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Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

Titel: Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Kraft
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Das erste Mal blieb Ravenor unvergessen. Bisher hatte er seinen Vater nur selten gesehen und das meist von weitem. Doch hier kam der Prinz um die Ecke und ging seiner Wege, ohne die Wachen auch nur zu bemerken. So schritt Prinz Raiden an Ravenor vorbei und der drehte den Kopf, um seinen Vater mit einem wütenden Blick zu verfolgen.
    Plötzlich drehte sich der Schwarze Prinz um und herrschte ihn an: „Augen geradeaus, Rekrut!“
    „Jawohl, mein Prinz!“, brachte Ravenor noch erschrocken hervor.
    Ich habe vorhin kein verräterisches Geräusch gemacht, wie konnte er das wissen? Einen unendlich langen Moment durchbohrten ihn die stahlblauen Augen des Schwarzen Prinzen und Ravenor fühlte sich bis auf den Grund seines Seins durchdrungen.
    Liest er jetzt meine Gedanken? Mein Vater. Disziplin, ich bin ein Mann der Garde. Ich bin Dreck in seinen Augen, so wie meine Mutter! Denk an gar nichts. Das Licht der Fackel gegenüber. Sieh nur das Licht.
Dann sprach Prinz Raiden: „Der Wert eines Mannes wird durch seine Taten gemessen, nicht durch sein Blut.“
    Wie meint er das jetzt? Und ich dachte schon, der Prinz schickt mich gleich wieder an den Pfahl. Einen dubiosen Grund hätte er sicherlich gefunden. Verblüfft stammelte Ravenor erneut ein: „Jawohl, mein Prinz.“
    Doch Prinz Raiden hatte bereits kehrtgemacht und war seiner Wege gegangen.
    Die Worte gingen Ravenor lange nicht aus dem Kopf und er dachte immer wieder darüber nach. Warum hat der Prinz mir das gesagt? Will er mich damit aufbauen, oder hat er mir damit zu verstehen gegeben, dass ich meine Verwandtschaft ihm gegenüber nicht erwähnen soll? Und ich bin mir sicher, er hat davor meine Gedanken gelesen. Ich muss da in Zukunft höllisch aufpassen und werde in der Gegenwart des Prinzen nur mehr Banalitäten denken. Mauersteine zählen, oder an die Wichtigkeit des Wachdienstes denken. Ja, das ist gut. Das gefällt ihm sicherlich, wenn seine Soldaten ihre Aufgabe ernst nehmen – mag sie auch noch so stupide sein.
    Nach zwei Wochen hatten sich Eryn und Ravenor in bleiche und magere Gestalten verwandelt, ausgezehrt und mit dunklen Ringen unter den Augen. Die Zeit danach wurde es wieder etwas besser. Vor allem der Schlaf wirkte Wunder. Sie bekamen wieder ganze Ration, was leider nicht hieß, dass sie dasselbe Essen bekamen wie der Rest der Truppe. Halford ließ extra für sie kochen. Der Fraß war einfach nur widerlich. Manchmal steckten Deren und Farat ihnen einen Apfel oder eine Schnitte Brot zu, doch nur, wenn es niemand bemerken konnte.
     

     
    Eryn und Ravenor lagen auf ihren Pritschen. Natürlich hatten sie ihre Ausrüstung bereits auf Hochglanz poliert und konnten sich den Müßiggang erlauben.
    „Ich hab die Schnauze voll von Halfords Essen“, wetterte Ravenor.
    „Genau, geh hin und beschwer dich, das hat ja schon mal funktioniert... zumindest fast“, entgegnete Eryn.
    Ravenor überging die Stichelei: „Ich habe einen Plan…“, doch noch bevor er weiterreden konnte, unterbrach ihn Eryn: „Die Götter mögen uns vor deinen Plänen bewahren. Einen zweiten überlebe ich nicht. Ach übrigens, gerade fällt es mir wieder ein, du hast die Wette verloren.“
    „Was?“
    „Gleich nach unserem öffentlichen Auftritt war ich leider nicht mehr in der Lage, mich darüber zu freuen, aber ich würde sagen: Du hast zuerst geschrien. Erheblich früher sogar als ich, du werte Durchlaucht von hohem Blut.“
    „Pah, das bildest du dir ein!“
    Eryn ließ sich durch Ravenors übersteigertes Selbstvertrauen nicht übertrumpfen.
    „Wir können ja die vielen Zeugen befragen, die zugegen waren. Da erinnert sich vielleicht noch der eine oder andere daran. Mit deinem Gedächtnis scheint es ja nicht zum Besten zu stehen.“
    Als Ravenor Boden verlor, lenkte er gekonnt ab: „Ich werde mich für die Sonderdienste freiwillig melden.“
    Sonderdienste waren hauptsächlich Arbeitseinsätze, wie zum Beispiel Feuer- oder Bauholz im Wald zu schlagen, Material abzuladen, Bauleistungen an einem Gebäude zu erbringen und ähnliches.
    „Wenn du meinst“, sagte Eryn gedehnt. „Also ich werde mich meinen Studien widmen. Die letzten Wochen habe ich kein Buch mehr aufgeschlagen.“
    „Oh, du mutierst ja vom Wilden aus den Wäldern richtig zum Intellektuellen“, tönte es aus Ravenors Ecke.
    Eryn setzte sich auf und griff nach seiner Lektüre. „Ich bin zumindest in der Lage, mich weiterzuentwickeln. Zauberei ist ein überaus interessantes Gebiet. Nur dieser dämliche Armreif

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