Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Ardeen. Es hat lange Zeit nur niemanden interessiert, was dort oben geschah, bis dann das Tor entdeckt wurde. Und dann hat es sich gezeigt, dass meine undankbaren Untertanen vergessen haben, wem sie Treue schulden.
Aber ich bin nicht hier, um dir eine Lektion in Geschichte zu geben. Machen wir es kurz: Hast du mir etwas zu sagen und bist du bereit, dein jämmerliches Dasein wieder mit einem menschlicheren Leben einzutauschen?“ Schweigen. „Offensichtlich nicht“, kommentierte der Prinz Eryns Verhalten und verabreichte seinem Gefangenen erneut eine Tracht Prügel.
In welchen Abständen der Prinz kam, konnte Eryn nicht genau sagen, denn im Raum gab es kein Tageslicht. Er vermutete, dass der Tag noch nicht vorbei war, als er erneut Besuch bekam. Das Spiel begann von vorne.
Prinz Raiden kündigte recht gönnerhaft an: „Ich habe jetzt etwas mehr Zeit, lass uns ein wenig plaudern.“
Und das soll ich jetzt erfreulich finden? Inzwischen hatte Eryn gehörige Angst vor den Schmerzen, doch er betete zu den Göttern und fand Halt und Trost darin.
„Was sind das für hässliche Tätowierungen auf deiner rechten Hand?“
Diesmal entschloss sich Eryn zu antworten: „Es sind Schutzzeichen der Götter. Ich war als Kind einmal sehr krank und die Hilfe der Götter wurde erbeten.“ Ja, die Götter haben mich geheilt. Ihre Macht ist groß.
Zunächst erhielt Eryn eine Ohrfeige, weil er die Anrede vergessen hatte und dann machte Prinz Raiden wie gewohnt alle Gebräuche der Fenn lächerlich.
„So ähnlich wie Zauberzeichen? Es hat schon große Ähnlichkeit mit den Symbolen zur Aufzeichnung von Zaubersprüchen, findest du nicht? Was ich mich schon die ganze Zeit über frage: Sind die Fenn nicht vom Typus her schwarzhaarig und besonders unmagisch? Wie kommt es dann, dass du über so ein überragendes Talent verfügst? Was du ja – aus welchen Nuringründen auch immer – in keinster Weise nutzen möchtest. Wahrscheinlich bist du gar kein Fenn, sondern ein Kuckuckskind, ein Findling.“
Eine gemeine Anschuldigung! „Ich bin Eryn Bluthand, Sohn von Bron Bärentöter und Lyesell Sonnenstrahl, die durch die Hand gemeiner Mörder ums Leben kamen!“, brauste Eryn auf und wurde abgestraft.
Eryn krümmte sich noch unter dem Hieb, da redete der Prinz munter weiter. „Sucht ihr euch diese dämlichen Namen eigentlich selbst aus? Bluthand, Bärentöter, Sonnenstrahl, Pferdeapfel, Pisspott…?“ Immer noch japsend rang Eryn nach Luft, doch Prinz Raiden interpretierte das als bockiges Schweigen: „Och, redet der störrische Junge schon wieder nicht mehr mit mir? Langsam erkenne ich, dass du genau das bist, was Talasin verdient hätte. Nur leider hält Meister Elderon mehr von meinen Überzeugungsmethoden. ‚Meister Raiden‘, hat er gesagt, ‚dir wird der Junge zuhören und seinen Eigensinn aufgeben. Er muss nur erst einmal auf den Weg gebracht werden, dann erkennt er es selbst!‘ Also irgendwie scheinst du den Weg noch nicht gefunden zu haben. Es scheint so, als ob ich dich wieder einmal darauf zustoßen müsste.“
Die Schläge brachen über Eryn herein und in seinem Kopf war ein Gedanke allgegenwärtig: Ich gebe einfach auf und mache was er will. Dann wird es aufhören! Aber dennoch tat er es nicht.
Bei seinem nächsten Besuch beschwerte sich der Prinz von Ardeen über den Gestank.
„Es riecht inzwischen hier unten recht widerlich. Ich nehme mal an, du wäschst dich nicht, Kotduft. Klingt besser als Bluthand, finde ich. Was meinst du dazu?“
„Warum tötest du mich nicht einfach, dann musst du weder deine Zeit opfern, noch den Geruch weiter ertragen?“, bemerkte Eryn zynisch und mit einem Unterton fügte er sogar: „Mein Prinz“ hinzu.
Klatsch. Eine weitere magische Ohrfeige traf. Und was war jetzt falsch? Da spreche ich ihn mit dem Titel an und wieder ist es nicht recht. Ich glaube bald, er braucht gar keinen Grund um mich zu schlagen. Sicherlich bereitet es diesem... Sadisten da Freude, andere zu quälen.
Ganz sachlich legte der Prinz das Problem dar: „Die Anrede ‚mein Prinz‘ dürfen nur Freie, also Bürger, gebrauchen, du hast mich ‚Herr‘ zu nennen. Ist das denn so schwer? Natürlich könntest du den Rang eines Bürgers erhalten, wenn du deinem irrwitzigen Wald- und Wiesenglauben abschwörst und dich in tiefster Hingabe der Magie widmest. Es muss ja nicht gleich die schwärzeste Magie sein.“ Dabei zwinkerte Raiden mit dem Auge.
Eryn verstand den Witz nicht, dennoch war er froh, dass der Prinz
Weitere Kostenlose Bücher