Archer, Jeffrey
des Schülerrates, durfte sich nach sieben in der Schule aufhalten. Sie ging zurück, um nachzusehen, wer noch da war. Als sie nur noch ein paar Schritte von der Garderobe entfernt war, wurde es drinnen dunkel. Sie öffnete die Tür, und als sie Licht machte, sah sie in der Ecke eine Gestalt stehen, die eine Zigarette zu verstecken versuchte.
»Pete«, sagte sie erstaunt.
»Ja, Miss Schülerrat, jetzt hast du mich erwischt. Zwei Übertretungen an einem Tag. Zu lang in der Schule und mit einer Zigarette. Futsch sind meine Chancen für Harvard.«
Pete Welling drückte die Zigarette auf dem Steinboden aus. Im Geist sah Florentyna den Präsidenten des Schülerrates vor sich, der in der letzten Reihe des dunklen Kinos seine Zigarette ausdrückte.
»Jason Morton will auch nach Harvard gehen, nicht?«
»Was hat das damit zu tun?« fragte Pete. »Er wird es auch schaffen.«
»Eben fiel mir ein: Mädchen dürfen sich unter keinen Umständen in der Garderobe der Jungen aufhalten.«
»Aber du bist doch Mitglied des…«
»Gute Nacht, Pete.«
Florentyna begann ihre neue Autorität zu genießen und nahm ihre Pflichten so ernst, daß Miss Tredgold fürchtete, ihr Studium könnte darunter leiden. Mr. Rosnovski gegenüber erwähnte sie nichts davon, da sie es für ihre Pflicht hielt, selbst eine Lösung zu finden. Vielleicht war Florentynas Einstellung nur durch einen vorübergehenden, fehlgeleiteten Enthusiasmus ausgelöst worden. Trotz ihrer Erfahrung in solchen Dingen war sie jedoch erstaunt, wie sehr sich Florentyna verändert hatte, seit sie über ein bißchen Autorität verfügte.
Um die Mitte des zweiten Semesters wurde Miss Tredgold klar, daß das Problem nicht kleiner, sondern größer wurde. Florentyna nahm nicht ihre Arbeit, vielmehr sich selbst viel zu wichtig. Ihr Abschlußzeugnis war für ihre Verhältnisse eher schlecht, und der Klassenvorstand wies wiederholt darauf hin, daß sie ihre Mitschülerinnen von oben herab behandle und mehr Schlechtpunkte verteile als nötig.
Es fiel Miss Tredgold auf, daß Florentyna weniger oft eingeladen wurde und, abgesehen von dem treuen Ed Winchester, schienen ihre alten Freundinnen seltener in die Rigg Street zu kommen.
Auch im Sommersemester änderte sich nichts; und Florentyna wich aus, wenn Miss Tredgold unerledigte Hausaufgaben erwähnte. Zaphia hatte den Verlust ihres Mannes mit fünf Kilo Übergewicht kompensiert und zeigte sich nicht kooperativ. »Ich habe nichts bemerkt«, war ihr einziger Kommentar, als Miss Tredgold das Problem mit ihr besprechen wollte.
Als Florentyna einmal beim Frühstück auf die Frage nach ihren Wochenendplänen eine freche Antwort gab, begann Miss Tredgold zu verzweifeln.
»Wenn sie dich betreffen, werde ich es dir mitteilen«, sagte Florentyna, ohne von der Vogue aufzublicken. Mrs.
Rosnovski schien die Bemerkung nicht gehört zu haben.
Miss Tredgold schwieg verbittert und dachte an das Sprichwort »Hochmut kommt vor dem Fall«.
Der Fall kam bald.
9
»Du hast keinen Grund, deiner Sache so sicher zu sein«, sagte Edward.
»Wieso? Wer soll mich schlagen? Ich bin seit einem Jahr im Schülerrat, und alle anderen machen ihre Abschlußprü-
fungen.«
Florentyna lehnte sich in dem für Schülerratsmitglieder reservierten Korbstuhl zurück.
Edward blieb stehen. »Das weiß ich, aber du bist nicht beliebt.«
»Was soll das heißen?«
»Viele finden, daß du, seit du im Schülerrat bist, viel zu großspurig bist.«
»Ich hoffe, du gehörst nicht zu ihnen.«
»Nein, aber ich fürchte, wenn du dich nicht etwas mehr mit den Schülern der Unterklassen abgibst, wirst du geschlagen werden.«
»Sei nicht albern. Warum soll ich mir die Mühe nehmen, sie kennenzulernen, wenn sie mich kennen?«
»Was ist mit dir geschehen, Florentyna? Vor einem Jahr warst du ganz anders.«
»Wenn du glaubst, daß ich meine Pflichten nicht erfülle, kannst du ja für jemand anderen stimmen.«
»Es hat nichts mit deinen Pflichten zu tun – jeder weiß, daß du die beste Sekretärin bist, an die man sich erinnern kann -, aber ein Präsident braucht andere Qualifikationen.«
»Danke für deinen Rat, Edward. Du wirst feststellen müssen, daß ich auch ohne ihn überleben kann.«
»Dann soll ich dir dieses Jahr nicht mehr helfen?«
»Edward, du verstehst immer noch nicht. Es geht nicht darum, daß ich dich nicht mehr will, sondern daß ich dich einfach nicht mehr brauche.«
»Ich wünsche dir Glück, Florentyna und hoffe, daß ich unrecht habe.«
»Ich
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