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Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

Titel: Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Kraft
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wollen. Also hören Sie auf, ein Kameradenschwein zu sein! Ihr Verhalten fällt auf den ganzen Zug zurück und somit auch auf mich. Ja, sogar auf die ganze Kompanie. Glauben Sie, dass mir das besonders gefällt? Sie können die Garde jederzeit verlassen und in die Gosse zurückkriechen, aus der Sie gekommen sind. Wenn Sie das wollen, brauchen Sie es mir nur zu sagen.“
    Kleinlaut antwortete Ravenor: „Nein, Sir.“
    Eryn konnte es gar nicht richtig auskosten, dass Ravenor seine verdiente Abreibung bekommen hatte, denn in diesem Moment wandte sich Sir Galden ihm zu.
    „Nun zu Ihnen, Eryn. Sie sind der Einzige, der nicht freiwillig hier bei der Garde ist und diese Ehre auch nicht zu schätzen weiß. Dabei sind Sie genauso wenig den Magiern in Sir Heimes IV. zugeteilt worden, wie auch Rekrut Ravenor nicht bei der III. gelandet ist, um Sir Haerkins Stiefel zu lecken.
    Für den Dienst in der V. sind Sie durch Ihre fehlende Hand nahezu unbrauchbar. Sie haben es sich nicht ausgesucht, aber ich mir auch nicht. Der Prinz befiehlt, wir gehorchen. Und wenn der Prinz bestimmt, dass Sie bis an Ihr Lebensende ohne Hand in meinem Zug Dienst tun, dann ist das so. Mich interessiert nicht, ob Sie ausreichend Zeit für Ihre Studien haben oder nicht. Ich behandle Sie nicht anders, als alle anderen. Es sei denn, ich bekomme Anweisungen von oben.“ Ein kurzes Schweigen folgte, dann fuhr Sir Galden fort: „In der I. erzählt man sich, dass Sie damals in den Bergen tapfer gekämpft haben. Aber dort oben sind auch Kameraden gefallen. Wir stehen jetzt notgedrungen auf derselben Seite. Ob mir persönlich dieser Umstand gefällt oder nicht, habe ich noch nicht gänzlich entschieden.“ Sir Galden ließ die Worte in einer kurzen Pause wirken. „So, nachdem ich mit Ihnen nun wie mit vernunftbegabten Menschen geredet habe, kommen wir zu den Maßregelungen, streng nach Vorschrift. Oder haben Sie etwa geglaubt, dass Sie sich in meinem Zug prügeln und dann mit ein paar netten Worten davonkommen?“
    „Nein, Sir.“ Geglaubt nicht, nur gehofft.
    „Das ist schön, dass Sie die Notwendigkeit zur Wahrung der Disziplin einsehen.“
    Wenn Sir Galden das so sieht...
    „Ich werde den Vorgang als ‚für Soldaten unwürdiges Verhalten‘ melden und mit fünf Hieben und sechs Stunden am Pfahl bestrafen lassen. Dabei können Sie mir dankbar sein, denn eine Prügelei ist normalerweise weitaus schwerwiegender zu ahnden. Gleichzeitig aber warne ich Sie beide, wenn Sie mir in Zukunft auch nur den geringsten Anlass geben, werde ich mit aller Härte durchgreifen. Sie haben vorerst Stubenarrest, bis die Strafe vollzogen ist. Wegtreten!“
    Eryn und Ravenor salutierten: „Jawohl, Sir!“, und verließen das Büro.
     
    Zurück in der Stube sammelte Eryn seine Aufzeichnungen zusammen, die sich beim Gerangel über Tisch und Boden verteilt hatten. Es tat ihm im Herzen weh, seine kostbaren Papiere voller Tintenflecke, zerknittert und zerrissen zu sehen. Ravenor stand derweil am Fenster und blickte hinaus. Es war nicht so, dass es dort draußen etwas zu sehen gab. Vielmehr dachte er nach.
    Plötzlich fragte er Eryn: „Du hast die Hand im Kampf verloren?“
    Diesmal war es ohne spöttischen Unterton und so antwortete Eryn knapp: „Nein, dein Vater hat sie mir drüben in der Zitadelle abgeschlagen, wobei ich magisch auf den Tisch gefesselt lag.“
    Es lag Traurigkeit in Ravenors Stimme: „Mein Vater ist ein kaltherziger Mensch.“
    Sir Galdens Worte scheinen doch etwas bei dem bewirkt zu haben . Die Frage, die Eryn schon lange hatte stellen wollen, kam ihm wieder in den Sinn.
    „Warum bist du hier, wenn du doch der Sohn des Prinzen bist? Ich meine, erhebt das Blut dich nicht in einen hohen Stand hier in Ardeen?“
    Ravenor entgegnete bitter: „Ich will dir mal was über den Prinzen von Ardeen erzählen. An und für sich ist das kein Geheimnis, aber du kommst ja aus dem Wald und hast von nichts eine Ahnung. Der Prinz hat eine legitime Ehefrau mit zwei legitimen Kindern. Aber er hatte hunderte von Liebschaften und hat sie noch. Mit etlichen Damen hat er dabei Kinder gezeugt. Man erzählt es sich als Witz, dass die Bevölkerung Ardeens nur so groß ist, weil der Prinz schwer dafür gearbeitet habe.
    Damit er sich aber zügellos seinem Vergnügen hingeben kann, erkennt er keines seiner Bastardkinder an. Damit es nicht zu politischen Problemen in Ardeen kommt. Natürlich kann der Prinz auf sein Vergnügen nicht verzichten.“ Die Worte trieften vor Sarkasmus.

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