Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
wieder voll tauglich sind, gibt es keine Drückebergerei mehr und die nächste Zeit werden sie weniger bei den Magiern verbringen und vermehrt an den Übungen teilnehmen. Das ist eine Anweisung des Prinzen!“
In der Tat kam die Anweisung von ganz oben, denn der Herr von Naganor befürchtete, dass die gutmütigen Magier Eryn nicht richtig unter Kontrolle hätten. Der junge Mann sollte keine Möglichkeit mehr finden, unbeobachtet mit Zaubern herumzuexperimentieren, von denen er keine Ahnung hatte.
Eryn selbst war das alles ziemlich egal. Der Umstand, wieder eine Hand zu haben, versetzte ihn in eine absolute Hochstimmung. Die Hand ist nicht besonders schön mit der rauen, grünlichen Haut und den drei klobigen Fingern, die in spitzen, krallenförmigen Nägeln enden. Aber sie ist kräftig und beweglich in allen Richtungen, wie es eine Hand sein sollte.
10. Der Weinkeller
Eryn lag faul auf seinem Bett, als die Tür aufging. Einen Moment lang wollte er schon aufspringen, um Haltung anzunehmen, falls einer der Vorgesetzten hereinkäme, doch es war nur Ravenor und Eryn entspannte sich wieder.
„Geht’s noch lauter?“
Ravenor schenkte dem Gemurre keine Aufmerksamkeit und platzte heraus: „Ich habe einen todsicheren Plan. Wir werden speisen wie die Götter.“
Eryn schaute seinen Kumpanen fragend an und Ravenor fuhr geheimnistuerisch fort: „Wir gehen nachts in die Vorratslager der Küche und bedienen uns. Vorbei mit dem Einheitsfraß. Essen, was die hohen Sirs bekommen.“
Jetzt ist er verrückt geworden, dachte Eryn. „Na klar, wir gehen in die Küche und bedienen uns und dann gleich ab an den Pfahl. Wie viel Hiebe das wohl wert ist? Ein toller Plan.“
Ravenor setzte sich auf einen Stuhl und rückte näher. Einen nervösen Blick warf er dabei in Richtung Tür, als ob gleich jemand käme, um die Verschwörer zu entlarven.
„Hör zu. Du kennst doch Halfe, den Küchenjungen. Er wird für uns in der Nacht, in der wir Wache haben, eine Tür offen lassen. Wenn dann Wechsel ist, gehen wir zufällig an der Küche vorbei und finden die offene Tür. Wir sind dann rein und raus in zehn Minuten. Wenn uns tatsächlich jemand erwischt, dann sagen wir: ‚wir haben die offene Tür bemerkt und nach dem Rechten gesehen.‘ Und schon sind wir aus dem Schneider.“
Eryn runzelte die Stirn.
„Hmm, und das soll uns beiden jemand glauben? Du weißt, wir sind nicht unbedingt die Lieblinge des Kommandanten. Außerdem, warum sollte Halfe uns helfen und seinen Kopf riskieren, denn wenn wir zufällig die Tür entdeckt haben sollten, dann ist er dran. Und so dumm wird er auch nicht sein, selbst wenn die meisten Küchenjungen etwas einfältig sind.“
„Das sagt gerade der Wilde aus den Bergen.“
Den verbalen Seitenhieb quittierte Eryn mit einem Schlag nach Ravenor, doch der blockte ihn geschickt.
Ravenor fuhr fort: „Höre und staune ob meiner Genialität. Halfe ist doch schon lange in dieses Mädchen verknallt. Gyswen, eine der Mägde, ziemlich hübsch sogar, doch so gar nicht an Halfe interessiert. Und als ich letztens die Wache am kleinen Tor hatte, kam Rhyenna vorbei, meine herzallerliebste Halbschwester. Wir redeten so und sie erzählte mir, dass sie jetzt Liebestränke brauen könne. Du weißt, sie hat das violette Talent.“
Eryn seufzte: „Ja, ich weiß.“
Er erinnerte sich nur zu gut an das Spielchen, das Rhyenna mit ihm getrieben hatte, und dabei war sie gerade erst neun Jahre alt.
Ravenor redete unbeirrt weiter: „Wenn du mich fragst, hat sie wirklich Talent darin. Aber der alte Bock, Seine Hoheit Prinz von Ardeen, wird nie eines seiner Bastardkinder wirklich anerkennen, geschweige denn fördern.“ Bitterkeit war in der Stimme Ravenors zu hören, wie immer, wenn er von seinem Erzeuger sprach.
Nur einen kurzen Moment hielt die Enttäuschung in seinen Worten an, dann fand Ravenor wieder zu seinem Plan zurück.
„Also, Rhyenna prahlte damit und ich zog sie auf. Dann aber hatte ich diese geniale Idee, warum nicht dem armen Halfe helfen? Seine Dankbarkeit wird grenzenlos sein. Also bat ich Rhyenna, mir so ein Gebräu zu besorgen und sie war sogleich Feuer und Flamme – ich glaube, sie wollte es selbst gerne testen. Den Trank brachte ich dann Halfe. Du glaubst nicht, wie misstrauisch so eine einfache Seele sein kann, aber mit viel Geduld und Engelszungen habe ich ihn dann überredet.“
Eryn richtete sich auf und fragte nun neugierig: „Und?“
Das Grinsen in Ravenors Gesicht war so breit, wie
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