Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
haben. Nun wurden Soldaten und Staatsdiener in die Siedlungen der Fenn entsandt. Man erklärte offiziell, dass die Siedlungen zum Reich Ardeen gehörten und zukünftig alleine das Recht König Tarns gelte.
Durch die Präsenz der Fremden in den Clansiedlungen konnte Vrat nur noch schwerlich Unterschlupf und Unterstützung finden. Die Tiefländer hatten ihn inzwischen für vogelfrei erklärt und einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt. Auch für die Ergreifung der bekanntesten Mitglieder seiner Bande wurden Prämienzahlungen versprochen. Doch Vrat war schlau und er kannte die Berge hervorragend. Überall hatten sie geheime Lager angelegt, in die sie sich zurückziehen konnten. Außerdem vermied Vrat den offenen Kampf. Er plante sorgfältig und zog eine Operation nur durch, wenn das Risiko für ihn und seine Kämpfer gering war. Der Rabe konnte es sich nicht mehr leisten, Männer zu verlieren, wohingegen die Tiefländer zahllos zu sein schienen. Auch begaben sich inzwischen vereinzelt Krieger der Fenn in die Dienste der Fremden und halfen den Feinden, Vrat aufzuspüren. Doch noch war es ihnen nicht gelungen und Vrats Bande war wie ein lästiges Insekt, das das große Tier Ardeen umschwirrte und stach, sobald es dazu Gelegenheit hatte.
3. Die Schwarze Garde
Man konnte nicht sagen, dass Prinz Raiden von Ardeen sich auf seinen Besucher freute. Mehrfach schon hatte Meister Ulf Merett ihn mit den Vorkommnissen in den Bergen im Norden behelligt und im Grunde genommen interessierte sich der Herr des Schwarzen Turmes überhaupt nicht für die Belange der einfachen Leute. Er war ein Meister der Magie und die Wunder und Möglichkeiten dieser Kunst beschäftigten ihn. Wie erbärmlich ist doch das Leben der unmagischen, einfachen Leute. Es erscheint mir so bedeutungslos, dass es sich nicht einmal lohnt, darüber nachzudenken.
Doch neben der Magie gab es auch die Macht des Goldes und der Politik und die konnten auch unmagische Menschen erlangen. Ulf Merett war einer der mächtigsten Männer, was das anbelangte. Außerdem hatte der Kronprinz von Ardeen, Raidens Bruder Danian, mehrfach auf die Wichtigkeit des Aspentores hingewiesen und Prinz Raiden dazu veranlasst, Truppen in die Stützpunkte in Falgars Tal und Aspentor zu entsenden. Als Beschützer des Nordens oblag es Raidens Verantwortung, in Nordardeen für Frieden zu sorgen. Aber diese unfähigen Kommandanten scheinen nicht in der Lage zu sein, ein paar Wilde zu befrieden.
So wurde Sir ‚Sohn von diesem‘ durch ‚Sohn von jenem‘ ersetzt, aber keiner konnte dort oben wirklich für Ruhe sorgen. Nun stand Meister Merett erneut vor seiner Tür, um sich über die Zustände zu beklagen.
Die Wache trat ein und kündigte den Vertreter der Händlergilde an. Dieser folgte dann auf dem Fuße und begrüßte Prinz Raiden mit einer überschwänglichen Verbeugung.
Der würde Scheiße fressen, wenn er davon einen Nutzen hätte, kam es dem Schwarzen Prinzen – entgegen seiner sonst so gewählten Ausdrucksweise – derbe in den Sinn.
„Seid gegrüßt, Meister Merett. Was führt Euch zu mir?“ Als ob ich das nicht schon wüsste. Dazu brauche ich die Gedanken des guten Meisters Merett gar nicht zu lesen.
„Mein Prinz, es ist mir unangenehm, Euch erneut behelligen zu müssen, aber es kommt immer noch zu Übergriffen in den Bergen. Eine Bande Verbrecher treibt ihr Unwesen und überfällt friedliche Händler. Das führt zu einer erheblichen Unsicherheit bei unseren Handelspartnern. Viele entscheiden sich dann doch für die alten Torwege, auch wenn es die längere und teurere Variante ist. Aber das Risiko, ihre gesamten Güter zu verlieren, wollen die meisten Kaufleute nicht eingehen.“
Und Euer Profit leidet natürlich auch darunter.
Als ob Ulf Merett die Gedanken des Prinzen gehört hätte, fuhr er fort: „Eure Hoheit, Ihr solltet bedenken, dass es letztendlich auch um das Gold der Krone geht. Die Kommandanten im Norden sind zwar äußerst bemüht, der Lage Herr zu werden, doch die Bande – ihren Anführer nennen sie Vrat den Raben – besteht aus diesen Clanleuten und die lassen sich auf keinen offenen Kampf mehr ein. Sie schlagen zu, wenn sie in der Überzahl sind und verstecken sich in den Bergen, wenn die Soldaten ihnen nachsetzen.“
„Ihr wollt mir also sagen, dass die Befehlshaber nicht in der Lage sind, mit einer marodierenden Räuberbande klarzukommen.“
Ulf Merett hüstelte verlegen. „Sozusagen, Eure Hoheit. Allerdings sind diese Fenn auch nicht zu
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