Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
treffend, sich den Namen eines Aasfressers als Beinamen zu geben. „Die anderen Clandörfer sind befriedet. Ich glaube nicht, dass die Bande noch groß neuen Zuspruch erfährt“, klärte Prinz Raiden seinen Kommandanten auf.
„Es ist schon erstaunlich, dass die dort oben im Norden sich von so einer kleinen Gruppe an der Nase herumführen lassen“, bemerkte Lord Boron und Prinz Raiden ergänzte: „Meine Worte.“
„Eine Hundertschaft müsste genügen. Ein paar Magier…“
Der Schwarze Prinz unterbrach seinen Kommandanten: „Das Fennland ist unhaer.“
Lord Boron grinste. „Verzeiht! Als dummer Unmagischer war mir das entfallen. Also werden Magier dort keine Kräfte haben.“
Prinz Raiden überlegte: „Allenfalls kann ich dir ein paar Artefakte mitgeben. Ich muss in meiner Sammlung nachsehen, was von Nutzen sein könnte. Leider wirken nur sehr wenige Artefakte auf unhaerem Land. Die Kunst, solche Kleinode zu erschaffen, ist schon seit langer Zeit verloren gegangen.“
Der Kommandant zog die Augenbraue hoch und seine Stirn zeigte steile Falten. „Gut, dann erledigen wir das eben auf die unmagische Weise. Liegt mir sowieso mehr“, dabei zwinkerte er mit einem Auge. „Ein paar Heiler würde ich dennoch gerne mitnehmen, mein Prinz. Schließlich kommen wir ja auch wieder aus dem Unhaer heraus.“
Das war sinnvoll. Falls es Verwundete geben sollte, so war es wichtig, dass die Heiler schnell eingreifen konnten. „Kundschafter besorge ich mir dann vor Ort. Wann soll ich aufbrechen?“
Prinz Raiden zeigte sein gewinnendstes Lächeln: „Sofort!“
Lord Boron erhob sich betont mühsam. „Hetzt einen alten Mann nicht so, mein Prinz.“
„Tu was für dein Geld, schließlich bezahle ich dich dafür, damit du deine alten Knochen bewegst!“, spottete Prinz Raiden, aber Lord Boron blieb nichts schuldig:
„Genau, damit Ihr weiter hinter dem Ofen sitzen und die Beine hochlegen könnt. Schließlich ist es unter der Würde eines Magiers, mit banalen Waffen aus Stahl herumzufuchteln.“
Solche Späße verzieh Prinz Raiden seinem treuen und langjährigen Weggefährten – andere hätte er dafür hart bestrafen lassen. Der Schwarze Prinz war ein außerordentlicher Kämpfer und bei weitem besser als Lord Boron selbst, und nun zog er gespielt ein grimmiges Gesicht: „Solche Frechheiten stehen Euch nicht, Kommandant.“
Der Graue Wolf heuchelte ebenso theatralisch: „Ich bitte untertänigst um Verzeihung, mein Prinz, und empfehle mich.“ Dann beendete er das Schauspiel mit einer übertriebenen Verbeugung und verließ den Raum.
Der Schwarze Prinz sah ihm nach. Er ist alt geworden. Nein, wir sind alt geworden. So schnell sind all die Jahre vergangen.
Falgars Tal war inzwischen eine gut befestigte Stadt mit steinernen Mauern und Wehrtürmen. Seit das Tor entdeckt worden war, wuchs die Bevölkerung rasant an. Reiche wie arme Leute kamen, um ihr Glück zu suchen und die ursprüngliche Stadt hatte sich inzwischen beträchtlich ausgedehnt. Viel Volk tummelte sich hinter den Mauern und hin und wieder schlichen sich Mitglieder von Vrats Bande ebenfalls unbemerkt hinein, um Informationen zu sammeln oder Vorräte zu kaufen. Auch hatten sie Kontakt zu zwielichtigen Händlern, die ihnen ihre ‚Waren‘ abkauften.
Im Schatten der Wälder wartete diesmal Aileen. Eigentlich war sie in der Absicht gekommen, einen der Hehler zu treffen, um Preis und Übergabe zu vereinbaren, doch die Gelegenheit war ungünstig. Auf dem weiten, freien Feld vor der Stadt lagerte eine Truppe von vielleicht hundert Mann. Sie sehen anders aus, als die üblichen Soldaten. Allesamt trugen sie schwarze Mäntel und darunter glänzende Rüstungen. Viel konnte Aileen aus der Entfernung nicht erkennen, aber diese Soldaten verhießen nichts Gutes. Ich werde die Nacht abwarten und mich im Schutze der Dunkelheit näher heranschleichen, um zu sehen, ob ich mehr in Erfahrung bringen kann.
Langsam kroch die Sonne über den Horizont und die Schatten wurden länger. Männer bewegten sich zwischen den Zelten und gingen ihrer Arbeit nach. Doch nichts Außergewöhnliches ereignete sich während des Tages. Zwei Wagen waren aus den Toren der Stadt gerumpelt und vier Bauersleute gingen ihrer Wege. Das Übliche eben.
Aileens Kontaktmann tauchte nicht auf, was nicht weiter ungewöhnlich war. Sicherheit hat oberste Priorität. War es in irgendeiner Weise nicht möglich, ohne Aufsehen zu erregen die Stadt zu verlassen, würden die Kontaktleute nicht kommen,
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