Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Meister Lovin zu bezaubern und ich habe es erst nach zwei Stunden gemerkt.
Nun sind sie vorerst friedlich und an die Tischmanieren haben sie sich erstaunlich schnell gewöhnt. Wahrscheinlich weil sie sonst verhungert wären. Mit dem anderen hapert es noch ziemlich.“
Lord Boron bohrte nach: „Und die beiden Herren haben sich nicht beklagt?“
Der Prinz rollte mit den Augen: „Oh, doch, ständig und sie wollen wissen, warum ich ihnen das antue. Aber ich habe sie in Unkenntnis gelassen.“
„Mein Prinz, das ist wahrlich grausam. Haben sie schon die höfischen Tänze gelernt? Das habe ich immer besonders gehasst.“
Prinz Raiden verneinte: „Das kommt als Nächstes dran. Wenn der Schneider die Kleider fertig hat...“ Normalerweise unterbrach Lord Boron seinen Prinzen nicht, doch hier vergaß er sich: „So ein modischer Fetzen, der unbequemer zu tragen ist als die komplette Rüstung mitsamt Marschgepäck?“
Lord Boron grinste breit und Prinz Raiden fiel mit ein: „So ungefähr. Es gab sicherlich Jahre, in denen die Mode bequemer war. Aber ich muss den neuesten Trend ja nicht tragen. Hohe Kragen und ziemlich eng.“
Lord Boron verzog das Gesicht: „Hört sich schlimm an.“
„Der Preis ist noch schlimmer, doch Ihr werdet es nicht glauben. Irgendwie tun mir die beiden sogar leid und da möchte ich mich großzügig zeigen.“
Der Kommandant nickte wissend: „Ich weiß, was Ihr meint. Aber da mussten wir alle durch.“
Sie lachten herzhaft bevor sich der Graue Wolf dann verabschiedete.
Seit dem missglückten Fluchtversuch musste Ravenor sich beim Prinzen immer melden, wenn er hinüber in die Garnison gehen wollte. Was ihm dann natürlich nur zum Zwecke seiner Arbeitserfüllung erlaubt wurde.
Die Stunde des Grauens rückte unaufhaltsam näher und Ravenor genoss jede Minute der verbleibenden Zeit. Auch wenn das im konkreten Fall bedeutete, im Offiziersbüro der III. Kompanie zu sitzen und auf die Abrechnungsunterlagen zu warten. Alle Zugführer der III. Kompanie waren ebenfalls versammelt. Der hohe Adel: Sir Askir und Sir Marten sowie die Abkömmlinge der nicht ganz so bedeutenden Familien: Sir Gahret Thyrne, Sir Ulme Ortwein, Sir Redwik Lohten und der noble Sir Demon Agarat von der V. Kompanie. Letzterer hing aber lieber bei seinen Lordlingskameraden herum als bei der Bastardkompanie, der er zugeteilt war. Im letzten Jahr hatte fast der ganze Führungsstab der III. gewechselt, da für die Längergedienten die Zeit bei der Garde vorüber war. Schließlich war es kein Geheimnis, dass die meisten Adeligen in der Garde Dienst taten, um sich nach dem Ausscheiden einen guten Posten außerhalb zu sichern.
Im Augenblick übten sich die Herren in der wichtigen Kunst des Kartenspielens und Ravenor hatte wirklich große Lust einzusteigen. Doch seine Zeit war knapp bemessen und es würde wahrscheinlich nur für ein Spiel reichen, bevor er dann losmusste.
Lohnt sich nicht, entschied er. Die Drohung des Prinzen klang ihm dabei immer noch im Ohr: ‚Wenn Ihr Euch auch nur um eine Minute verspätet, dann werdet Ihr demnächst im Kerker wohnen.‘ Das hatte bitterernst geklungen und Ravenor wollte sein Schicksal nicht herausfordern.
Nervös sah er zur offenen Tür des Nebenraumes, in dem Sir Ulme immer noch schrieb:
„Warum habt ihr die Berichte eigentlich noch nicht fertig?“, rief er ungeduldig.
„Kommt gleich. Wieso? Hast du’s eilig?“, rief Sir Ulme zurück.
„Geht so“, meinte Ravenor nichtssagend. Ich habe es nicht eilig. Ich werde zur Eile gezwungen, das ist der feine Unterschied.
Die Tür wurde aufgestoßen und Sir Haerkin kam herein. Sofort waren alle Augen auf den Kommandanten gerichtet, aber der war nicht da, um die Pferde scheu zu machen:
„Meine Herren, bleiben Sie ruhig sitzen; keine Umstände.“
Das gilt sicherlich nur für die Lordlinge, seit der unseligen Geschichte im Weinkeller bin ich ja mit dem Sir-Haerkin-Fluch belegt. Ravenor wollte schon aufspringen, da kam ihm eine Idee. Das kleinere Übel zu wählen, wäre besser – sozusagen.
Und da ruhte Sir Haerkins Blick auch schon direkt auf ihm und Ravenor sah ihn unverwandt an:
„Sir Haerkin, ich habe Euch sehr wohl hereinkommen sehen, aber ich werde trotzdem nicht aufstehen und salutieren. Missachtung und Befehlsverweigerung sozusagen“, zeigte er sich sogar noch selbst an.
Und da passierte etwas Unglaubliches. Sir Haerkin trat hinter Ravenor und klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter:
„Mein lieber Sir Ravenor,
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