Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
Vom Netzwerk:
zurückkam.
    »Gab’s etwas Interessantes? Oder die übliche Mischung von Narren, Perversen und Grobianen, die in der Mittagszeit nichts Besseres zu tun wissen?«
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Florentyna nervös,
    »leider haben wir Mr. Crudicks Stimme verloren.«
    »Schon wieder der närrische Mel? Was ist es diesmal?
    Das Komitee für antiamerikanische Umtriebe, der Marshallplan oder die Slums von Chicago?«
    Glücklich kehrte Florentyna zu den Briefumschlägen zurück.
    Am Wahltag erschien Florentyna um acht Uhr morgens in der Wahlzentrale und verbrachte den Tag damit, sich telefonisch zu vergewissern, daß alle registrierten Demokraten gewählt hatten. »Vergessen Sie nie«, sagte Henry Osborne in seiner letzten Ansprache an die Wahlhelfer, »niemand kam je ins Weiße Haus, der in Illinois nicht gewonnen hat.«
    Florentyna war sehr stolz, daß sie mithalf, den Präsidenten zu wählen, und telefonierte den ganzen Tag.
    Abends kam Miss Tredgold sie abholen; Florentyna hatte zwölf Stunden ununterbrochen gearbeitet, trotzdem plapperte sie unaufhörlich.
    »Glaubst du, Truman wird gewinnen?«
    »Nur wenn er mehr als fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen erhält«, sagte Miss Tredgold.
    »Falsch« , korrigierte Florentyna. »Man kann die Präsidentschaftswahlen auch gewinnen, ohne die Majorität bei der Wahl zu haben, und zwar dann, wenn man die Stimmenmehrheit der Wahlmänner erhält.«
    Dann gab sie Miss Tredgold eine kurze Lektion über das amerikanische Wahlsystem.
    »Wenn der gute George III. gewußt hätte, wo Amerika liegt, wäre so etwas nie passiert«, seufzte Miss Tredgold.
    »Und ich merke immer öfter, daß du mich sehr bald nicht mehr brauchen wirst, mein Kind.«
    Zum erstenmal kam Florentyna der Gedanke, daß Miss Tredgold nicht ihr ganzes Leben mit ihr verbringen würde.
    Zu Hause angekommen, setzte sich Florentyna in den alten Sessel des Vaters und hörte die ersten Wahlresultate, war jedoch so erschöpft, daß sie vor dem Kamin einschlief. Wie die meisten Amerikaner, schlief sie in dem Glauben ein, Dewey habe die Wahl gewonnen. Am nächsten Morgen stürzte sie hinunter, um die Zeitung zu holen. Ihre Befürchtung wurde bestätigt: »Dewey schlägt Truman« lautete die Schlagzeile, und es bedurfte vieler Radionachrichten und der Bestätigung ihrer Mutter, bis Florentyna glaubte, daß Truman ins Weiße Haus zurückgekehrt war. Der Nachtredakteur der Tribüne hatte sich um elf Uhr nachts zu der Schlagzeile entschlossen, eine Entscheidung, die er sein Leben lang bereuen würde.
    Wenigstens hatte er damit recht, daß Henry Osborne zum sechstenmal in den Kongreß einzog.

    Am nächsten Tag in der Schule ließ die Klassenvorstehe-rin Florentyna nicht im Zweifel, daß die Wahl vorbei und die Zeit gekommen sei, wieder ernsthaft zu arbeiten. Miss Tredgold war der gleichen Meinung, und Florentyna lernte mit demselben Enthusiasmus für ihre Prüfungen, wie sie für Harry Truman gearbeitet hatte.
    Sie kam ins Hockeyteam der Junioren und gewann sogar einmal ein Tennisturnier. Als das Sommersemester zu Ende ging, erhielten alle Schüler ein Rundschreiben, daß sie, wollten sie für den Schülerrat kandidieren, am ersten Montag des kommenden Schuljahres dem Direktor ihre Namen mitteilen müßten. Mädchen und Jungen wählten sechs Vertreter in den Schülerrat; bisher waren es immer Schüler der obersten Klasse gewesen. Diesmal schlugen viele Mitschülerinnen vor, Florentyna solle kandidieren.
    Edward Winchester, der schon vor Jahren aufgegeben hatte, Florentyna in irgend etwas außer im Ringen zu schlagen, bot seine Hilfe an.
    »Wer mir hilft, muß talentiert, charismatisch und gutaussehend sein«, zog sie ihn auf.
    »Diesmal geb ich dir recht«, sagte Edward. »Wer diesen Job übernimmt, wird jeden Vorteil brauchen, um wettzumachen, daß die Kandidatin dumm, häßlich und langweilig ist.«
    »Dann wäre es vielleicht klüger, wenn ich noch ein Jahr warte.«
    »Keine Spur. In so kurzer Zeit besteht keine Hoffnung auf Besserung. Und überhaupt möchte ich, daß du dieses Jahr in den Schülerrat kommst.«
    »Warum?«
    »Wenn du gewählt wirst, wirst du nächstes Jahr bestimmt Präsidentin.«
    »Hast du dir das alles tatsächlich überlegt?«

    »Ich verwette meine ganzen Ersparnisse, daß du es auch getan hast.«
    »Vielleicht…« sagte Florentyna leise.
    »Vielleicht?«
    »Vielleicht werde ich erwägen, bereits dieses Jahr für den Schülerrat zu kandidieren.«
    In den Sommerferien bei ihrem Vater im New

Weitere Kostenlose Bücher