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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Jersey Avenue erreichte, setzte sie sich auf eine Parkbank.
    Sie hatte es nicht eilig; zu Hause erwartete sie nichts.
    Richards Gesichtsausdruck fiel ihr ein, als Jake Thomas ihn als Vorsitzenden der Lesterbank begrüßt hatte. Wie komisch er ausgesehen hatte, mit dem großen roten Autobus unter dem Arm. An solche kleinen Dinge in ihrem gemeinsamen Leben zu denken, war jetzt ihre einzige Freude.
    »Sie sitzen auf meiner Bank.«
    Florentyna sah erstaunt zur Seite. Ein Mann in schmutzigen Jeans und einem braunen Hemd mit Löchern am Ellbogen saß am anderen Bankende und sah sie mißtrauisch an. Er hatte sich schon lang nicht rasiert, so daß Florentyna sein Alter nicht erraten konnte.
    »Das tut mir leid. Ich wußte nicht, daß es Ihre Bank ist.«
    »War meine Bank, Dannys Bank, seit dreizehn Jahren«, sagte der Mann. »Früher gehörte sie Ted, und wenn ich nicht mehr bin, bekommt sie Matt.«
    »Matt?« fragte Florentyna verständnislos.
    »Ja, Matt the Grain. Er schläft hinter dem Parkplatz Nummer 16 und wartet, daß ich sterbe.«
    Der Vagabund kicherte. »Aber ich will Ihnen was verraten: wenn er weiter soviel säuft, wird er diese Bank nicht erleben. Sie bleiben doch nicht lang, nicht wahr?«
    »Nein, ich habe nicht die Absicht.«
    »In Ordnung«, sagte Danny.
    »Was machen Sie tagsüber?«
    »Ach, dies und das. Ich weiß immer, wo man von den Kirchenküchen einen Teller Suppe bekommt, und mit dem Zeug, das die vornehmen Restaurants wegwerfen, komm ich tagelang durch. Gestern hab ich beim Monocle sogar ein Stück Steak gefunden. Heute werde ich es vielleicht beim Baron probieren.«
    Florentyna versuchte ihre Bestürzung zu verbergen.
    »Haben Sie keine Arbeit?«
    »Wer würde Danny Arbeit geben? Seit fünfzehn Jahren hab ich keine Arbeit – seit ich 1970 aus der Armee entlassen wurde. Niemand wollte diesen alten Soldaten.
    Hätte in ‘Nam für mein Land sterben sollen – hätte es für alle leichter gemacht.«
    »Wie viele Veteranen gibt es, die leben wie Sie?«
    »In Washington?«
    »Ja, in Washington.«
    »Hunderte.«
    »Hunderte?« wiederholte Florentyna.
    »Ist aber nicht die schlechteste Stadt. In New York werfen sie einen ins Gefängnis. Wann gehen Sie wieder, meine Dame?«
    Mißtrauen lag in seinem Blick
    »Bald. Darf ich fragen…?«
    »Sie stellen zu viele Fragen. Jetzt bin ich dran. Kann ich die Zeitung haben, wenn Sie gehen?«
    »Die Washington Post?«
    »Ist gute Qualität«, sagte Danny.
    »Sie lesen sie?«
    »Nein.«
    Er lachte laut. »Ich wickle mich ein. Wenn ich ganz ruhig liege, hält sie mich warm wie einen Hamburger im Brötchen.«
    Sie gab ihm die Zeitung, stand auf und lächelte ihn an.
    Jetzt merkte sie, daß er nur ein Bein hatte.
    »Hätten Sie vielleicht ein paar Cents für einen alten Soldaten?«
    Florentyna kramte in ihrer Handtasche. Sie fand nur eine Zehn-Dollar-Note und siebenunddreißig Cents in Münzen.
    Was sie hatte, gab sie Danny.
    Ungläubig starrte er das Geld an. »Damit können Matt und ich uns was Richtiges zu essen kaufen«, rief er aus, dann sah er Florentyna scharf an. »Ich kenne Sie, Lady, Sie sind die Senatorin. Matt sagt immer, er wird Sie besuchen und Sie fragen, wohin das Geld von der Regierung verschwindet. Aber ich sage ihm, was diese kleinen Empfangsmädchen machen, wenn jemand wie wir hereinkommt – sie telefonieren den Bullen vom Capitol und greifen nach dem Desinfektionsspray. Uns fordert man nicht einmal auf, uns ins Gästebuch einzutragen. Ich habe Matt gesagt, er soll seine wertvolle Zeit nicht verschwenden.«
    Florentyna sah zu, wie Danny sich auf der Bank ausstreckte und geschickt in die Washington Post einwickelte. »Sie sind jedenfalls viel zu beschäftigt, um sich um ihn zu kümmern, und genauso die anderen neunundneunzig Senatoren, das hab ich ihm gesagt.«

    Er drehte der verehrten Senatorin von Illinois den Rücken zu und lag ganz still. Florentyna sagte »Gute Nacht« und ging die Stufen zur Straße hinunter. Vor der unterirdischen Parkgarage stand ein Polizist.
    »Wer ist der Mann auf der Bank?«
    »Danny, Mrs. Senator, Danny One-Leg; ich hoffe, er hat Sie nicht belästigt?«
    »Nein, keineswegs. Schläft er jede Nacht hier?«
    »Jedenfalls seit zehn Jahren, das heißt, solange ich hier Dienst mache. Wenn es sehr kalt ist, geht er zu einem Platz hinter dem Capitol. Er ist ganz harmlos, nicht wie die Jungens von Parkplatz 16.«
    Florentyna schlief kaum in dieser Nacht. Ihre Gedanken waren bei Danny Einbein und den Hunderten anderen, denen es

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