Archer Jeffrey
10. März zu ermorden. Er erhielt diese Information, während er bei einem privaten Lunch in Georgetown servierte. Bei diesem Mittagessen war seiner Meinung nach ein Senator anwesend. Ist das soweit richtig, Andrews?«
»Ja, Sir.«
Wieder schaute der Direktor in seine Unterlagen.
»Die Polizei sicherte die Fingerabdrücke des Toten; sie finden sich weder in der FBI-Kartei noch in den Unterlagen der Stadtpolizei. Daher müssen wir nach den vier Morden von gestern nacht vorläufig von der Voraussetzung ausgehen, daß der griechische Einwanderer uns die Wahrheit erzählt hat. Vielleicht hat er die Dinge nicht ganz korrekt gehört, aber jedenfalls bekam er von einer Sache Wind, die groß genug ist, in einer Nacht vier Morde auszulösen. Wir dürfen auch annehmen, daß die Leute, die hinter diesen teuflischen Vorgängen stecken, wer immer sie sein mögen, sich jetzt in Sicherheit wiegen und glauben, jeden getötet zu haben, der vielleicht von ihren Plänen wußte. Sie können von Glück reden, junger Mann.«
»Ja, Sir.«
»Vermutlich – Sie werden wohl auch daran gedacht haben – nahmen die Leute an, daß Sie sich in dem blauen Ford befanden, nicht wahr?«
Mark nickte. Während der letzten zehn Stunden hatte er kaum an etwas anderes gedacht. Er hoffte nur, daß Norma Stames nicht auf den Gedanken kam.
»Ich möchte, daß diese Verschwörer sich jetzt sicher fühlen, und deshalb werde ich das Programm der Präsidentin für den 10. März nicht ändern, wenigstens nicht im Augenblick.«
Mark wagte einen Einwand. »Begibt sich die Präsidentin damit nicht in große Gefahr, Sir?«
»Andrews, irgend jemand, und es kann ein amerikanischer Senator sein, plant irgendwo, die Präsidentin zu ermorden; bisher hat er immerhin zwei meiner besten Age nten, einen Griechen, der ihn hätte wiedererkennen können, und einen tauben Briefträger umgebracht, dessen einzige Verbindung mit der Sache darin bestand, daß er vielleicht Casefikis’ Mörder identifiziert hätte. Wenn wir jetzt mit schweren Geschützen auffahren, schrecken wir die Leute ab. Wir haben kaum Hinweise, wir würden kaum ihre Identität erfahren. Und selbst wenn wir sie entdeckten, könnten wir sie nicht festnageln. Unsere einzige Hoffnung, sie zu erwischen, ist, daß sie sich in Sicherheit wiegen – bis zum allerletzten Moment. Es ist möglich, daß sie bereits jetzt Angst haben, aber ich glaube es nicht. Sie haben so viel Gewalt angewandt, um ihre Absichten geheimzuhalten, daß sie einen sehr triftigen Grund haben müssen, die Präsidentin innerhalb von 7 Tagen zu beseitigen. Diesen Grund müssen wir herausfinden.«
»Sollen wir die Präsidentin informieren?«
»Nein, nein, noch nicht. In den letzten Jahren hat sie mit der Waffengesetz-Geschichte schon genug Scherereien gehabt, ohne über die Schulter schauen zu müssen, welcher der Senatoren Mark Anton und welcher Brutus ist.«
»Was unternehmen wir also in den nächsten sechs Tagen?«
»Es ist Ihre und meine Aufgabe, Cassius zu finden. Und vielleicht ist es nicht der mit dem hohlen Blick.«
»Und wenn wir ihn nicht finden?«
»Gott helfe Amerika.«
»Und wenn wir ihn finden?«
»Dann werden Sie ihn vielleicht töten müssen.«
Mark dachte einen Augenblick nach. Er hatte noch nie im Leben jemanden getötet; wenn er es recht überlegte, hatte er noch nie bewußt ein Lebewesen getötet. Er haßte es, Insekten zu zertreten. Der Gedanke, daß der erste Mensch, den er vielleicht töten mußte, ein Senator der Vereinigten Staaten sein könnte, schien ihm, gelinde gesagt, beunruhigend.
»Schauen Sie nicht so unglücklich drein, Andrews. Vermutlich wird es nicht dazu kommen. Ich will Ihnen jetzt genau sagen, was ich zu tun beabsichtige. Ich werde H. Stuart Knight, den Leiter des Secret Service, informieren, daß zwei meiner Beamten einen Mann verhört haben, der behauptete, die Präsidentin der Vereinigten Staaten solle irgendwann im Laufe des nächsten Monats ermordet werden. Ich beabsichtige nicht, ihm zu sagen, daß möglicherweise ein Senator mit im Spiel ist. Ich werde ihm auch nicht mitteilen, daß bereits zwei Agenten bei dem Fall ums Leben gekommen sind. Das geht ihn nichts an. Vielleicht hat gar kein Senator etwas damit zu tun, und ich wünsche nicht, daß eine Menge Leute ihre gewählten Vertreter anstarren und sich fragen, welcher von ihnen ein Verbrecher ist.«
Der stellvertretende Direktor räusperte sich und sprach zum erstenmal. »Obwohl man’s von manchen sowieso glaubt.«
Der Direktor fuhr unbeirrt fort:
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