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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Toryabgeordneten. Er reiste von Bodmin nach Glasgow, von Penrith nach Great Yarmouth, und er bereitete Maudling auf jede Versammlung gewissenhaft vor.
Allmählich wurde allen klar, daß in der neuen konservativen Mannschaft Charles Seymour und Simon Kerslake die Offiziere waren. Ein paar neue Abgeordnete ärgerten sich über die geflüsterte Vertraulichkeit bei den Cocktailpartys in Eaton Square oder über die Feststellung, daß Kerslake ihre Wähler unter Vorspiegelung falscher Tatsachen besucht hatte. Andere waren ganz einfach neidisch auf die Belohnung, die dem Sieger zweifellos zuteil werden würde.
»Warum soll man eigentlich Maudling unterstützen?« fragte ihn Elizabeth einmal beim Abendbrot.
»Maudling hat viel mehr Regierungserfahrung als Heath – und überhaupt kümmert er sich mehr um die Leute.«
»Aber Heath scheint mir wesentlich professioneller zu sein«, beharrte Elizabeth und schenkte ihrem Mann ein Glas Wein ein.
»Das mag schon sein, aber die Briten waren immer eher dafür, daß gute Amateure regieren.«
»Wenn du all das Zeug über Amateure glaubst, warum engagierst du dich dann so?«
Simon überlegte ihre Frage eine Weile, bevor er antwortete: »Weil ich in Wahrheit nicht aus dem Milieu stamme, das automatisch den Mittelpunkt der konservativen Bühne einnimmt«, gab er zu.
»Auch Heath nicht«, erwiderte Elizabeth trocken.
Obwohl jeder in- und außerhalb des Parlaments wußte, daß Sir Alec sehr bald seinen Rücktritt bekanntgeben würde, kam die offizielle Mitteilung erst am 22. Juli 1965. Die Wahl eines neuen Führers der Konservativen sollte fünf Tage später stattfinden. Bis dahin arbeiteten Simon und Charles fast rund um die Uhr, aber trotz vieler Meinungsumfragen und langen Artikeln mit Statistiken und Prognosen war sich niemand über den Wahlausgang sicher, nur darüber, daß Powell Dritter werden würde.
Charles und Simon mieden einander, und Fiona bezeichnete Kerslake zuerst privat und dann auch öffentlich als »jenen sich vordrängenden Emporkömmling«. Diesen Ausdruck benutzte sie nicht mehr, als Alec Pimkin in aller Unschuld fragte, ob sie damit Edward Heath meine.
Am Morgen der geheimen Abstimmung wählten sowohl Simon wie Charles sehr früh und verbrachten den Rest des Tages damit, die in den Parlamentscouloirs auf und abzumarschieren und über das Resultat zu rätseln. Um die Mittagszeit waren beide äußerlich siegesgewiß und innerlich verzagt. Um Viertel nach zwei saßen sie in dem großen Saal, um der historischen Ankündigung zu lauschen: »Das Resultat der ersten Wahl des Vorsitzenden der konservativen Parlamentspartei«, sagte Sir William Anstruther-Gray, »lautet wie folgt:
Edward Heath hundertfünfzig Stimmen Reginald Maudling hundertdreiunddreißig Stimmen Enoch Powell fünfzehn Stimmen.«
Eine Stunde später rief Maudling, der in der Stadt mittaggegessen hatte, Edward Heath an, um ihm zu sagen, daß er mit Freuden unter ihm als neuem Führer dienen werde. Charles und Fiona entkorkten eine Flasche Champagner, während Simon mit seiner Frau ins Old Vic zu »The Royal Hunt of the Sun« ging. Er schlief während der ganzen Vorstellung, dann fuhr ihn Elizabeth nach Hause.
»Wieso bist du nicht eingeschlafen? Schließlich warst du in den letzten Wochen genauso beschäftigt wie ich«, fragte Simon.
Elizabeth lächelte. »Diesmal war ich es, die wissen wollte, was im Zentrum der Bühne vor sich geht.«
Zwei Wochen später, am 4. August, gab Heath sein Schattenkabinett bekannt. Reggie Maudling wurde stellvertretender Vorsitzender. Sir Alec wurde mit der Außenpolitik und Powell mit der Verteidigungspolitik betraut. Charles Seymour erhielt die Einladung, dem Team für Umweltfragen als Juniorsprecher beizutreten, und war damit der erste der neuen Parlamentarier, der sich einige Bänke nach vor gearbeitet hatte.
Simon Kerslake erhielt von Reginald Maudling einen handgeschriebenen Brief, in dem er ihm für seinen unermüdlichen Einsatz dankte.

ZWEITES BUCH 1966-1974 DIE JUNGEN IM AMT
4
    Als Alison McKenzie in Andrew Frasers Wohnung am Cheyne Walk übersiedelte, nahm jeder einschließlich ihres Vaters, des Staatsministers von Schottland, an, daß die beiden demnächst ihre Verlobung bekanntgeben würden.
    Die letzten drei Monate hatte Andrew in Ausschüssen verbracht, die sich nur mit Schottland betreffenden Gesetzesvorlagen befaßten. Er fand die Arbeit langweilig, weil viele Kollegen bloß die Ansichten anderer Abgeordneter – oft auch noch schlechter formuliert –

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