Arche
Schöpfungsgeschichte eine historische Basis hat und nicht nur ein Buch des Glaubens oder Literatur ist. Wer sie weiterhin wörtlich nehmen will, kann das tun. Fehlbar waren die Übersetzer,
nicht die Worte der Bibel. Die Geschichte selbst hat nicht an Gültigkeit verloren, auch wenn ein paar Änderungen am Text vorgenommen wurden.«
Der Priester machte ein finsteres Gesicht, widersprach aber nicht länger. »Ich bete in dieser Frage um Gottes Hilfe.«
»Es liegt ganz bei Ihnen, was Sie mit der Kammer hier machen, aber Sie müssen die Polizei hineinlassen, damit die Toten geborgen werden können.«
Vater Tatilian nickte. »Diese Entdeckung wird Chor Virap verändern.«
Dilara starrte auf ihren Vater, aber ihre Augen blieben trocken.
»Man wird sich um ihn kümmern, Dilara«, sagte Tyler.
»Ich weiß. Zumindest starb er in dem Bewusstsein, Recht gehabt zu haben.«
»Er würde es bestimmt gerne sehen, wenn du sein Werk vollendest.«
»Und das werde ich auch tun«, sagte sie entschlossen. »Suchen wir die Arche Noah.«
63. KAPITEL
Sie mussten davon ausgehen, dass der flüchtige Sebastian Ulric wahrscheinlich längst auf dem Weg zur Arche war. Wenn sie ihm zuvorkommen wollten, würden sie sich beeilen müssen.
Die drei Freunde fuhren nach Eriwan zurück. Sie würden mit dem Firmenjet nach Van in der Türkei weiterfliegen.
Unterwegs informierte Tyler Miles Benson telefonisch über ihre Fortschritte. Bei seinem Vater meldete er sich nicht. Er wusste, dass die Armee sofort die Suche nach dem Prion in die Hand nehmen würde, um es für militärische Zwecke einsetzen
zu können. Das war aber nicht der einzige Grund, warum er sich bedeckt hielt. Wäre der türkischen Regierung auch nur das leiseste Gerücht bekannt geworden, dass sie die Arche Noah entdeckt hatten, würde man ihnen den Zugang zum Berg Ararat verwehren. Wenn sie Ulric ohne einen internationalen Zwischenfall von seinen finsteren Plänen abhalten wollten, mussten sie ihre Expedition unter allen Umständen geheim halten.
Bei Dunkelheit ereichten sie Van. Es war zu spät, sich gleich auf die Suche zu machen. Sie würden bis zum Morgen warten müssen. In der Zwischenzeit traf Tyler die nötigen Vorbereitungen. Er hatte gute Kontakte in der Westtürkei, über die er alles besorgen konnte. Da Dilara Türkisch sprach, charterte sie einen Helikopter, mit dem sie die Strecke von Van bis zum Berg Ararat zurücklegen wollten.
Die Vorstellung, dass sie Ulric und dessen Männern zahlenmäßig unterlegen sein würden, wollte Tyler nicht so recht gefallen. Ulric würde mindestens von Svetlana Petrova, Dan Cutter und den beiden Wachen begleitet sein, die mit ihm geflüchtet waren. Deshalb bat Tyler seinen Freund, noch etwas Muskelverstärkung aufzutreiben. Über seine militärischen Kontakte gelang es Grant, drei Söldner zu finden, die vor Morgengrauen von Istanbul nach Van kommen konnten. Tyler hatte ausreichend Waffen für sich, Grant und Dilara mitgenommen. Die Söldner würden ihre eigenen Waffen mitbringen.
Nun hieß es nur noch darauf warten, dass der Tag anbrach. Sie schickten die Piloten in ein Hotel und übernachteten selbst im Flugzeug. Trotz der komfortablen Liegesitze schliefen sie unruhig.
Am frühen Morgen wurde alles geliefert, was sie noch an Ausrüstung brauchten. Wenig später trafen auch die Söldner ein.
Bei der Lagebesprechung erwähnte Tyler die Arche Noah
nicht. Der Helikopter würde sie an der Ostseite des Ararat absetzen und etwas weiter südlich auf sie warten. Man würde den Hubschrauber per Funk anfordern, wenn er sie wieder abholen sollte. Tyler wollte vermeiden, dass Ulric durch den Hubschrauber gewarnt wurde, falls sie vor ihm an der Arche waren.
Der Helikopter war ein neuer Bell 222, geräumig genug für sechs Leute mit Ausrüstung. Während des Flugs erfuhren sie vom Piloten, dass man im Araratgebirge seit einigen Jahren wieder nach Öl und Erzen suchte. Fünfzehn Jahre lang war der Berg nur für das türkische Militär zugänglich gewesen. Immer wieder hatten kurdische Rebellen Touristen in ihre Gewalt gebracht und in den südöstlichen Städten der Türkei Bomben gelegt. Seit im Jahr 2000 der Führer der kurdischen Rebellen verhaftet worden war, hatte die Zahl der Übergriffe sehr abgenommen. Man hatte den Berg wieder für den Tourismus freigegeben, und auch das Interesse der Wirtschaft an der Region war gewachsen.
Der Flug über die zerklüfteten Berge, die von Gerölltälern durchzogen waren, dauerte nur dreißig Minuten.
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