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Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

Titel: Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Kraft
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zutraf.
    Andererseits war das Abschreiben eine gute Möglichkeit, sich die unendlich vielen Symbole und Abläufe besser einzuprägen. Die wenigsten Zauber bestanden aus einer Aktion. Schon bei den einfachen Wundheilungen reihten sich vier bis fünf Aktionen hintereinander. Noch komplizierter wurde es, wenn Zauber gehalten werden mussten, während andere hinzukamen und somit parallel liefen. Das Verknüpfen von mehreren Strängen der zwölf Kreise musste in der richtigen Dosierung erfolgen und steigerte sich in der Schwierigkeit, je mehr Stränge beteiligt waren. Ein Maler, der ein Bild malen möchte, kann auch nicht wahllos Farbe auf die Leinwand kippen, um dann zu hoffen, dass sich daraus eine wunderschöne Landschaft ergibt. So komplex war das mit der Magie. Und es brauchte viele Wiederholungen, um eine gewisse Sicherheit in der Zauberei zu erlangen.
    Zauber der Linderung und kleine Wundheilung waren Thema des ersten Buches des Oraniums . Man konnte nicht einfach ‚Bitz, bitz, ich heile!‘ machen und alles erledigte sich von selbst. Es funktionierte eher so, dass man aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wie Kühlen, Erhitzen, Verdicken, Verflüssigen, Wachsen lassen, Schmerzen betäuben und vielen mehr eine Auswahl treffen musste. Es gab oftmals auch eine ganze Bandbreite geeigneter Möglichkeiten, was die Sache für Eryn zuerst noch unübersichtlicher machte. Die Hoffnung, seine Hand in absehbarer Zeit selbst wieder heilen zu können, rückte in weite Ferne, je mehr Eryn begriff, welchen Umfang die Magie besaß. Umso niederschmetternder war dann die Lektüre des achtzehnten Buches. Zaubersymbole über die Länge von mehreren Seiten reihten sich da aneinander. Die Passage über die Hand wies Gruppen von bis zu fünf Parallelzaubern auf, ganz zu schweigen davon, dass Eryn die meisten Symbole nicht einmal annähernd deuten konnte.
     
    Mit großer Sorgfalt schrieb er die Seiten ab, da Meister Lionas ihm das Buch nicht zu lange überlassen wollte. Im Unterricht zeigte Meister Lionas Eryn gerade das Scannen. Rubrik Erforschungs- und Erkennungszauber. Mit dem Scannen konnte man die magische Natur einer Sache erkennen, wie viele Kreise jemand besaß und welche Zauber auf ihm lagen.

    Und als Nächstes lernte er, Bahnen offenzuhalten, damit ein zweiter Zauberer sie nutzen konnte. Der Sinn dahinter war Eryn zunächst unklar, weil dies mit dem Oranium recht wenig zu tun hatte. Er wurde ihm dann aber schlagartig klar, als Meister Lionas ihn zu Magierschüler Harkon schickte, um mit diesem permanente Zauber auf die Ausrüstung zu wirken. Für die Anbringung permanenter Zauber brauchte man die Ader Gold. Und die besaß Eryn reichlich und auch als Einziger. Da er selbst noch nicht in der Lage war, große Zauber zu wirken, fungierte er als Assistent. Tandemzaubern wurde das genannt. Eryns Aufgabe bestand darin, nach der Verbindungsaufnahme mit Harkon, die er eigentlich nur zulassen musste, seine Ader Gold wie einen Tunnel offen zu halten. Den Rest erledigte Harkon. Das hörte sich banal an, war es aber nicht. Sie hatten Schilde zu bezaubern und der Tunnel musste an die zwanzig Minuten gleichbleibend offen stehen. Verlor Eryn seine Konzentration, so war alles umsonst und sie mussten erneut beginnen. Am Anfang schafften sie nicht mehr als ein bis zwei Schilde in geschlagenen drei Stunden. Und da standen die Schilde für die ganze Garnison und warteten auf Bearbeitung.
    Es wird Jahre dauern, dachte Eryn bei sich. Und dieser Dienst ist kaum besser als das Latrinenreinigen. Auch verringert diese Arbeit meine Unterrichtszeit und meine Fortschritte werden langsamer.
    Was Eryn mehr grämte als Meister Lionas. Das einzig Gute an der ganzen Sache war, dass Eryn Harkon einiges fragen konnte. Harkon war nicht sehr gesprächig, aber gab durchaus bereitwillig Auskunft und zeigte Eryn auch den einen oder anderen Zauber. Dummerweise waren sie die meiste Zeit über beschäftigt, Schilde zu verzaubern.
     

     
    In der Stube saß Eryn am Tisch und brütete über dem Zauber zur Erneuerung der Hand. Am leichtesten wäre es gewesen, die abgeschlagene, eigene Hand wieder anwachsen zu lassen. Nur war von seiner Hand nun nicht mehr viel übrig. Genau wusste Eryn es nicht, doch er erinnerte sich an den verbrannten Geruch in Prinz Raidens Arbeitszimmer. Und selbst wenn noch ein Rest von meiner Hand damals übrig geblieben ist, der Gedanke, der Prinz würde diesen Rest aufheben, ist zu abwegig, um wahr sein zu können. Man kann auch Hände von Toten

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