser Urform eines Arbeitsverhältnisses weichen jedoch immer mehr Menschen ab:
Sie arbeiten mehr, weil sie viele Überstunden machen.
Sie arbeiten weniger, weil sie nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen.
Sie arbeiten mit Unterbrechungen, weil sie arbeitslos werden oder eine Auszeit (sabbatical) nehmen.
Sie arbeiten befristet, bevor sie in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis eintreten.
    |98| Für unbefristete Vollzeitstellen plädieren vor allem die Gewerkschaften. Für sie ist der klassische Arbeitnehmer eine vom Aussterben bedrohte Spezies, die mit möglichst vielen Gesetzen und Vorschriften vor dem endgültigen Verschwinden bewahrt werden muss. Bei einer Abkehr von dieser Politik fürchten sie »amerikanische Verhältnisse«: Das sind weitgehend frei vereinbarte Löhne, unbezahlte Überstunden, kein Kündigungsschutz, keine Sozialleistungen und kaum freie Tage.
    Viele Experten glauben, übertriebener Arbeitnehmerschutz verhindere Beschäftigung und bringen es auf eine einfache Formel: Je weniger Schutz, desto mehr Leute werden bei Bedarf eingestellt und wieder entlassen. Länder mit einem stark regulierten Arbeitsmarkt haben demnach weniger Beschäftigung als Länder, die ihren Arbeitsmarkt nur wenig regulieren. In der Schweiz zum Beispiel gibt es fast keinen Kündigungsschutz und praktisch Vollbeschäftigung. Auch Dänemark und Schweden haben weniger Arbeitslose, seit dort der Kündigungsschutz massiv gelockert wurde.
    Beschäftigung und Kündigungsschutz
    Erwerbstätigenquote in Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Quelle: Deutschland im globalen Wettbewerb 2003, IW Köln
    |99| In Deutschland, so heißt es, sei es leichter, einen Betrieb zu schließen, als die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren. Der Zusammenhang zwischen Kündigungsschutz und der Bereitschaft von Unternehmen, Leute einzustellen, wird jedoch von der Mehrzahl der Experten immer noch bestritten, seien die Gegenbeweise auch noch so evident. Mehr dazu findet sich im Kapitel »Ohne Arbeit leben«.
    Arbeit und Einkommen
    Arbeitnehmer bekommen vom Arbeitgeber ein bestimmtes Monatseinkommen, außerdem Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Prämien, vermögenswirksame Leistungen und manchmal auch Gewinnbeteiligungen. Das nennt man Bruttoverdienst. Von diesem Brutto zieht der Staat etwas ab: Steuern und Sozialabgaben. Was dann übrig bleibt und auf dem Konto landet, ist das Netto. Je höher das Brutto, desto mehr wird abgezogen, aber es kommt auch darauf an, ob man allein lebt oder Familie hat.

    |101| Und warum kann man nicht einfach behalten, was man verdient hat? Weil man dann alles ausgeben würde und nichts mehr hätte, wenn man arbeitslos, alt oder krank wäre. Es wird unterstellt, dass ohne Zwang niemand vorsorgen würde. Außerdem gibt es Leute, die so wenig verdienen, dass sie kaum etwas zurücklegen können. Deshalb werden alle Arbeitnehmer in die Pflicht genommen und auch die Arbeitgeber tragen ihren Teil bei. Sie zahlen je die Hälfte der Sozialabgaben.
    Von den Besserverdienern und Alleinstehenden wird deutlich mehr genommen als von den Kleinverdienern und den Familien, damit später einmal alle ihr Auskommen haben. Das nennt man Umverteilung, und eine Gesellschaft, die so funktioniert, ist eine Solidargemeinschaft. Und weil in diesem System die Jungen dafür arbeiten, dass die Alten ihre Rente bekommen, spricht man von einem Generationenvertrag. Das funktioniert dann gut, wenn viele Junge wenige Alte versorgen. Das war zu Konrad Adenauers Zeit, als der Generationenvertrag erdacht wurde, auch der Fall. Adenauer war Bundeskanzler von 1949 bis 1963.   Es war die Zeit des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders. Es gab viel zu tun, jede Hand

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