Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
fehlte es einfach an Eryns zweiter Hand und sie verloren haushoch.
Zurück in der Stube war Ravenor sauer, weil sie verloren hatten, wegen Eryn natürlich. Und Eryn war missgelaunt, weil Ravenor recht hatte und weil ihn die fehlende Hand furchtbar wurmte.
Der nächste Tag bescherte Eryn am Nachmittag freie Studierzeit. Lionas hatte ihm reichlich Aufgaben gestellt, doch Eryns Gedanken kreisten immer noch um die Ereignisse des Vortages und die Unvernunft stichelte ihn. Ich könnte doch mal den Handnachwachszauber probieren . Nur mal etwas Haut wachsen lassen, um zu sehen ob das funktioniert. So ähnlich wie man Wunden schließt, nur eben etwas mehr. Die Anbindung an die Hauptadern... also wenn mir wenigstens das gelänge, wäre ich schon einen großen Schritt weiter. Und ist es nicht mit allem so, dass man es üben muss?
Eryn legte sich hin und atmete tief durch, um sich zu entspannen. Er suchte mit seinem inneren Blick den Unterarmstumpf. Betrachtete Adern, Nerven und Knochen. Das hatte er schon oft getan und langsam öffnete er die Ader Orange und Silber für den Geist, verwob beides zu einer Betäubung für den Armstumpf. Dann wirkte er einen Wachstumszauber und die Haut begann tatsächlich zu wachsen. Die Blutgefäße müssen weitergeführt werden . Eryn öffnete die Gefäße und inzwischen wuchsen die Finger weiter.
Zu lang, schoss es ihm durch den Kopf. Der ungewollte Gedanke zerstörte die Konzentration. Dann spürte Eryn plötzlich einen Stich im Herzen und erschrak so heftig, dass er die Dosis für den Betäubungszauber ungewollt in die Höhe trieb. Was wiederum zur Folge hatte, dass aus dem Betäubungszauber ein Paralysezauber wurde und Eryn sich selbst in einen Komaschlaf versetzte.
Als die anderen drei später zur Stube hereinkamen, sahen sie Eryn auf seinem Bett liegen.
„Schläft ein. Erschöpft vom Nichtstun“, kommentierte Ravenor boshaft das Bild.
Erst als sie zum Essen gehen wollten, bemerkten sie, dass etwas nicht stimmte. Sir Galden wurde verständigt und der ließ Meister Lionas holen. Der Magier erkannte sofort, was los war und schickte die anderen aus der Stube. Bisher war Meister Lionas noch nie wütend gewesen, aber diesmal war er es, und als er Eryn aufgeweckt hatte, gab es eine gehörige Standpauke. „Wie konntest du nur so dumm sein, Eryn. Es hätte noch viel Schlimmeres passieren können. Ungeduld und Unwissen sind die größten Feinde der Magie. Das mag dir erst einmal eine Lehre sein und glaube mir, ich werde dir schon sagen, wann du endlich zu solch schwierigerer Zauberei fähig bist.“ Mit dem ausgestreckten Finger fuchtelte Meister Lionas aufgebracht vor Eryns Gesicht herum:
„Und da du offensichtlich nicht ausgelastet bist, wirst du in Zukunft eben mehr zu tun bekommen. Täglich zwei Stunden länger hier zu verbringen, könnte sicherlich hilfreich sein, um dir deine Flausen auszutreiben. Wir finden schon was. Du kannst Dienst in der Krankenstation tun oder Gegenstände bezaubern.“
Als Meister Lionas endlich gegangen war, betrachtete Eryn traurig das Ergebnis seiner Zauberei. Zwei fingerdicke Tentakel waren aus dem Armstumpf gewachsen und hingen leblos herunter. Ein trauriges Abbild einer Hand. Und mit Bitterkeit musste er sich eingestehen: Jahre, es wird Jahre dauern. Mein halbes Leben werde ich als Krüppel verbringen. Keine wirklich rosigen Aussichten.
Da Eryn nun schon geraume Zeit bei der Garde war, fand er langsam heraus, wann man schludern und Zeit schinden konnte und wann nicht.
Weil er aufgrund seiner besonderen Begabung mit dem Kreis Gold Magierschüler Harkon oft zur Hand ging, hatte er auch viel in den Materiallagern zu tun. Hole etwas, trage anderes wieder zurück, räume hier auf und ordne alles neu, waren hauptsächlich seine Aufgaben. Und wenn er von einem Gebäude zum anderen ging, kam er meist am Bogenschießplatz vorbei. Mit dem Bogen war er früher einmal richtig gut gewesen und so sah er des Öfteren ein wenig zu, wie die anderen Rekruten übten.
Die kleine Weile wird Harkon mich schon nicht vermissen . Es gab einige, die wirklich gut mit dem Bogen umgehen konnten. Aber nicht bei den Rekruten. Ravenor zum Beispiel hasste den Bogen regelrecht. Eine Waffe für Feiglinge nannte er ihn. Aber Eryn vermutete, dass Ravenor das Bogenschießen nur nicht mochte, weil er ziemlich schlecht darin war. Und so befand sich Ravenor gerade auf dem Platz, um eine extra Übungseinheit zu absolvieren. Er und drei aus der III. Kompanie.
Sein
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