Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
meldete: „Mein Prinz, wenn Ihr nach Aspenweg wollt, dann würde ich nicht dort lang gehen.“
Ein vernichtender Blick traf Eryn. So in der Art ‚Wie kannst du es nur wagen!‘.
„Was!“
Und das Wort klang scharf und schneidend durch die klare Bergwelt.
Ich hätte ihn einfach in die Irre laufen lassen sollen. „Das ist nicht der kürzeste Weg zu Eurem Ziel, mein Prinz.“
Die Karte wurde wieder auseinandergerollt.
„Wieso? Wir sind hier und dort wollen wir hin.“
So diplomatisch wie möglich korrigierte Eryn den Prinzen: „Mein Prinz. Wir sind hier und die Karte ist kein besonders genaues Abbild der Umgebung.“
Der Blick des Prinzen wanderte zwischen Landschaft und Karte hin und her. Schließlich gab er ein unwilliges Brummen von sich.
„Wir müssen da lang“, entschied Prinz Raiden, wobei er diesmal in eine andere Richtung zeigte, die sich aber nun mit Eryns Einschätzung deckte.
Der hielt es aber für äußerst klug, seinen kleinen Erfolg von Wir-wissen-es-besser für sich zu behalten. Und auch der Prinz verlor keine weiteren Worte darüber, rollte nun endgültig die Karte zusammen und sie liefen wieder los.
Lange Zeit hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Als das Gelände anzusteigen begann, ging der Prinz vom Dauerlauf in einen zügigen Schritt über. Da fing der Prinz dann doch an, über die augenblickliche Lage zu reden.
„Es ist wirklich eine heikle Lage und der Ausgang ist ungewiss.“
Interessiert hörte Eryn zu, als Meister Raiden nun über die Gegebenheiten sprach.
„Meister Eriwen hat zum Glück Aspenweg noch rechtzeitig erreicht, um die Besatzung zu warnen und das verschafft uns etwas mehr Zeit. Wenn dieses verdammte Aspenweg nicht ein paar Schritte im Unhaer liegen würde, wäre alles einfacher. Das Unhaer kann schon sehr störend für einen Magier sein.“
Finde ich inzwischen auch.
„Nun hat sich Meister Eriwen mit seinen Schülern außerhalb der Festung hoch oben in einer Felswand versteckt. Von dort oben aus überblickt er die ganze Gegend und ist außerdem noch in der Lage seine Magie voll zu gebrauchen, was die Chance erheblich steigert, den Standort eine Zeit lang zu halten. Und da zählt jede Minute, würde ich sagen. Von Wyvernwall reitet die Schwarze Garde bereits im Eiltempo nach Aspenweg. Leider nur wenige Männer verglichen mit dem Feind, doch wenn sie es bis zur Festung schaffen und sich hinter den Mauern verschanzen könnten...“
Der Prinz machte eine kurze Pause und fügte dann grimmig an: „Wenn es dann nicht schon zu spät ist. Verdammt, nur solange dieses Rebellenheer vor den Mauern steht, kann ich das Blatt noch wenden. Sind sie einmal hindurch, ist es vorbei.“
Nachdem sich Prinz Raiden nun die Last etwas von der Seele geredet hatte, überlegte Eryn: Schon komisch, nun kämpfe ich erneut um das Land in den Bergen.
Die Bemerkung des Prinzen triefte vor Zynismus: Spott des Schicksals. Diesmal ist es wohl nicht der Wille der Götter.
„Mein Prinz, so wollt Ihr mich für die Schlacht motivieren?“, konnte der junge Fennkrieger sich nun ebenfalls nicht zurückhalten.
Der Prinz lachte boshaft.
„Wenn es so läuft, wie ich es mir denke, dann wirst du an keiner Schlacht teilnehmen. Ich stehe dann nämlich hoch über Aspenweg und vernichte das lästige Heer mit meiner großartigen Magie und du kannst das Spektakel bewundern, oder noch besser, dich nützlich machen und ein Festmahl bereiten, denn diese Aktion wird mich viel Kraft kosten.“
Nachdem der Prinz Eryn nach der Rückkehr aus Aleroth so wenig Beachtung geschenkt hatte, dachte Eryn schon, die Art des Prinzen ihm gegenüber hätte sich geändert. Nun musste er sich jedoch eingestehen, dass der Prinz lediglich anderweitig beschäftigt gewesen war. Mit Ravenor zum Beispiel oder mit Lady Chrystell. Die Wut in Eryn brachte die unheilige Kraft des Seelenbannes hervor und er lenkte seine Gedanken auf die Schönheit der Landschaft.
Es war später Nachmittag, als sie endlich ihr Ziel erreichten, oder besser gesagt, fast erreichten, denn Prinz Raiden blieb plötzlich stehen, während Eryn zwei Schritte weiterging und die Last seiner Rüstung unverhofft wieder auf seine Schultern drückte. Er brauchte nicht zu scannen, um zu wissen, dass er ins Unhaer gelaufen war. Die zwei Schritte eilte er nun schleunigst wieder zurück.
„Unhaer“, sagte der Prinz in einer Mischung aus Abscheu und Erstaunen.
Der Herr von Naganor begann eine ganze Reihe von Zaubern zu wirken und auch Eryn unternahm einen
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