Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
„Verfluchter Mörder!“ Klatsch, traf Eryn eine unsichtbare Ohrfeige.
„Die Anrede ist Herr, oder bist du so dumm, dass du dir ein paar einfache Dinge nicht merken kannst? Jede Unhöflichkeit wird bestraft. Du hast es in der Hand, wie gut oder schlecht es dir in Zukunft geht“, bemerkte der Schwarze Prinz amüsiert. „Übrigens kann ich dir versichern, dass ich niemanden ermordet habe, zumindest nicht in den letzten Jahren.“ Prinz Raiden wippte mit dem Stuhl nach hinten. „Aber wir reden nicht von mir, stimmt’s? Name, Alter, Herkunft? Sprich, Junge!“
Aus Protest schwieg Eryn. Warum meint jeder, mich Junge nennen zu müssen? Ich bin ein erwachsener Mann und kein Kind. Als Krieger des Clans bin ich in den Kampf gezogen und habe die Unbeschwertheit der Jugend schon lange hinter mir zurückgelassen .
Es schien, als hörte sich der Prinz selbst gerne reden. „Was jetzt? Verstocktes Schweigen? Wie ein trotziges Kind sitzt du da, dabei wollen wir alle nur dein Bestes. Weißt du, was magische Schläge sind? Natürlich nicht. Woher auch? Also will ich es dir erklären. Magische Schläge hinterlassen keine bleibenden Schäden, nur die Schmerzen sind sehr real und wirken noch mehrere Stunden nach. Der Gefolterte – welch hässliches Wort – nennen wir es besser: Der Uneinsichtige, der überzeugt werden möchte. Also, diese Person hat stets die Hoffnung, dass sie in Ohnmacht fallen könnte, um so dem Ganzen zu entgehen, oder dass irgendwann der süße Tod eintritt und es somit endlich vorbei ist. Doch das passiert bei magischen Illusionsstrafen nicht. Die Frage ist somit: Wie viel Schmerz kann ein Mann ertragen? Oder noch genauer: Wie viel Schmerz kannst du ertragen?“
Eryn schwieg weiterhin, doch die Androhung von Schmerzen hing unheilvoll im Raum und Eryn begann sich geistig abzulenken, nur um nicht daran denken zu müssen. Ich bin Eryn Bluthand, Krieger der Fenn. Die Götter der Natur mögen mich beschützen. Ihre Lehre ist die einzig wahre. Magie ist falsch und frevelhaft. Ich werde mich nicht von den Göttern abwenden und dem Bösen dienen!
Plötzlich lachte der Prinz auf: „Bluthand. Was für ein primitiver Name. Die Fenn? Sind das nicht diese paar Wilden aus den Bergen?“
Er liest meine Gedanken, durchfuhr Eryn die Erkenntnis und eine Stimme antwortete in seinem Kopf:
Ja, das tue ich ohne Probleme und unter Zuhilfenahme von frevlerischer Magie! Dann fuhr Meister Raiden laut fort: „Und dein Glaube an Äpfel- und Birnbäume ist der wahre Weg? Das klingt fast wie eine Geschichte Nurins. Also, Tölpel, bevor ich die Geduld bei so viel Unsinn verliere, hast du mir etwas zu sagen?“
Schweigend presste Eryn die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Dann hagelte es scharfe Schläge wie Peitschenhiebe auf ihn hernieder. Er krümmte sich zusammen, betete zu seinen Göttern und schrie seinen Schmerz hinaus, als er es nicht mehr aushielt. Wie lange es gedauert hatte, konnte Eryn später nicht sagen. Auch nicht, wann der Prinz den Raum verlassen hatte und wie er wieder an die Wand gekettet worden war. Als er alleine war, weinte Eryn. Mehr ein Schniefen ohne Tränen, doch er selbst wusste, dass er weinte. In einem Kampf Mut zu zeigen, ist eine Sache, aber das hier – eine ganz andere. Die Prüfung, die mir die Götter auferlegen, ist schwer.
Man brachte ihm zu essen und zu trinken und stellte es vor ihn auf den Boden. Ich könnte die Nahrung verweigern, dachte er noch, doch seine Hände begannen sich zu bedienen und führten das Essen zum Mund.
Ein Bann – was sonst. Sie wollen also nicht, dass ich verhungere und ich befürchte, sie werden auch aufpassen, dass ich ihnen nicht einfach wegsterbe . Immer noch hatte Eryn starke Schmerzen, als er sich zusammenrollte, um zu schlafen.
Nachdem die Nacht vorüber war und er erwachte, da waren die Schmerzen weg, als sei nichts gewesen.
Das nächste Mal als Prinz Raiden kam und die Ketten verschwanden, blieb Eryn einfach dort sitzen, wo er war. Das schien den Schwarzen Prinzen noch mehr zu verärgern als Ernys vergeblicher Angriffsversuch am Vortag.
„Steh auf, wenn dein Prinz den Raum betritt, Tölpel!“
„Macht es einen Unterschied? Und ‚mein Prinz‘ bist du auch nicht“, begehrte Eryn auf.
Es klatschte ihm sofort links und rechts auf die Wange.
„Die Anrede hat schon wieder gefehlt und die Feststellung ist falsch. Höflichkeits- und Inhaltsfehler. Ich bin sehr wohl dein Prinz, denn die Berge im Norden bis zum Nimrod gehören seit jeher zu
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