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Arche

Arche

Titel: Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Morrison
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Drängen sagte Tyler nur, er müsse erst einmal nachdenken. Vermutlich war er ein Typ, der sich in sich selbst verkroch, wenn er ein Problem lösen wollte. Deshalb schwieg sie und fuhr mit der Durchsicht der Akten fort. Wie erwartet, war nichts über Oasis oder Whirlwind zu finden.
    Warum nur mussten Projekte, insbesondere militärische, immer so rätselhafte Namen tragen? Dilara war ganz einer Meinung mit Coleman. Es musste etwas mit Kontrolle und Macht zu tun haben. Irgendetwas an dem Projekt Whirlwind schien Tyler gewaltig zuzusetzen. Wenn sie an seinen Ton dachte, lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Als hätte sie miterlebt, wie ein Hellseher in seiner Kristallkugel in die Zukunft blickte.
    Nach Colemans Unterlagen wandten sie sich, noch immer schweigend, denen der Ingenieure zu, die ebenfalls bei dem Unfall gestorben waren. Wieder Fehlanzeige. Wer immer sich an den Akten vergriffen hatte, wusste genau, wonach er suchte.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr sahen sie ein, dass sie ihre Zeit verschwendeten.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Tyler.
    Dilara war so konzentriert bei der Sache gewesen, dass sie an
Essen gar nicht gedacht hatte. Doch bei Tylers Frage spürte sie das Loch in ihrem Magen.
    »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Hier gibt es für uns nichts mehr zu holen. Mögen Sie Fisch?«
    »Alles, was gekocht ist. Bei Sushi dreht sich mir der Magen um.«
    »Ich bin allergisch gegen Meeresfrüchte. Aber wir finden bestimmt etwas.« Sie schlossen das Büro ab. Im Foyer wartete einer ihrer Bodyguards. Zu dritt stiegen sie ins Auto zu dem anderen.
    Unterwegs unterbrachen sie ihre Fahrt für einen Einkauf in einem Lebensmittelladen und erreichten nur zehn Minuten später den Stadtteil Magnolia. Dilara hatte eine Junggesellenbude in einem Hochhaus erwartet, stattdessen hielten sie vor einem Einfamilienhaus im mediterranen Stil, das hoch oben auf einer Klippe stand und auf die Meerenge hinuntersah.
    Ihre Bewacher bezogen auf der Straße Posten. Tyler stellte die Alarmanlage ab und kontrollierte, ob niemand sich daran zu schaffen gemacht hatte, dann ließ er Dilara eintreten. Mondschein drang durch die Fensterwand auf der rückwärtigen Seite des Hauses.
    Bambusfußboden, so weit der Blick reichte. Hochpolierte antike Möbel in Wohn- und Esszimmer, und in der riesigen Küche glänzende Arbeitsflächen aus Granit, darauf Haushaltsgeräte aus Edelstahl. Es sah gepflegt aus, aber nicht steril, Vorhänge sorgten für Gemütlichkeit. Es schien ganz und gar nicht das Haus eines Singles zu sein, der nie da war. Die Wirkung litt lediglich unter einer weißen Wand im Wohnzimmer mit fünf verschieden gelben Quadraten. Doch dann ging Dilara ein Licht auf. Die Inneneinrichtung war das Werk von Tylers verstorbener Frau gewesen. Offensichtlich war sie nicht fertig geworden, daher die weiße Wand mit den Farbproben.

    Plötzlich kam ihr das Haus eher wie ein Mausoleum vor.
    Tyler bemerkte, dass sie die Farbmuster ansah.
    »Karens Werk«, bestätigte er ihre Vermutung. In seiner Stimme schwang Bedauern mit. »Sie mochte den sonnigen Anblick von Gelb bei trübem Wetter. Welcher Farbton ihr am besten gefiel, konnte sie mir nicht mehr sagen, und ich kann mich nicht entscheiden.«
    Er nahm eine Fernbedienung in die Hand, und Klänge von Vivaldi drangen aus versteckten Boxen. Dilara wanderte zu den Fenstern. Eine Terrassentür führte auf ein Deck, das die Klippe überragte. Die tanzenden Lichter der Innenstadt bildeten den perfekten Hintergrund für die Space Needle. Eine Fähre durchquerte die Elliott Bay.
    »An klaren Tagen sieht man direkt hinter der Stadtsilhouette den weißen Gipfel des Mount Rainier liegen.«
    »Der Blick ist großartig.«
    »Seinetwegen haben wir das Haus gekauft.«
    Wieder schwang Traurigkeit in seiner Stimme mit. Er ging zurück in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Dilara spürte seine Verlegenheit.
    »Kann ich helfen?«, fragte sie.
    »Hier«, sagte er und zeigte ihr, wo Messer und Schneidebretter verstaut waren. »Sie können die Bohnen vorbereiten.«
    Dilara beobachtete ihn bei der Arbeit. Er war flink, jede Bewegung war wohlüberlegt. Einige Male sah sie, wie er zur Musik nickte. Er war jemand, der sich des Lebens freute, auch wenn er manchmal bedrückt war. Sie konnte nicht leugnen, dass sie diese Einstellung und auch sein Können ansprechend fand. Dann schalt sie sich, solche Überlegungen waren in ihrer gegenwärtigen Situation lächerlich. Und doch ertappte sie sich dabei, wie sie ihn ansah, und hatte

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