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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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sagte Bella. »Weißt du, wo die Turnhalle ist?«
    »Um ehrlich zu sein, nein.«

    Florentyna grinste. »Es war mir nicht so wichtig am ersten Tag.«
    Es klopfte, und Bella rief: »Herein.«
    Später lernte Florentyna, daß das kein Ruf war, sondern ihr normaler Tonfall. Eine zarte Blondine betrat das Zimmer; sie trug ein dunkelblaues Kostüm und sah aus wie aus dem Ei gepellt. Als sie lächelte, sah man zwei Reihen perlweißer Zähne. Bella erwiderte ihr Lächeln, als hätte sie vorzeitig das Essen gebracht. »Ich heiße Wendy Brinklow.«
    Florentyna wollte sie vor Bellas Händedruck warnen, aber es war zu spät. Wendy zuckte zusammen.
    »Du wirst dort schlafen müssen.«
    Bella wies auf das dritte Bett. »Weißt du vielleicht, wo die Turnhalle ist?«
    »Wozu braucht Radcliffe eine Turnhalle?« fragte Wendy, während ihr Bella mit den Koffern half. Die beiden packten aus, und Florentyna gab vor, in ihren Büchern zu blättern. In Wahrheit faszinierte sie der Inhalt von Bellas Schiffskoffer: Knieschützer, Brustschützer, eine Gesichtsmaske, zwei Hockeystöcke und schließlich Hockeyhandschuhe. Wendy hatte alle ihre Kleider verstaut, bevor Bella auch nur wußte, wo sie ihre Hockeystöcke unterbringen sollte. Schließlich warf sie sie unter das Bett.
    Nach dem Auspacken gingen die drei Mädchen in den Speisesaal. Bella lud ihren Teller so voll, daß sie ihn auf der Handfläche balancieren mußte, Florentyna nahm eine normale Portion, während Wendy sich mit ein bißchen Salat begnügte.
    Florentyna und Wendy erlebten, wie Bella vorausgesagt hatte, eine schlaflose Nacht, und es dauerte einige Wochen, bis es ihnen gelang, acht Stunden durchzuschla-fen. Jahre später stellte Florentyna fest, daß sie dank einem Jahr mit Bella überall schlafen konnte, selbst in einer überfüllten Flughafen-Lounge.
    Bella wurde bereits im ersten Jahr Torwart des Radcliffe Hockey-Teams und jagte allen, die gegen sie spielen mußten, Furcht ein. Wer ihr ein Tor schoß, dem schüttelte sie die Hand. Wendy wurde von Männern verfolgt, die den Campus besuchten; manchmal ließ sie sich erweichen.
    Auch interessierte sie der Kinsey Report wesentlich mehr als die Lehrbücher.
    »Meine Lieben«, erklärte sie mit großen Unschuldsau-gen, »das ist ein seriöses Buch von einem berühmten Professor.«
    »Das erste seriöse Buch, von dem mehr als eine Million Exemplare verkauft wurden«, bemerkte Bella, nahm ihre Hockeyschläger und verschwand.
    Wendy saß vor dem Spiegel und schminkte sich die Lippen.
    »Wer ist es diesmal?« erkundigte sich Florentyna.
    »Niemand Spezieller, aber Dartmouth schickt seine Tennismannschaft nach Harvard, und das verspricht, ein vergnüglicher Nachmittag zu werden. Willst du mitkommen?«
    »Nein, aber ich wüßte gern, wie du es anstellst, immer jemanden zu finden.«
    Florentyna betrachtete sich zufrieden im Spiegel.
    »Edward war der letzte Junge, der mich bat, mit ihm auszugehen.«
    »Es ist wirklich nicht schwer«, meinte Wendy,
    »vielleicht schreckst du sie ab.«
    »Wieso?«
    Wendy tauschte den Lippenstift gegen einen Kamm.

    »Du wirkst in erster Linie intelligent und tüchtig; viele Männer mögen das nicht. Du jagst ihnen Angst ein, und das ist schlecht für ihr Ego.«
    Florentyna lachte.
    »Ich meine es ernst. Wie viele Männer haben es gewagt, sich deiner geliebten Miss Tredgold zu nähern, oder gar ihr Avancen zu machen?«
    »Was soll ich also deiner Meinung nach tun?«
    »Du siehst recht gut aus und hast einen ausgezeichneten Geschmack. Also gib dich ein bißchen töricht und massiere das männliche Ego; dann hat jeder Mann das Gefühl, er muß dich beschützen. Bei mir klappt das immer.«
    »Aber was macht man, wenn sie sich nach dem ersten Hamburger berechtigt glauben, mit einem ins Bett zu gehen?«
    »Ach, ich bekomme meistens drei oder vier Steaks, bevor sie den Versuch machen. Und manchmal sage ich ja.«
    »Das ist schön und gut. Aber wie war es beim ersten Mal?«
    »Mein Gott«, meinte Wendy, »so weit kann ich mich nicht zurückerinnern.«
    Wieder lachte Florentyna.
    »Vielleicht hast du Glück, wenn du mit mir zum Tennis kommst. Schließlich kommen fünf Spieler aus Dartmouth, gar nicht zu reden von der Mannschaft aus Harvard.«
    »Ich kann leider nicht« , bedauerte Florentyna, »bis sechs Uhr muß ich mit meinem Aufsatz über Ödipus fertig sein.«
    »Und wir alle wissen, wie es ihm erging«, sagte Wendy grinsend.

    Trotz ihrer unterschiedlichen Interessen wurden die drei Mädchen unzertrennlich,

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