Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
niedriger, wenn auch einmal sehr hübscher, adeliger Damen. Ihre Häuser waren verarmt und sie besaßen kaum mehr als einfache Bauersleute. Darum waren sie zur Garde gegangen.
Sie sahen dem Prinzen auch nicht so ähnlich wie Ravenor. Hartwig war blond und kam wohl ganz nach seiner Mutter. Lysander hatte Prinz Raidens Nase und dunkle, lockige Haare. In den ersten Tagen hatte Ravenor immer wieder versucht, über den Prinzen und ihre Herkunft zu reden, doch Hartwig sagte ihm jedes Mal, dass er das Thema bleiben lassen solle, da käme nichts Gutes für sie heraus.
An jenem Abend, als sie nur noch zwei Tagesritte von Arvon entfernt waren, saß der Prinz da und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Er hatte das in den letzten Tagen öfter getan und Eryn vermutete, dass er telepathisch eine Verbindung herstellte.
Plötzlich riss der Herr von Naganor die Augen auf und herrschte Eryn an: „Sattle Braevens Brut, ich reite sofort nach Arvon voraus!“
Der blonde Fenn getraute sich nicht zu fragen, vermutete aber, dass es mit dem König zu Ende ging. Kaum war er mit Brut zurück, da riss ihm der Prinz die Zügel aus der Hand und preschte in die Dämmerung davon.
Sir Haerkin war unterrichtet und übernahm das Kommando und auch gleich Eryns Dienste. Der dachte nur angepisst: Schön, Ravenor, bist du darauf auch noch neidisch? Alle genießen die Abwechslung und den schönen Ausflug und ich bin der Kuli vom Dienst!
Als sie schließlich die Stadt erreichten, staunte Eryn über die Größe.
So viele Häuser aus Stein und dazwischen Türme und Paläste. So weit das Auge reicht, erstreckt sich Arvon. Wie viele Einwohner mögen hier wohl ihr Zuhause haben?
Und überall hingen Fahnen mit dem Wappen von Ardeen und daneben schwarze Fahnen oder Bänder. All die Trauerzeichen machten es offensichtlich, dass der König gestorben war. Die Garde ritt in eiserner Disziplin durch die Stadt zum Palast. Sir Haerkin hatte ihnen am Morgen des Tages noch genaue Anweisungen gegeben, wie sie sich zu verhalten hatten.
Im Palast wurden ihnen dann Quartiere zugewiesen. Dort erfuhren sie, dass der König am Vortag verschieden war und seine beiden Söhne, Kronprinz Danian und Prinz Raiden, die Totenwache hielten. Also wartete die Garde in ihren Quartieren und frönte dem süßen Nichtstun.
Natürlich wären sie alle viel lieber in die Stadt gegangen, aber das hatte Sir Haerkin strikt verboten. Keiner konnte wissen, wann der Prinz nach ihnen schicken würde. Das kam dann früher, als erwartet.
Die Totenwache dauerte einen Tag und eine Nacht. Kaum war sie vorüber, rief der Prinz seine Männer zu sich. Die letzten Nächte hatte er wenig oder gar nicht geschlafen und selbst die Erfrischungszauber konnten die dunklen Ringe unter den Augen nicht verbergen. Der Verlust ging ihm näher, als er erwartet hatte, und so umgab er sich mit seiner Garde wie mit einem schützenden Mantel.
Sowohl Danians Frau mit den Kindern als auch Prinz Raidens Angetraute waren auf dem Weg nach Arvon, würden aber erst in einigen Tagen eintreffen. Von allen Frauen auf der Welt war seine Ehefrau wohl die Einzige, die Prinz Raiden nicht sehen wollte. Eine Pflichtheirat war das damals gewesen, zum Wohle Ardeens, um den Frieden mit Gelderon zu sichern. Natürlich hätte er es ablehnen können und manchmal fragte er sich, warum er es nicht getan hatte. Aber Prinz Raidens Pflichtbewusstsein gegenüber Ardeen war tief in ihm verwurzelt, wenn ihm sonst auch nichts heilig sein mochte. Hinzu kam, dass sein Vater ihn damals sehr dazu gedrängt hatte. Nun lebte sie ihr Leben und er seines. Es waren nur die wenigen offiziellen Zeremonien, die ihrer beider Anwesenheit erforderten.
Zunächst wurde der König in allen Ehren bestattet und nach den Tagen der Trauer rückten die Krönung des neuen Königs und die damit verbundenen Festlichkeiten näher. Und die Trauer in den Herzen der Leute wich freudiger Erwartung auf prunkvolle und ausgelassene Feierlichkeiten.
Zwischenzeitlich gab es viel mit Danian zu besprechen. Die große Einigkeit der beiden Brüder Raiden und Danian zerstreute auch die letzten Zweifel, dass es zu Streitigkeiten um den Thron kommen könnte. Und aus dem ganzen Land kamen hochgestellte Persönlichkeiten und Schaulustige in die Stadt gereist. Bald waren die Herbergen voll und immer noch kamen Leute nach Arvon geströmt, um den Feierlichkeiten der Krönung beizuwohnen.
Danians Frau, Ysil, war gestern mit den Kindern eingetroffen. Von der langen Reise
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