Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
schränkt mich immens ein und verdammt mich dazu, bloße Theorie zu konsumieren.“
Den Reif nahmen ihm die Magiermeister nur ab, wenn er zum Unterricht erschien. Die Gardeoffiziere bestanden darauf, dass ansonsten seine Zauberkräfte unterbunden wurden.
„Du hingegen scheinst einen Hang zu einfachen Arbeiten zu entwickeln. Oder haben sie dich jetzt schon so gebrochen, dass du ihnen nun nur noch in den Arsch kriechen willst?“
Ein Kissen kam unerwartet geflogen und verfehlte Eryn nur, weil der geschickt auswich. Und schon war das Kissen wieder auf dem Rückweg, doch Ravenor pflückte es mit einem Griff aus der Luft.
„Verkriech dich hinter deinen Büchern und genieße Halfords Essen, bis du gänzlich geschwächt bist. Wie einer dieser dürren Schreiberlinge mit den schlechten Augen. Ich werde meine Muskeln stählen und gut essen, denn draußen bei den Arbeitseinsätzen gibt es besondere Rationen und ich glaube kaum, dass Halford dort seine Spielchen treiben kann. In seiner Küche und im Speisesaal bestimmt er, was uns die Küchenjungen geben, aber bei der Verpflegung auswärts kommt er damit nicht durch. Du wirst schon sehen, dass ich recht habe.“
„Mach, was du willst“, beendete Eryn das Gespräch und schlug das Buch auf, dass ihm Meister Lionas gegeben hatte.
11. Mustergültig
Die nächsten Wochen vergingen und Ravenor rackerte sich auf der Baustelle für Lord Borons neues Haus ab. Der Gardekommandant ließ fünf Kilometer nördlich der Garnison einen Landsitz errichten, in der Absicht, mehr Zeit mit seiner Familie dort verbringen zu können. Das Leben auf dem Kasernengelände behagte ihm schon lange nicht mehr. Und da der Prinz nichts dagegen hatte, war der Weg frei für ein mittelgroßes Bauprojekt. Ravenor machte die körperliche Arbeit nichts aus und da er geschickt war, fragte der Zimmermannsmeister speziell ihn als Hilfskraft an. Was dazu führte, dass Ravenor sogar von manchem Dienst freigestellt wurde und den Tag über auf der Baustelle verbrachte. So entkam er Halfords Küche und legte an Muskeln und Sonnenbräune beträchtlich zu. Das musste sich Eryn, wenn sie abends nicht schon zu müde waren, unter die Nase reiben lassen.
So, wie an jenem Tag.
„Das war heute wieder harte Arbeit, wir haben die Balken für die Zwischendecke eingezogen.“
Eryn hörte nur mit halbem Ohr zu. Der Rest des Zuges ist den ganzen Tag marschiert, was sicherlich auch unter die Rubrik ‚harte Arbeit‘ fallen dürfte .
Aber wenn Ravenor redete, dann sprach er mühelos Monologe vor sich hin.
„...Und dann kam Lord Borons Frau vorbei und hat die Fortschritte begutachtet. Sie war sehr zufrieden und wir bekamen eine Extraportion Fleischgulasch mit Kartoffeln. Richtig gut gemacht. Ich hab mir so den Magen vollgehauen, dass ich danach dachte, ich hätte Steine in der Wampe. Eryn, hörst du überhaupt zu?“
„Mhhh“, brummte Eryn schläfrig. Ich bin auch nicht scharf auf Halfords Küche. Und er umging das Problem inzwischen dadurch, dass er bei den Magiern aß. Heute auf dem Marsch gab es ohnehin Feldration. Außerdem ist Ravenors Frotzelei über gutes Essen inzwischen so abgedroschen, dass es mir keinen Zucker mehr entlockt.
Eryn gähnte, während Ravenor unbedingt weitererzählen musste:
„Also, da war die Frau des Lords mit ihren Kindern. Hast du gewusst, dass die älteste von Lord Borons Töchtern schon richtig weiblich aussieht und sie ist dazu auch noch recht hübsch?“
„Mhhh.“ Das langt als Antwort für Ravenor. War sowieso keine wirkliche Frage . Eryn fielen fast die Augen zu.
„Also ich hab so getan, als ob es mir zu heiß wäre – war ja auch wirklich warm in der Sonne – und hab mir das Hemd ausgezogen. Bei meinem perfekten Körper kannst du dann jeden Muskel erkennen und ich sag dir eines, die Mädels stehen auf so was. Nicht so wie bei dir, Hänfling.“
„Mhhh.“ Eryn war beileibe kein Hänfling, aber seine Lass-ihn-reden-Einstellung siegte.
„Ich tat so, als wären die Balken ein Leichtes. Dabei hat es mir schon gereicht, als ich den ersten hinaufwuchten musste. Aber die Kleine hat mich pausenlos beobachtet. Sie heißt Alana, und als ihre Mutter sie rief, da gab sie vor, noch Blumen pflücken zu wollen. Dabei wollte sie nur bleiben, um mir zuzusehen. Da bin ich mir ganz sicher. Wenn ich sie alleine treffen könnte, dann würden ein paar Worte reichen, um sie zum Dahinschmelzen zu bringen. Und ich könnte ihr meine wahren Qualitäten zeigen.“
Das riss Eryn nun
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