Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
diesem talentierten jungen Mann. Im Rat habe ich es noch beschönigt. Der Mann ist nicht nur unwissend, er weigert sich auch vehement zu lernen. Gutes Zureden über längere Zeit hin und geduldiges Verständnis haben nichts bewirkt. Darum denke ich, dass es einen Versuch wert wäre, den Mann in deine Obhut zu geben. Es ist unumgänglich, dass er beginnt, zu verstehen und zu lernen. Ich glaube, dann wird er selbst erkennen, wie wichtig es ist, sich unserer Sache zu verschreiben. Ohnehin wird es Jahre dauern, bis er unsere Ziele sinnvoll zu unterstützen vermag. Bis dorthin liegt aber ein weiter Weg vor uns. Er muss lernen. Und du sollst ihm ein Lehrmeister sein. Ich stelle es dir sogar frei, alle Mittel auszuschöpfen, um das Ziel zu erreichen. Nur Schaden darf er keinen nehmen. Du weißt, wie ich das meine.“
Prinz Raiden konnte es sich vorstellen, doch die Aussichten gefielen ihm gar nicht.
„Werde ich jetzt zum Kindermädchen oder zum Folterknecht degradiert?“, bemerkte er patzig.
„Raiden, du vergisst dich wieder einmal“, tadelte ihn Meister Elderon und Raiden murmelte eine Entschuldigung. Dann fügte der Schwarze Prinz hinzu: „Habe ich das jetzt richtig verstanden? Ich soll den Mann brechen, damit er lernt. Schon irgendwie eine seltsame Vorstellung.“ Das ist ein Witz. Ein schlechter – um genau zu sein.
Aber Meister Elderon blieb bitterernst: „Bring ihn dazu zu lernen, mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen. Wir dürfen diesen Mann nicht für die Sache verlieren.“ Nachdem er die Worte hatte wirken lassen, fuhr der erste Magier äußerst ernst und eindringlich fort. „Sollte es aber passieren, dass du nicht zu dem Jungen durchdringst, dann bleibt immer noch eine Möglichkeit, ihn zu beherrschen.“
Raiden wurde blass. „Herr, das könnt Ihr nicht vorhaben. Ihr werdet das nicht noch einmal tun! Den Seelenbann auf jemanden zu wirken, ist über alle Maßen grausam.“
Mit gütiger, aber bestimmter Stimme korrigierte Meister Elderon: „Nicht ich, sondern du wirst es tun und ich weiß, dass du dazu in der Lage bist.“ Dann aber fügte er hinzu: „Nur, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit mehr geben sollte, und da vertraue ich dir voll und ganz. Sicherlich wirst du mich nicht enttäuschen.“
Es war nicht mehr als ein Flüstern, dass Prinz Raiden in den Raum hauchte. „Nein, Meister Elderon. Ich tue mein Bestes.“
Meister Talasin trat ein, denn auch ihn hatte Meister Elderon gerufen.
„Ah, Meister Talasin. Meister Raiden wird den jungen Mann gleich mitnehmen. Könnt Ihr ihn zum Tor bringen?“
All seinen Frust entlud Raiden nun auf Talasin. „Und vergesst nicht, ihn in Ketten zu legen!“ Meister Talasin glaubte an Güte und Menschlichkeit und der Schwarze Prinz wusste, dass er Talasin mit solchen Forderungen provozieren konnte.
„Ist das wirklich nötig?“, ging der Magier aus dem Weißen Turm sofort in Opposition.
„Demoralisierung bricht den Widerstand und schwere Ketten sind ein Anfang“, konterte Raiden geschickt und Talasin wollte schon etwas erwidern, als ihm Elderon in Gedanken „Lass es gut sein!“ schickte. So nickte der nur resigniert und machte sich auf den Weg.
„Mit Eurer Erlaubnis.“ Prinz Raiden verbeugte sich leicht und Meister Elderon entließ ihn.
Nach all den Jahren ist Raiden immer noch schwierig und ungefähr so zahm wie eine Klapperschlange . Gut, die Schlange kann mich nicht beißen, dafür aber beißt sie liebend gerne alle anderen, die in ihre Nähe kommen. Ich bin eben nur derjenige, der der Schlange auf den Schwanz getreten ist.
6. Naganor – Der Schwarze Turm
Die Tür zu Eryns Raum ging auf und Talasin kam herein. Der Magier wirkte missgelaunt.
„Zeit zu gehen! Steh auf!“
„Funktionieren deine Zauber nicht mehr, die mich von alleine laufen lassen?“
Es war nicht der richtige Moment, den Zauberer zu provozieren, merkte Eryn sogleich, als er unsanft auf die Beine gerissen wurde. Dann verließ er unter dem Zauberbann den Raum und Meister Talasin folgte ihm.
Nanu, diesmal geht es nicht zur Akademie? Sie nahmen einen neuen Weg durch unbekannte Gänge und Treppen hinauf. Letztendlich gelangten sie in einen kleinen Raum. Hier war ich schon einmal – glaube ich zumindest . In dem Raum stand ein Torbogen, dessen Seiten kunstvolle Holzschnitzereien aufwiesen. Ein Mann befand sich bereits hier und Eryn musterte ihn neugierig. Groß und schlank, mit langen schwarzen Haaren und auffallend stahlblauen Augen. Gekleidet
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