Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
erschöpft, hatten sie sich gleich zurückgezogen, da auch die nächsten Tage versprachen, recht anstrengend zu werden.
Am nächsten Morgen stand Prinz Raiden in dem großen Empfangszimmer, von dem aus Türen zu seinen Privatgemächern führten. Er hatte früher schon diesen Trakt des Palastes bewohnt und Danian hatte extra diese Zimmer wieder für ihn herrichten lassen.
Gerade war er auf dem Weg, um einen der endlosen diplomatischen Empfänge zu erledigen. Bereits in seine Rüstung gekleidet, schaute er suchend durch den Raum.
Wo verdammt noch mal habe ich gestern den Helm hingelegt? Diese offiziellen Veranstaltungen hängen mir langsam zum Halse raus. Und andauernd wie ein Blecheimer herumlaufen zu müssen, zehrt an den Nerven. Ohne meine Bequem-werde-die-Rüstung-Zauberei wäre das schlichtweg unerträglich.
Zehn Mann der Garde standen bereits in einer schnurgeraden Linie und warteten mit versteinerten Mienen darauf, dass ihr Prinz bereit war zu gehen. Endlich entdeckte Raiden den Helm auf einer Kommode im Eck.
Kann mich gar nicht mehr daran erinnern, ihn dort hingelegt zu haben. Vielleicht sollte ich meine Sachen mit einem Markierungszauber versehen, dachte Raiden noch, da flog die Tür auf und zwei Kinder kamen hereingerannt.
Vorneweg ein Junge mit glatten, schwarzen Haaren und dahinter ein kleines Mädchen mit blondem Haar, das in zwei Zöpfe geflochten war. Die Zöpfe hüpften beim Rennen lustig hin und her.
„Onkel, Onkel, hast du mir was mitgebracht?“, rief der Junge laut durch den Raum.
Prinz Raiden tadelte den Jungen nicht ganz ernst: „Na, begrüßt man so seinen Onkel?“
Der Junge blieb abrupt stehen und verbeugte sich leicht, dann erklärte er mit kindlich ernster Miene: „Ich grüße Euch, Onkel Raiden, und freue mich, dass Ihr hier im Palast weilt.“
Ein Lächeln huschte über Raidens Gesicht.
„So jung und schon ein kleiner Edelmann. Du bist groß geworden, Tyren. Lass dich ansehen!“
Der Prinz wuschelte dem Jungen durchs Haar, was dem nicht so richtig gefiel. Das kleine Mädchen wollte von geziemendem Benehmen noch nichts wissen.
Sie hüpfte auf Prinz Raiden zu und trillerte immer noch mit ihrer piepsigen Stimme: „Onkel, Onkel.“
Da schnappte der Prinz sie und schwenkte sie durch die Luft: „Mensch, bist du schwer geworden, Elfi! Schwer wie eine Feder.“
Das Mädchen sah den Schwarzen Prinzen streng an.
„Ich heiße Elfrey, Onkel, das weißt du doch.“
Währenddessen standen die Männer der Garde bewegungslos und bemühten sich, ihren unbewegten Gesichtsausdruck aufrechtzuerhalten. Es war schon ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, den strengen und mächtigen Herrn von Naganor in so ausgelassenem Umgang mit den Kindern seines Bruders zu sehen.
Ravenor und Eryn standen in der Mitte der Reihe. Derweil Ravenors Gesicht noch härter wurde, konnte sich Eryn ein Lachen kaum mehr verkneifen.
Wenn ich ihm sagen würde, dass ich Eryn heiße und nicht Nurin... ein kleines Mädchen müsste man sein, dann könnte man seine Meinung frei äußern.
Aber Prinz Raiden ignorierte den Protest des Kindes. „Du bist meine kleine Elfi.“
„Lass mich runter!“, forderte sie jetzt, doch Raiden schwenkte sie erneut durch die Luft und das Mädchen lachte hell auf.
„Wenn ich einmal eine Schönheit in den Armen halte, dann lasse ich sie nicht mehr los.“
Ob man das einem Kind erzählen sollte?, wunderte sich Eryn.
Der Junge hatte seine Aufmerksamkeit inzwischen auf die Männer der Garde gerichtet und staunte mit großen Augen.
„Onkel, sind das deine Männer?“
Der Prinz setzte das Mädchen nun doch ab und wandte sich dem Jungen zu: „Ja, Tyren, das sind Männer der Schwarzen Garde. Die Besten in ganz Ardeen.“
Oh, Balsam für die Seele. Warum redet er mit uns nie so? Da herrschen Formulierungen wie: Nurin, Nichtsnutz und Tölpel vor. Eryns Gedanken flossen unbeobachtet vor sich hin, denn der Prinz war glücklicherweise abgelenkt.
Der Junge platzte freiheraus: „Onkel, ich möchte auch solche Wachen haben. Ich habe nur Kain und Torren, aber die hier sehen viel toller aus. Kann ich die hier haben, solange du hier bist, Onkel, biiiiitte?!“
Spielzeug für ein Kind, das tut er uns nicht an. Oder doch?
Angespanntes Warten auf die Antwort des Prinzen folgte. Der lachte erst einmal herzhaft.
„Du hast das richtige Feuer, junger Mann, aber diese Männer kann ich nicht unter dein Kommando stellen. Damit warten wir besser noch ein paar Jahre.“
Doch der Junge ließ nicht
Weitere Kostenlose Bücher