Arbeit - Leben - Glueck
Lichthupe zu drücken und zu dicht aufzufahren.
Vertrauen ist ansteckend, sogar auf der Autobahn. Kommt dann ein Drängler angebraust, sind wieder alle misstrauisch und achten nur noch auf ihn, ist er jedoch vorbeigezogen, bauen sich Vertrauen und Kooperation langsam wieder auf. So gesehen lohnt es sich, freundlich und zuvorkommend zu sein. Und zwar nicht, weil man gerade eine Sonntagspredigt gehört hat, sondern weil man etwas zurückbekommt, wenn man etwas gegeben hat. Die meisten Menschen sind friedliebend. Auf der Autobahn und auch in der Arbeitswelt. Sobald sie ihren emotionalen Tauschhandel beginnen, haben Drängler und Streithälse keine Bedeutung mehr. Denn Letztere sind nur eine Minderheit, die eine Mehrheit zu terrorisieren versucht.
Im Team oder solo, Alleskönner oder Spezialist? Arbeitsweisen im Vergleich
Alle Menschen sind gleich, aber jeder ist auch anders. Das zeigt sich in ihrem Können, aber auch daran,
wie
sie am liebsten arbeiten. Der eine verfügt über ein breites Spektrum an Fähigkeiten, der andere über Spezialwissen. Alleskönner, die in den Stellenanzeigen meist »Allrounder« oder »Generalisten« genannt werden, haben oft eine Geisteswissenschaft studiert, sprechen mehrere Sprachen, finden sich überall auf der Welt zurecht und sind auf vielen Gebieten einsetzbar, auch auf solchen, mit denen sie nie zuvor etwas zu tun hatten. Der größtmögliche Gegensatz dazu sind die |165| »Spezialisten«. Sie haben meist eine Naturwissenschaft studiert, machen ihren Abschluss, hängen den Doktor dran, werden Professor an einer Hochschule oder arbeiten als Experten in der Wirtschaft. Oft tun sie in ihrem ganzen Berufsleben nichts anderes als beispielsweise das Liebesleben der Ameisen zu erforschen.
Für Spezialisten gibt es nichts Schöneres, als sich ganz auf ein Thema zu konzentrieren, für Generalisten wäre das eine Qual. Spezialisten sind zähe Arbeiter und müssen oft lange Durststrecken überwinden, bevor sie auf ihrem Wissensgebiet Erfolg haben. Generalisten sind geniale Überflieger, die nichts richtig können, aber dafür von allem etwas. Sie haben die ungewöhnlichsten Lebensläufe und es kommt für sie nur auf eines an: glaubhaft zu machen, dass sie Berge versetzen können und für einen angebotenen Job die beste Wahl sind.
Spezialisten sind außerhalb ihres Wissensgebietes oft nicht zu gebrauchen. Bei den Naturwissenschaften und bei den Ausbildungsberufen nimmt die Spezialisierung trotzdem immer weiter zu. Früher durfte ein Automechaniker auch Autos verkaufen, heute braucht er dazu eine Ausbildung als Autofachverkäufer. Auch einen Emmentaler darf man nicht einfach so über die Theke reichen; man muss erst Käsefachverkäufer werden. Die Touristik-Fachfrau für Camping-Artikel oder der Fachmann für das Hufbeschlagswesen klingen schon wie aus einem Satireprogramm entsprungen, ebenso der High-Throughput-Technology-Manager oder der User-Relationship-Editor, dabei haben wir es (in derselben Reihenfolge) mit einer Verkäuferin, einem Hufschmied, einem Vertriebsmann und einem technischen Redakteur zu tun. Viele dieser Berufsbezeichnungen sind keine Spezialisierungen, sondern Camouflage.
|166| Neben den Generalisten und den Spezialisten sind immer wieder Mitarbeiter gefragt, die gut in einem Team zusammenarbeiten können. Teams sind aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Es gibt zwar immer noch Berufe, wo man für sich bleiben kann, zum Beispiel Landvermesser, Förster, Schriftsteller oder Archivar, aber bei den meisten Jobs ist das undenkbar: keine Operation ohne O P-Team , keine neue Joghurtsorte, ohne dass ein Heer von Experten daran gearbeitet hätte.
Die Vorteile von Teamwork werden oft als »Synergieeffekte« beschrieben. Synergie heißt, dass ein Team mehr erreichen kann als die gleiche Anzahl von Einzelpersonen, wenn sie für sich arbeiten. Im Team bringt man sich gegenseitig auf Ideen, die man allein nicht gehabt hätte, spornt sich zu Leistungen an, die einen allein überfordern. Ein gutes Team bringt Ergebnisse, die nur aus ihm heraus entstehen konnten.
Immer häufiger wird allerdings beobachtet, dass Teamarbeit die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt, wie es etwa der Managementexperte Reinhard K. Sprenger in seinem Buch
Aufstand des Individuums
beschreibt. Teams können unproduktiv sein und mehr Probleme aufwerfen, als sie lösen. Wie kommt das?
Man muss zu viel über die Arbeit reden, statt sie zu tun.
In einem guten Team würde jeder sein
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