Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
verknüpfen und dosieren muss, dann braucht man nur noch die Zusammensetzung des Zaubers zu kennen und sich diese zu merken. Zumindest gilt das für die einfacheren Zauber und der Kopierzauber gehört glücklicherweise dazu. Hihi, der ist sehr nützlich.
Harkon war zwar von der wortkargen Sorte, aber er war durchaus hilfsbereit und Eryn war sehr dankbar, als Harkon mit einer Handbewegung die ganzen Tintenflecke aus seinen Aufzeichnungen entfernte.
So fasste Eryn Vertrauen zu Harkon und stellte ihm immer wieder Fragen zu den Zauberzeichen, von denen er wusste, dass Meister Lionas ihm keine Antworten geben würde. Oftmals hörte er dann auch von Harkon, dass das noch zu kompliziert für ihn sei, aber hin und wieder zeigte ihm der andere dann doch etwas. Mittlerweile steigerten sie die Schildproduktion sogar auf bis zu zehn Stück. Als sie mit den Schilden durch waren, kamen nicht die Helme dran, sondern Kristalle. Durch ihre Struktur sind Kristalle besonders gut dazu geeignet, Zauber aufzunehmen. Das hatte Harkon erklärt.
Mit Deren und Farat kam Eryn nach wie vor gut aus, Ravenor dagegen war distanziert, wenn auch nicht mehr offen feindselig.
Eines Tages, sie hatten gerade angefangen die Kristalle zu bezaubern, da schickte Harkon Eryn zum Regal, um eine neues Kästchen zu holen, und meinte noch: „Überzeug dich, ob es auch das Richtige ist. Die kleine Schatulle mit dem roten Schild dran. Mach sie ruhig vorher auf und schau rein.“
Harkon neigt dazu, besonders vorsichtig zu sein. Krümelkacker. Alles muss dreimal kontrolliert werden.
Eryn ging die paar Schritte zum Regal und fand die Kassette sofort.
Na dann prüfen wir mal, ob auch die richtigen Steine darin sind... damit Harkon seinen Seelenfrieden hat.
Eryn klappte den Deckel hoch und ein grelles grünes Leuchten strahlte ihm entgegen.
„Nicht wegsehen. Nur so können wir reden“, sprach es aus dem Leuchten und es dauerte einen Moment, bis Eryn zuordnen konnte, dass Harkon mit ihm sprach.
„Warum?“, fragte Eryn, starrte aber weiterhin in das Leuchten.
„Hör mit gut zu und ja nicht wegsehen! Ich kann dir mit deiner fehlenden Hand helfen. In absehbarer Zeit, wohlgemerkt. Bis du selbst zu so einem Zauber in der Lage bist, können gut fünf bis sechs Jahre vergehen. Aber der Prinz hat ausdrücklich verboten, dass dir jemand hilft. Und so darfst du nicht wissen, dass dir geholfen wurde, denn der Prinz würde es in deiner Erinnerung lesen wie in einem Buch. Und er mag es überhaupt nicht, wenn seine Befehle missachtet werden. Könnte ausgesprochen schlecht für mich ausgehen.“
„Und warum das grüne Licht? Ich bin schon halb blind.“
„Es ist ein besonderer Zauber, der dein Gedächtnis auslagert. Deine Erinnerung an dieses Gespräch wird in dem grünen Kristall gefangen. Solange du nicht mehr als ein paar Sekunden den Blick abwendest. Also, ein kleines Blinzeln ist unerheblich, aber die Augen solltest du nicht schließen. Wenn du das Kästchen wieder schließt, wirst du nicht wissen, was gerade geredet wurde. Hier ist mein Angebot: Du hilfst mir, einen Kristall mit der Ader Gold zu versehen. Dann werde ich dir nach geraumer Zeit, in der du auch noch ein paar Zauber lernen musst, helfen, eine neue Hand zu bekommen. Was sagst du?“
Harkon spielt also sein eigenes Spiel. „Wofür das Gold?“
„Es gibt da Bücher, für die man den Kreis Gold braucht, um sie zu öffnen. Die Meister besitzen Artefakte, die diese Eigenschaft aufweisen, und es ist eigentlich nicht vorgesehen, dass die Magierschüler an dieses Wissen kommen. Wenn ich reich wäre, könnte ich mir ein Artefakt besorgen. Es gibt noch genügend auf dem Markt. Aber ich bin nicht reich. Du siehst, da liegt das Problem.“
Das hätte ich dem wortkargen Harkon gar nicht zugetraut. Redet wie ein Buch. Nur, wenn ich das jetzt richtig mitbekommen habe, kann ich mich daran nicht mehr erinnern. „Also, habe ich das richtig verstanden? Ich helfe dir jetzt beim Bezaubern und muss mich darauf verlassen, dass du mir irgendwann mit der Hand hilfst, wobei ich mich an rein gar nichts erinnern kann?“
„Ungefähr so kann man es ausdrücken. Vertraue mir und du kannst nur gewinnen. Ich hingegen muss äußerst vorsichtig sein. Wenn ich entdeckt werde, dann muss ich mit harten Strafen rechnen, denn ich übertrete da gleich ein paar Vorschriften.“
Eryn überlegte. Kann ich Harkon so weit trauen, oder wird er mich die Bezauberung durchführen lassen und dann nichts weiter unternehmen? Was
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