Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
leicht gewesen, das Ding überhaupt sicher zu verschließen. Die unbedachte Berührung damit hätte mich schwer verletzen können, wenn ich nicht im allerletzten Moment einen Schild erzeugt hätte. Aber wer hätte daran gedacht, dass dieser nichtsnutzige Bursche so starke und alte Magie in sich trägt? Oder besser in sich, denn die milchig weiße Schuppe war in seiner Hand durch trickreiche Zauber unglaublich gut verborgen gewesen. Es ist schon außerordentlich, dass ich das Ding überhaupt nicht scannen konnte. Erst die reale Berührung hat Wirkung gezeigt.
Prinz Raiden stieg die Stufen im Weißen Turm zu Elderons Räumen empor. Nun schickte er doch eine telepathische Ankündigung: „Meister Elderon, ich habe wichtige Neuigkeiten.“
Der oberste Magier bat ihn ebenfalls telepathisch herein: „Ich habe dich bereits wahrgenommen. Komm herein!“
Raiden kannte Aleroth fast so gut wie Naganor, denn er hatte einige Jahre hier zugebracht. Meister Elderon begrüßte ihn freundlich, doch Raiden spürte sofort den Zwang des Seelenbannes und das Unbehagen ließ sich nicht unterdrücken. Er beugte das Haupt. Diese Gesten der Unterwerfung halfen ein wenig gegen das Unbehagen, auch wenn sie immer noch sehr an seinem Stolz kratzten.
„Herr, ich habe etwas Wichtiges über diesen Jungen herausgefunden.“ Er ist der Herr und ich der Knecht, wie freundlich er sich auch geben mag.
„Und wie macht sich der Junge? Hast du zum Äußersten greifen müssen?“
„Nein, Meister Elderon, ich habe den Seelenbann nicht gesprochen... es ging auch ohne. Wenn es auch seine Zeit gedauert hat. Nun lernt er und macht kleine Fortschritte. Leider weiß er gar nichts und es wird sehr lange dauern, bis er brauchbare Fähigkeiten vorweisen kann.“
„Meinst du, du kannst ihn auch ohne den Bann unter Kontrolle halten? Bedenke aber, der Junge darf uns nicht durch eine... Unbedachtheit verloren gehen.“
„Meister Elderon, der Seelenbann ist nichts, was man einem Menschen antun sollte“, entgegnete der Prinz gequält und wechselte dann das Thema: „Aber seht, warum ich eigentlich gekommen bin. Die Magie des Jungen war blockiert und der Grund dafür war dies hier.“
Mit diesen Worten zog der Herr von Naganor die schwarze Kugel, die er erschaffen hatte, aus seinem Mantel. Kaum hatte Meister Elderon einen Blick darauf geworfen, da donnerte seine Stimme durch den Raum.
„Du wagst es, ein Nekronom hierherzubringen!“ Zerstöre es!
Meister Elderon ließ all seinen Ärger durch den Seelenbann fließen und der Schwarze Prinz krümmte sich vor Schmerz. Die Kugel fiel zu Boden, wobei die Hülle aus schwarzer Magie verschwand. Augenblicklich leuchtete die Schuppe hell auf und füllte den Raum mit ihrer Magie. Prinz Raiden hatte sich ins letzte Eck des Zimmers gerettet und wand sich am Boden, kaum in der Lage, einen Schild gegen die Magie der Schuppe aufrechtzuerhalten.
„Herr, ich wollte es nur herbringen. Ich wollte es doch nur...“ Prinz Raiden versagte die Stimme.
Doch Elderon schenkte ihm sowieso keine Beachtung. Seine ganze Anstrengung richtete sich gerade darauf, die Macht der Schuppe zu zerstören. Er intonierte Zauber mit großer Kraft, während Raiden unentwegt Entschuldigungen vor sich hinstotterte.
Schließlich versiegte die Kraft der magischen Schuppe und Meister Elderon beförderte das Ding mit Magie in seine Hand. Immer noch lag der Prinz als Häufchen Elend auf dem Boden.
„Es ist alles gut, Raiden. Du gehst jetzt vielleicht besser wieder.“
Der Prinz kam mühsam auf die Beine und torkelte hastig zur Tür hinaus. Meister Elderon sah ihm mitleidig nach. Es tut mir leid, Raiden. Das wollte ich nicht. Ich habe mir oft Vorwürfe gemacht, dass ich den Seelenbann damals gewirkt habe. Vielmehr hätte ich mir gewünscht, dass Raiden die Notwendigkeit erkennt und mit mir zusammenarbeitet. Aber es ist bereits geschehen und jetzt nicht mehr zu ändern. Zumindest steht Raiden nun mit all seiner Macht auf meiner Seite – wenn auch unwillig.
Wenigstens hat er den Bann nicht auf den Jungen gewirkt. Ich bin froh darüber. Eryn wird mit der Zeit selbst den richtigen Weg erkennen. Das ist meine Hoffnung.
Die Schuppe lag in der Hand des ersten Magiers und schimmerte nur noch durch das Licht des Raumes.
Lange her, dass ich so etwas gesehen habe. Die Schuppe eines Drachen als Träger großer Magie. Darum konnte der Junge seine Kraft nicht gebrauchen und jahrelang in einem unhaeren Land leben. Wer aber kann ein Interesse daran haben, einen
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