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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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Pappelhölzer eine seltsam archaisch anmutende Erinnerung an die jahrhundertealten Traditionen des Müllerhandwerks mit seinem reichen Erfahrungsschatz. Pappelholz ist durch seine dauerelastischen Eigenschaften immer noch der beste und preiswerteste Werkstoff für die schwingende Aufhängung der Siebkästen – deswegen wird er auch weiterhin verwendet.
    Eine moderne Mühle hat typischerweise mindestens zwei Dutzend solcher Plansichter in Betrieb. Läuft man durch die Reihen der gleichmäßig, aber schnell und kraftvoll schwingenden übermannshohen orangefarbenen Kästen, stellt sich ein gewisses Gefühl von Seekrankheit ein. Im menschenleeren Plansichtersaal wird die Kraft und Wucht der Maschinen direkt spür- und fühlbar. Durch die halbdurchsichtigen flexiblen Anschlußstücke, mit denen die Siebkästen an das Rohrlabyrinth angeschlossen sind, zischen Korn, Gemahlenes und Druckluft. Ein unablässiges Brummen, Rauschen und Wummern erfüllt die Luft. Die Halle, in der die wummernden Siebkästen aufgehängt sind, ist nicht einmal halb gefüllt. Sie wurde einst für größere, weniger leistungsdichte Maschinen errichtet, die irgendwann durch die heutige Technikgeneration ersetzt wurden, die weniger Platz benötigt.
    Bis aus Korn Mehl geworden ist, wiederholt sich die Abfolge von Sieben und Mahlen viele Male. Zwischen dreizehn und fünfundzwanzig Runden wird das Getreide durch das Rohrlabyrinth der Mühle zwischen Siebkästen und Mahlwerke hin- und herbewegt. Die Siebe sortieren verschiedene Größen der Getreidepartikel, das Rohrsystem leitet sie entsprechend der in der Steueranlage geladenen Mühlenkonfiguration zu den richtigen Mahlwerken. Das Mahlergebnis wird über die Rohre zu den Siebkästen gepumpt und von dort wiederum zu den verschiedenen Mahlwerken – bis die Partie Korn durchgemahlen ist.
    Verpackung und Versand
    Das fertiggemahlene und gemischte Mehl wird sofort abtransportiert, für die spätere Abholung verpackt oder in einem Lagersilo aufbewahrt. Wenn Mehl trocken, kühl und geschützt vor Insekten und Fremdgerüchen gelagert wird, ist es – anders als das Getreide – sehr lange haltbar. Selbst viele Jahrzehnte altes Mehl, das in dieser Zeit nicht mit Feuchtigkeit oder Schädlingen in Kontakt gekommen ist, eignet sich noch einwandfrei zum Backen, wie Lebensmittelchemiker zeigen konnten. Es mag ein wenig muffig riechen, verliert über die Zeit aber kaum an Backqualität. Mehl lässt sich um so länger lagern, je heller und feiner es ist. Die Fettsäureanteile in dunklen Vollkornmehlen werden irgendwann ranzig, was den Geschmack beeinträchtigen kann.
    Bei Bauarbeiten in einer Großmühle wurden einige verschlossene Papiertüten mit Weißmehl gefunden, die versehentlich vor mehreren Jahrzehnten in einem Hohlraum eingemauert worden waren. Aus Neugier gab der Besitzer das uralte Mehl ins Labor, um es untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse waren verblüffend: Das Mehl ließ sich noch problemlos backen und verwenden. Durch die vollkommen abgeschottete trockene, dunkle Lagerung hinter der Wand war es auch vor Insekten und Nagetieren geschützt und hatte lediglich den Geruch der Umgebung angenommen.
    Das Problem der Geruchsaufnahme stellt sich auch heute noch, etwa bei der Auslieferung von Mehl an die Supermärkte, wenn die Palette mit den Mehltüten neben stark duftenden Waschmitteln oder Seifen transportiert oder gelagert wird. Mehl nimmt Fremdgerüche sehr schnell an, was verständlicherweise zu Irritationen führt. Mehl, das nach »Sommerwiese Typ extrafrisch« duftet, wird regelmäßig reklamiert und ist nicht mehr verkäuflich.
    Wenn das Mehl nicht direkt per Lkw in die großen Backfabriken transportiert wird, muß es in beachtlichen Tagesmengen in Säcke für die kleinen Bäcker oder die Kilopakete für den normalen Haushalt verpackt werden. Früher wurde Mehl ausschließlich sackweise verkauft, abgewogen auf haushaltsübliche Mengen wurde beim Einzelhändler. Der hatte das Risiko, daß das Mehl von Mäusen, Feuchtigkeit oder Insekten verdorben wurde, und obendrein die Streuverluste beim Wiegen und Abfüllen zu tragen.
    Diesem mißlichen Zustand machte die Erfindung der Haushaltspackung für Mehl ein Ende, die sich schnell durchsetzte. Die Papiertüten enthielten bei ihrer Erfindung typischerweise fünf Pfund, also zweieinhalb Kilogramm Mehl. Es wurde einfach noch mehr Brot zu Hause gebacken. Heute sind die standardisierten Ein-Kilo-Tüten allgemein üblich. Abgefüllt wurden die kleinen Tüten per

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