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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abels Tochter
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Moment gekommen, in dem ich dir sagen muß, daß ich im Juli nach England zurückkehre.«
    »Warum?« fragte Florentyna entgeistert.
    »Was könnte ich jetzt, da du auf die Universität gehen wirst, noch für dich tun? Man hat mir die Stellung einer Leiterin der Abteilung für klassische Studien in einer Mädchenschule im West Country angeboten. Ich habe angenommen und beginne im September.«
    »›You could not leave me if you knew how much I loved you.‹«
    Miss Tredgold lächelte über das Zitat und beendete es.
    »›It is because of how much I love you that I must now leave you Perdano.‹«1
    Florentyna nahm ihre Hand, und Miss Tredgold lächelte das schöne junge Mädchen an, nach dem sich die Männer schon umdrehten.
    Die letzten drei Schulwochen waren nicht leicht für Florentyna; ungeduldig wartete sie auf das Prüfungsergebnis und versicherte Edward, daß wenigstens er bestimmt in Harvard aufgenommen würde.
    »Sie haben mehr Sportplätze als Vorlesungssäle«, zog sie ihn auf, »also kann nichts schiefgehen.«
    Natürlich konnte es schiefgehen, und je länger sie warteten, desto stärker wuchs ihre Angst. Florentyna wußte, daß die Resultate der Prüfung am 14. April bekanntgegeben würden. An diesem Morgen ließ die Direktorin sie zu sich rufen, und Florentyna saß in einer Ecke, während Miss Allen mit Radcliffe telefonierte.
    Endlich war eine Leitung frei.
    »Würden Sie mir bitte mitteilen, ob eine Miss Florentyna Rosnovski ein Stipendium gewonnen hat?«
    Eine lange Pause. »Können Sie den Namen buchstabie-ren, bitte?«
    »Rosnovski.«
    Wieder eine Pause. Florentyna ballte die Fäuste. Dann sagte die Stimme, für beide hörbar: »Es tut mir leid, Miss Rosnovskis Name scheint nicht unter den Stipendiaten auf.
    Aber mehr als siebzig Prozent der Prüflinge werden einen Platz in Radcliff erhalten, Sie werden demnächst von uns hören.«

    1 »Wüßtest du, wie sehr ich dich liebe, du würdest mich nicht verlassen.«
    »Eben weil ich dich so liebe, muß ich dich jetzt verlassen, Perdano.«

    Weder Miss Allen noch Florentyna konnten ihre Enttäuschung verbergen. Als Florentyna aus der Direktion kam, wartete Edward auf sie. Er umarmte sie und schrie beinahe: »Ich gehe nach Harvard. Und was ist mit dir?
    Hast du den Woolson-Preis bekommen?«
    Er konnte die Antwort von ihrem Gesicht ablesen. »Es tut mir so leid. Wie gedankenlos von mir.«
    Er hielt sie in den Armen, als die ersten Tränen kamen.
    Ein paar vorbeigehende Mädchen kicherten. Edward brachte sie nach Hause. Miss Tredgold, Florentyna und ihre Mutter aßen schweigend das Abendbrot.
    Am Elternbesuchstag, zwei Wochen später, überreichte Miss Allen Florentyna den Klassikerpreis der Schule. Es war kein Trost. Zaphia und Miss Tredgold klatschten höflich Beifall, aber Florentyna hatte ihren Vater gebeten, nicht nach Chicago zu kommen; es gebe nichts zu feiern.

    Nach der Preisverleihung klopfte Miss Allen auf das Pult und sagte mit ihrer klaren, tönenden Stimme: »In all meinen Jahren an der Girls Latin School war es kein Geheimnis, daß ich mir wünschte, eine Schülerin würde den Woolson-Preis von Radcliffe gewinnen.«
    Florentyna sah zu Boden. »Dieses Jahr«, fuhr Miss Allen fort, »war ich überzeugt, daß wir die beste Schülerin seit fünfundzwanzig Jahren ausgebildet hatten und sich mein Traum verwirklichen würde. Vor ein paar Wochen rief ich Radcliffe an und erfuhr, daß sie kein Stipendium gewonnen hat. Doch heute erhielt ich ein Telegramm, das es wert ist, vorgelesen zu werden.«
    Miss Allen setzte die Lesebrille auf. »Name von Florentyna Rosnovski nicht unter den Stipendiaten, weil Gewinnerin des James-Adams-Woolson-Preises. Bitte Annahme telegraphieren.«

    Eltern und Schüler brachen in tobenden Beifall aus. Miss Allen hob die Hand, und es wurde still. »Nach fünfundzwanzig Jahren hätte ich wissen müssen, daß der Woolson immer separat und später vergeben wird. Es muß sich um Altersvergeßlichkeit handeln.«
    Alles lachte höflich, bevor Miss Allen fortfuhr: »Wir alle glauben, daß Florentyna ihrem College und ihrem Land in einer Weise dienen wird, die sich günstig auswirkt auf unsere Schule. Jetzt habe ich nur noch einen Wunsch: das zu erleben.«
    Florentyna sah zu ihrer Mutter. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen. Niemand ahnte, daß die kerzengerade neben Zaphia sitzende Dame, die vor sich hin starrte, in dem Applaus geradezu schwelgte.

    Um Florentyna war jetzt viel Glück und viel Traurigkeit, aber nichts ließ

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