Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
waren dem Weg ungefähr zweihundert Meter gefolgt, da verschwand die Unendlichkeit und sie traten durch ein Tor in die Vorhalle eines Gebäudes. Früher wäre Eryn bei so einer dramatischen Wandlung des Ortsbildes über alle Maßen erstaunt gewesen, doch nun dachte er nur mäßig beeindruckt: Illusionszauber . Ich vermute, wir werden den Erhabenen bald zu Gesicht bekommen.
3. Der Erhabene
Sie durchquerten die Vorhalle und folgten einem nicht allzu großen Gang. Die Luft war kühl und der Marmorboden selbst fühlte sich unangenehm kalt an den bloßen Füßen an. Ihre Schritte hallten an den Wänden wieder. Es war das einzige Geräusch, der Gleichklang auftretender Füße. Die Stiefel der Dämonenmenschen ertönten wie ein Trommelschlag, sodass das leise Patschen der bloßen Füße dazwischen nicht zu hören war. Bam-Bam-Bam-Bam. Unweigerlich musste Eryn an Falgars Tal zurückdenken, als er damals auf dem Podest gestanden hatte und auf seine Hinrichtung gewartet hatte. Was mag uns hier am Ende des Ganges erwarten?
Sie bogen um eine Ecke, nach der sich der Gang verzweigte und dann traten sie hinaus in eine noch größere Halle. Prunkvoll und lichtdurchflutet und von erdrückender Dimension. Säulen so dick wie jahrhundertealte Baumstämme ragten in klarer Form empor. Glatte, schnörkellose Oberflächen ließ sie noch gewaltiger wirken und gaben den Neuankömmlingen das Gefühl, klein und unwichtig zu sein.
Als sie auf die Mitte der leeren Halle zuschritten, flankierte sie nur mehr der Anführer. Den Boden schmückte ein überdimensionales Muster aus Linien und Quadraten und in der Mitte befand sich ein rotes Feld, eingerahmt von einer schwarzen Linie. Dort hielt ihr Bewacher die Klinge kurz vor Meister Raidens Brust, als eindeutige Aufforderung, stehen zu bleiben.
Auf dem Rot sieht man das Blut nicht so . Eryn sah sich nervös um. Ihre Bewacher senkten leicht den Kopf in einer Verbeugung und zogen sich dann zurück. Zu gerne hätte Eryn gewusst, wem die Krieger diese Ehrerbietung erwiesen hatten, aber seine Magie war versiegelt und er konnte somit nicht einmal die einfachsten Zauber durchschauen.
Doch dann hob sich der Schleier der Illusion von selbst und Eryn sah sich einem Wesen gegenüber, dem er noch nie zuvor leibhaftig begegnet war und dennoch erkannte er ihn sofort. Dort saß der Große Graue. Gigantisch und beeindruckend strahlte er eine Macht aus, wie Eryn sie in der Vision damals nur hatte erahnen können. Er starrte das Wesen einfach nur an. All diese Geschichten über die Drachen und den Großen Krieg gingen ihm durch den Kopf. Wie viel anders war es nun so einem Wesen leibhaftig gegenüberzustehen. Und der Große Graue war nicht irgendein Drache. Er war der mächtigste seiner Art.
Meister Raiden war nicht ganz so in die Paralyse des Erstaunens verfallen wie Eryn. Und schnell fand er seine Stimme wieder.
Er verbeugte sich leicht: „Erhabener, ich grüße Euch, oder soll ich Euch ‚Großer Grauer‘ nennen?“
Der Gigant regte sich leicht. Seine Worte formten sich in Gedanken:
„Ein Name, den ich schon lange nicht mehr gehört habe, Menschlein.“ Die großen Augen des Drachen ruhten auf ihnen und musterten sie, wahrscheinlich auch gleich mit einem magischen Totalscan verbunden.
Da der Drache eine Pause machte, fühlte sich Meister Raiden berufen das Gespräch weiterzuführen: „Warum sind wir hier, Erhabener?“ Eryn begnügte sich damit zu schweigen. Meister Raiden war der Mann der Worte und wenn der sich um Kopf und Kragen redete, dann würde er sich später von allem distanzieren können.
Der Drache sprach telepathisch: „Genau das, Menschlein, frage ich mich auch. Warum seid ihr hier? Ihr wandert seit Tagen an der Grenze meines Gartens entlang und tötet wahllos meine Wächtertiere und verwüstet das Land. Also warum seid ihr hier, Menschlein?“
Selbst nackt strahlte Meister Raiden die Würde und Arroganz eines Prinzen aus: „Ich komme von außerhalb des Nimrods...“
„Was ist das Nimrod?“, unterbrach ihn der Drache.
„Dieses Land hier, Erhabener. Nach dem Großen Krieg, als die Welt getrennt wurde, da gab man dem versteckten Land hier diesen Namen. Und seit über fünfzig Jahren sind wir die Ersten, die es geschafft haben einen Weg hier herein zu finden. Darum verzeiht mir meine Unwissenheit. Ich habe Euch gesucht, doch alles hier ist mir fremd und ich kannte weder den Weg, noch lag es in meiner Absicht Eure Wächter zu töten. Ich erwehrte mich nur meiner Haut,
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