Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
kümmern. Wofür ist er schließlich der König?“
Zurück in Naganor fand Prinz Raiden auch die nächsten Tage nicht die ersehnte Ruhe. Obwohl der Umstand, dass Lady Chrystell abgereist war, doch eine angenehme Überraschung war. Es folgten Gespräche mit Danian, Unmengen von Verwaltungsentscheidungen, Überlegungen zu Beförderungen, die Organisation des Wiederaufbaus von Aspenweg und die Inbesitznahme des neuen Landes. Der Prinz kümmerte sich nicht wirklich selbst um die Details, nur kam andauernd jemand mit einem Anliegen zu ihm und Prinz Raiden oblag es dann zu entscheiden, wen er anschließend mit der Lösung des Problems betraute.
Zu allem Übel rief ihn dann noch Meister Elderon telepathisch und wollte genauestens über die Vorkommnisse Bescheid wissen. Schließlich hatte die Bruderschaft geschworen, sich aus Konflikten herauszuhalten. Nach einem unangenehmen Verhör kam dann selbst der Herr des Weißen Turmes zu dem Schluss, dass Prinz Raiden rechtmäßig gehandelt hatte und unabsichtlich in den Konflikt hineingezogen worden war.
Ein paar Tage vergingen und dann fand der Herr von Naganor endlich Zeit, sich um Lord Beringtons Vergangenheit zu kümmern.
Da möchte ich noch Antworten auf ein paar Fragen finden. Mal sehen, was mir der Knochen zu erzählen weiß.
Er ging in den Keller der Zitadelle und begann die Beschwörung.
Prinzipiell kann man sich das ganze Leben des Anderen ansehen. Die Kunst besteht eher darin, die Momente zu entdecken, in denen die wirklich wichtigen Ereignisse geschehen. Und man kann keine Gedanken lesen. Es gibt lediglich die Möglichkeit das zu sehen und zu hören, was der Tote erlebt hatte und alles in Echtzeit.
So machte sich Prinz Raiden an die mühsame Aufgabe, die ereignisreichen Momente aufzudecken. Zuerst sprang er tageweise zurück und verfolgte den Weg des Lords. Er sah, wie Lord Berington mit dem Heer gegen Ardeen zog. Mehrere Wochen davor war der Lord in Braithall, dem Stammsitz der Beringtons gewesen. Drei Tage zuvor weilte er in Halonhall, der Hauptstadt Gelderons, dann war er wieder in Braithall, ein kurzer Besuch in Brieg folgte und wieder kam ein Aufenthalt in Halonhall.
Prinz Raiden erstellte einen genauen Zeitplan und vermerkte daneben Besuche und Auffälligkeiten. Einzelne Tage untersuchte er genauer und hörte sich diverse Gespräche an. Zunächst schien alles so gewesen zu sein, wie der Schein es vermittelte. Doch Raidens Bauchgefühl sagte ihm etwas anderes.
Ich vermute, die niederen Lords auf seiner Seite sind nicht eingeweiht. Er lässt sie alle im Ungewissen und redet davon, Zweifluß zu überfallen. Und urplötzlich in letzter Minute entscheidet er sich, Aspenweg zu nehmen. Das kann so nicht stimmen.
Ich erinnere mich an den Lord, als er noch lebte, und im Vergleich zu den anderen aus Gelderon machte er auf mich einen sehr guten Eindruck. Überlegt, strategisch denkend, planend und merkwürdigerweise der Krone treu ergeben. Was bewegt so einen Mann zu einer sinnlosen Revolte? Nichts, rein gar nichts, und das ist der Haken an der ganzen Geschichte.
Prinz Raiden durchsuchte die Tage, konnte aber nichts finden.
Vielleicht irre ich mich doch, gab er schon fast klein bei.
Und dennoch, da ist dieses Gefühl, dass es etwas geben muss. Also gehe ich noch weiter zurück in die Vergangenheit.
Er blätterte die Tage durch, wie man ein Buch durchblättert und sich nur die Seiten ansieht, die einem interessant erscheinen.
Ein halbes Jahr verstrich so in Minuten, da sah er Lady Chrystell, wie sie mit ihrem Vetter, dem König, redete.
Was mögen die beiden zu bereden haben? Interessiert ließ Prinz Raiden die Szene weiterlaufen. Und tatsächlich ging der Lord auf die beiden zu.
Lady Chrystell sagte gerade: „Die Situation ist untragbar. Alles, was dieser Mann tut, beschmutzt meine Ehre und macht mich zum Gespött der Leute. Diese Ehe ist nichts weiter als eine Tragödie, eine Farce.“
Oh, sie redet über mich.
Der König, ihr Vetter, legte den Arm um ihre Schulter: „Meine Liebe, ich weiß, wie schwer das Opfer ist, das Ihr gebracht habt. Für Gelderon habt Ihr diese Bürde auf Euch genommen. Und nun mag uns dieser Umstand sogar von großem Nutzen sein.“
Interessant!
Der König bemerkte nun den Lord: „Ah, schön, dass Ihr kommen konntet, Lord Berington. Ich habe keinen treueren Mann als Euch.“
So schnell wendet sich das Blatt später?
„Mein König, wie Ihr wisst, ist das Motto meiner Familie: Treu der Krone bis in den
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