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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Abends wurde es offensichtlich, daß sie versuchte, mich betrunken zu machen, und ich muß gestehen, daß ich tatsächlich nicht mehr ganz fest auf den Beinen war, als ich mich verabschieden wollte, und deshalb bezweifelte, daß ich es, ohne unliebsames Aufsehen zu erregen, zurück zu meiner Kaserne schaffen würde.
Rebecca schlug sogleich vor, daß ich über Nacht bliebe und »meinen Rausch ausschlafe«. Ich benutze hier ihre genauen Worte. Natürlich lehnte ich ab, bis sie darauf Hinwies, daß ich in Deinem Zimmer schlafen könne, da Du ja erst am Nachmittag des nächsten Tages von Eurem Landsitz zurückkommen würdest – was Du auch später bestätigt hast.
So nahm ich Rebeccas freundliches Angebot an und fiel, gleich nachdem ich mich niedergelegt hatte, in tiefen Schlaf, aus dem mich ein lautes Klopfen weckte. Zu meiner Bestürzung sah ich Dich vor mir stehen. Und noch entsetzter war ich, als ich feststellen mußte, daß Rebecca ohne mein Wissen zu mir unter die Decke gekrochen war.
Das war Dir verständlicherweise sehr peinlich und Du bist gleich wieder gegangen. Ich stand sofort, ohne ein Wort auf, zog mich an und kehrte in meine Kaserne zurück, wo ich etwa um Viertel nach eins ankam.
Als ich am Morgen am Waterloo-Bahnhof eintraf, wo ich meine Reise nach Indien antrat, war ich, wie Du Dir vorstellen kannst, etwas überrascht, als ich sah, daß Rebecca auf dem Bahnsteig auf mich wartete. Ich verbrachte nur wenige Augenblicke mit ihr, erklärte ihr jedoch unmißverständlich, was ich von dem Streich hielt, den sie mir in der vergangenen Nacht gespielt hatte. Dann gab ich ihr die Hand und stieg in den Zug nach Southampton, ohne damit zu rechnen, daß ich je wieder von ihr hören würde. Doch wenige Monate später erhielt ich diesen ungerechtfertigten, skurrilen Brief, der der Grund ist, weshalb ich jetzt Deine Hilfe brauche …
    Daphne drehte die Seite um und warf einen Blick in den Spiegel. Sie hatte nicht die geringste Lust zu erfahren, was Guy von ihr wollte. Er hatte ja sogar vergessen, in wessen Zimmer sie ihn ertappt hatte. Doch Sekunden später wandten ihre Augen sich der nächsten Seite zu und sie las weiter.
    … Die Sache wäre abgetan gewesen, hätte sich nicht Colonel Sir Danvers Hamilton bemüßigt gefühlt, meinem Kommandeur, Colonel Forbes, zu schreiben und ihm Miss Salmons Version der Geschichte mitzuteilen, was dazu führte, daß ich von einem Sonderausschuß aus Offizieren meines Regiments zur Rede gestellt wurde.
    Natürlich erklärte ich ihnen genau, was sich in jener Nacht in Deiner Wohnung wirklich zugetragen hatte. Doch aufgrund von Colonel Hamiltons nachhaltigem Einfluß auf das Regiment wollten einige meine Version nicht wahrhaben. Glücklicherweise schrieb meine Mutter ein paar Wochen später Colonel Forbes, daß Miss Salmon ihren langjährigen Liebhaber Charlie Trumper geheiratet habe und er nicht leugne, daß er der Vater des vor der Eheschließung geborenen Kindes sei. Wenn der Colonel meiner Mutter nicht geglaubt hätte, wäre ich gezwungen gewesen, meinen Abschied zu nehmen. Zu meinem Glück blieb mir das erspart.
    Doch vor kurzem erfuhr ich von meiner Mutter, daß Du beabsichtigst, während Deiner Flitterwochen (übrigens meinen herzlichen Glückwunsch) Indien zu besuchen. Du wirst dabei höchstwahrscheinlich Colonel Forbes kennenlernen, der, wie ich befürchte, diese Sache zur Sprache bringen könnte, da Dein Name in dieser Angelegenheit natürlich genannt wurde.
    Ich bitte Dich, sag nichts, was meiner Laufbahn schaden könnte. Wenn Du aber andererseits meine Worte bestätigen könntest, würde die ganze häßliche Geschichte endlich vergessen sein.
    Dein ergebener Freund Guy
    Daphne legte den Brief auf den Frisiertisch und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Unentschlossen begann sie ihr Haar zu bürsten. Sie wollte das Problem weder mit ihrer Mutter noch ihrem Vater besprechen, und auf keinen Fall hatte sie Lust, Percy hineinzuziehen. Und natürlich durfte Becky nichts von Trenthams Brief erfahren, ehe sie sich nicht genau im klaren war, was sie zu unternehmen hatte. Sie staunte, welch kurzes Gedächtnis ihr Guy zutraute, nur weil er sich selbst von der Wirklichkeit entfernte.
    Sie legte die Haarbürste hin und sah sich selbst im Spiegel an. Schließlich steckte sie den Brief in den Umschlag zurück und bemühte sich, nicht mehr daran zu denken. Doch womit sie sich auch abzulenken versuchte, Guys Worte schlichen sich immer wieder ein. Es ärgerte sie besonders, daß

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