Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
doch aus seinem Halbschlaf: „Was?! Bist du bescheuert? Am besten machst du ihr gleich ein Kind, dann kannst du Lord Boron Schwiegerpapa nennen und dem Prinzen sagen, dass er nun Großvater ist. Und alle leben glücklich bis an ihr Lebensende. Oder sie schneiden dir zuerst die Eier ab und anschließend gleich die Kehle durch!“
„How, how, how, jetzt mal nicht gleich den Teufel an die Wand. Ist ja nichts passiert, außerdem ist sie noch ein bisschen jung. Andererseits habe ich schon so lange keine Frau mehr gehabt... das ist einfach kein Zustand auf Dauer.“
Das driftet gerade in eine ganz gefährliche Richtung, die nichts als Ärger bedeutet .
„Warte halt ab, bis wir auch Ausgang bekommen. Dann verstößt du gegen keine Vorschrift.“
Ravenor setzte sich auf. „Das kann noch Monate dauern. Und nur, weil du keine Bedürfnisse hast, heißt das noch lange nicht, dass es anderen auch so geht.“
Langsam ging es Eryn doch auf die Nerven.
„Ich habe auch Bedürfnisse, nur bin ich – im Gegensatz zu dir – nicht schwanzgesteuert. Enthaltsamkeit lernt man in den Bergen. Du dagegen bist ja erblich vorbelastet und kannst nichts für deine ‚Bedürfnisse‘.“
Ravenor brauchte keine Sekunde, um eine Antwort parat zu haben: „Das ist der blanke Neid. Vielleicht bist du auch zu keinerlei Gefühlen fähig? Oder hat’s dich mal so richtig erwischt?“
Es gab Arten von Fragen, die man Ravenor nicht ehrlich beantworten sollte, dennoch machte Eryn den Fehler.
„Schon. Ich wollte mit ihr richtig zusammenleben.“
Nun war Ravenor neugierig geworden. „Und? Lass mich raten. Sie wollte dich nicht.“
Die Stiche trafen und provozierten Eryn dazu, sich zu verteidigen: „Sie hatte genauso Gefühle für mich, aber dann hat sie den Speer genommen und dann...“
Hier unterbrach Ravenor. „Also sooooo genau wollte ich es nicht wissen. Das Intime kannst du für dich behalten. Lehrstunden kannst du mir hierbei eh keine mehr geben.“
Wieder einmal denkt Ravenor nur an das Eine, und Eryn versuchte in vergebener Liebesmühe, die Sache klarzustellen.
„Trottel. Den-Speer-nehmen bedeutet, sie hat sich für den Weg der Kriegerin entschieden und darf von keinem Mann berührt werden. So ist es Tradition.“
Da prallten Welten der Anschauung aufeinander.
„Warte mal, du warst total verliebt. Also ihr beide... und habt es nicht gemacht. Diese Logik übersteigt meinen Horizont. Also wirklich, Eryn, du kannst froh sein, dass du dem prüden Leben dort entkommen bist. Hast du es überhaupt schon mal gemacht, mit einem weiblichen Wesen...? Und damit meine ich keine Bergziege?“
Es kostete Eryn große Überwindung, nicht aufzuspringen und Ravenor eine reinzuhauen.
„Natürlich habe ich es schon gemacht, mit einer von euren morallosen Tiefländerfrauen. Und du verwechselst tiefe Gefühle mit purer Lust. Du liebst nicht, sondern befriedigst deine Triebe. Hat dein Alter auch irgendwie drauf.“
Jetzt war es Ravenor, der den Ausdruck eines zum Sprung bereiten Raubtieres annahm. Sie starrten einander an und aggressive Spannung lag in der Luft. Dann lachte Ravenor plötzlich auf.
„Lass gut sein. Fakt ist, ich brauche dringend eine Gelegenheit. Ich halte das nicht mehr aus.“
Eryn war immer noch aufgebracht: „Besorg´s dir doch selbst.“
Aber Ravenor reagierte gar nicht darauf, sondern ließ sich mit einem tiefen Seufzer aufs Bett fallen.
„Scheiße, bin ich kaputt. Kannst du nicht mal so einen Erfrischungszauber rüberschicken? Für einen guten Freund.“
Auch Eryn streckte sich wieder auf der Pritsche aus und schloss die Augen.
„Morgen vielleicht, wenn ich ausgeruht bin. Denn zaubern strengt an, auch wenn du es nicht glaubst, und mein Tag war mindestens genauso anstrengend wie deiner. Und jetzt halt endlich die Klappe, damit ich schlafen kann.“
Der nächste Tag war einer der üblichen Routinetage und endete sogar recht zeitig für Eryn. Gerade auf dem Weg zurück zu seiner Stube überlegte Eryn, was er nun bis zum Abend anfangen sollte. Soll ich noch etwas studieren oder mit ein paar anderen Karten spielen?
Er war noch unentschlossen, da kam Sir Haerkin vorbei. Und es war schon zu spät, um schnell einen anderen Weg zu nehmen. Sir Haerkin hatte ihn bereits gesehen. So salutierte Eryn und hoffte, dass der Offizier einfach weitergehen würde. Aber Sir Haerkin war immer noch sauer wegen des ‚Versehens‘ und richtig nachtragend. Kaum ließ er eine Gelegenheit ungenutzt und so war es auch
Weitere Kostenlose Bücher